Standen sie früher im Schatten der CEOs, rücken sie nun immer stärker in den Mittelpunkt: die CFOs (Chief Financial Officers) internationaler börsennotierter Unternehmen. Sie sind mittlerweile gesuchter als CEOs.
Das zweite Jahr in Folge erreicht die weltweite Nachfrage nach Finanzchefs und Finanzchefinnen ein Rekordniveau: Bis Ende Q3 2024 wurden in diesem Jahr von den Unternehmen der zwölf global führenden Börsenindizes insgesamt 224 neue CFOs ernannt, nach 233 im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden von den gleichen Unternehmen nur 161 neue CEOs berufen – fast ein Drittel weniger. Das ist das Ergebnis des globalen CFO-Index, der seit fünf Jahren von der Personalberatung Russell Reynolds Associates ermittelt wird.
DAX 40-CFOs zwei Jahre kürzer im Amt als DAX 40-CEOs
Mit der steigenden Nachfrage steigt auch die Fluktuation unter den CFOs und erreicht im Zeitraum von Januar bis Oktober einen neuen Höchstwert. Die durchschnittliche Verweildauer eines CFOs in seinem Amt sