Klimawandel, geopolitische Veränderungen, Pandemien – unser Arbeitsalltag ist heute mehr denn je von Unbeständigkeit geprägt, gleichzeitig löst dies aber auch einen Paradigmenwechsel aus: Unternehmen werden beispielsweise flexibler, investieren in ihre Mitarbeitenden, den Datenschutz und in ESG. Doch wie wichtig ist Resilienz in der aktuellen Situation für Unternehmen?
Und während einige Unternehmen sich trotz dieser Umstände behaupten können und in der Lage sind, effektiv und effiziente Entscheidungen zu treffen, haben andere große Schwierigkeiten mit der aktuellen Situation, da sie es versäumt haben, ihre internen Prozesse möglichst agil zu gestalten, um nicht hinter dem Wettbewerb zurückzubleiben. Zukünftig wird es weitere globale Krisen geben, so viel ist bereits absehbar. Um flexibel auf unerwartete Situationen reagieren zu können, müssen Unternehmen resilienter werden.
Was bedeutet Resilienz im Unternehmen?
Resiliente Unternehmen sind in der Lage, sowohl in unerwarteten Situationen als auch bei schrittweiser Veränderung zu bestehen und sogar zu wachsen. Dafür braucht es vor allem vier Fähigkeiten: antizipieren, reagieren, vorbereiten und anpassen. Wollen Unternehmen einen strukturierten Ansatz zu mehr Resilienz verfolgen, dann sollten sie drei Kernbereiche in den Mittelpunkt ihrer Resilienz-Strategie stellen:
- Nachhaltigkeit: Unternehmen sollten einen proaktiven Ansatz in den Bereichen Inklusion, soziale Gerechtigkeit und CO2e-Reduktion verfolgen. Fehlt dieser, kann das für Unternehmen zum Kosten- und Reputationsfaktor werden.
- Data Governance und Datensicherheit: Unternehmen werden auch zukünftig digital arbeiten. Dementsprechend haben 90 Prozent der deutschen Unternehmen bereits Initiativen zur Bereinigung veralteter physischer und digitaler Dokumente, Dateien und Daten implementiert.
- Transformation des Arbeitsplatzes: Seit Beginn der Pandemie haben ca. 44 Prozent der deutschen Unternehmen vermehrt in flexible Arbeitszeitmodelle sowie hybride Arbeitsformen investiert, Tendenz steigend.
Nachhaltigkeit: Priorisierung von ESG infolge sozialer und ökologischer Bedenken
Integrationsinitiativen, Bemühungen um soziale Gerechtigkeit und die Definition von Klimazielen werden immer wichtiger. Unternehmen müssen ihre ESG-Ziele (Environment, Social and Governance) in jeder ihrer Botschaften und jeder Maßnahme mitkommunizieren: Starke, freiwillige ökologische und soziale Verpflichtungen allein reichen nicht, auch die Umsetzung muss nachgewiesen werden. Unternehmen in diesem Bereich resilienter zu machen ist bereits unter optimalen Umständen eine komplexe Aufgabe, die in Anbetracht der aktuellen Situation noch verschärft wird. So haben die aktuelle weltpolitische Lage und die Pandemie auch die Maßnahmen zum Aufbau von Resilienz hinsichtlich der ESG-Ziele beschleunigt.
Die Verpflichtung zu ESG-Zielen erfordert Messgrößen, an denen sich die Umsetzung bewerten lässt. Um den nötigen Impact zu erzeugen, müssen diese Ziele eine klare Verbindung zum Geschäftsmodell und den Handlungen des Unternehmens haben. Ist die Archivierung zum Beispiel bereits digitalisiert, ist ein Ziel zur Reduktion von Papierakten kein relevantes ESG-Ziel. 46 Prozent der deutschen Unternehmen haben während der Pandemie neue Technologien eingeführt, um die ESG-Fortschritte leichter verfolgen und darüber Berichte erstellen zu können. So entstanden zum Beispiel Softwareplattformen, die Daten sammeln, ESG-Gap-Analysen durchführen und Benchmarkings visualisieren können. Künstliche Intelligenz, Edge Computing und das IoT können außerdem dabei helfen, ESG-Verpflichtungen wie den Umweltschutz durch ein Net-Zero-Ziel (Klimaneutralität) zu erreichen. Schon im Jahr 2020 haben weltweit 85 Prozent der Investoren ESG-Faktoren bei ihren Investitionen berücksichtigt. ESG spielt also auch bei der finanziellen Widerstandsfähigkeit eine wichtige Rolle – je besser Unternehmen hier aufgestellt sind, desto mehr Fremdkapital steht zur Verfügung.
Transformation des Arbeitsplatzes: Zusammenhalt in Zeiten des digitalen Wandels
Die Anforderung von Mitarbeitenden an das Einstellungsverfahren, die Einarbeitung und die Bindung an das Unternehmen haben sich in den letzten beiden Jahren stark verändert. Ein Großteil der Beschäftigten erwartet hybrides Arbeiten und flexible Arbeitszeiten. Die Unternehmenskultur sowie die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden sind entscheidende Faktoren für den Verbleib im Betrieb. Um hier Resilienz zu gewährleisten, müssen Unternehmen sich den Erwartungen ihrer Mitarbeitenden anpassen und zum Beispiel hybride Arbeitsweisen implementieren, um den Teamzusammenhalt zu stärken. Ein funktionierendes Team kann unerwartete Veränderungen besser überstehen als eines, in dem schon aufgrund der Arbeitsumstände Reibungen vorherrschen. Dieser Wandel führt dazu, dass Unternehmen ihr Konzept und ihre Strategie noch einmal überdenken müssen: Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden mehr Flexibilität in puncto Arbeitszeiten, -ort und -umfang bieten, bezeichnen einen deutlich höheren Prozentsatz ihrer Mitarbeitenden als „High Performer“. Die Investition in flexible Arbeitsmodelle ist also eine wesentliche Voraussetzung für die Förderung und den Erhalt eines anpassungsfähigen und effizienten Arbeitsplatzes.
Data Governance und Datensicherheit: Datenschutz und wachsende Cyber-Bedrohungen
Seit Beginn der Pandemie haben Cyberangriffe weltweit um 81 Prozent zugenommen. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2025 jährlich 181 Zettabite an Daten generiert werden. Die Übertragung und Speicherung von Daten – sowohl unternehmenseigener als auch vertraulicher Daten Dritter – sorgt dafür, dass immer mehr Cyberrisiken entstehen. Außerdem gestalten Angreifer ihre Attacken immer raffinierter, so dass Unternehmen anfälliger für katastrophale Datenschutzverletzungen werden und ihre Datenschutz- und Sicherheitsstrategien optimieren müssen. Zum Schutz moderner Unternehmen sind Technologien wie Cloud-Backups, Air-Gapped-Storage, XDR-Tools (Extended Detection and Response) und MFA (Multi-Factor-Authentication) unerlässlich, nur so kann die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens gegenüber Cyberattacken gewährleistet werden.
Es gibt aber auch noch einiges zu tun: 18,5 Prozent der deutschen Unternehmen müssen ihre Technologien zentralisieren, um einen ganzheitlichen Überblick über alle Informationssysteme zu bekommen und 12 Prozent haben tatsächlich noch keinen Disaster-Recovery oder Business-Continuity-Plan für ihre digitalen Systeme.
Auch bei unternehmerischer Resilienz gilt: der Weg ist das Ziel
Sich über die Bedeutung der organisatorischen Widerstandsfähigkeit klar zu werden, ist dabei nur der erste Schritt auf dem Weg der Entwicklung und Umsetzung einer Strategie zur erfolgreichen Positionierung einer Organisation. Um echte Resilienz aufzubauen, ist eine abteilungs- und funktionsübergreifende Zusammenarbeit der Führungskräfte unerlässlich. Dies haben die meisten Führungskräfte auf Vorstandsebene bereits erkannt. Denn Führungskräfte allein können Resilienz nicht vorantreiben, sie brauchen dafür den Rückhalt aus der Unternehmensführung genauso wie aus der Belegschaft. Die Umsetzung muss auf allen Ebenen des Unternehmens stattfinden. Das zeigt sich schließlich auch in der Kundenzufriedenheit, weltweit liegt diese bei resilienteren Unternehmen bei 47 Prozent – bei weniger resilienten Unternehmen hingegen nur bei 27 Prozent.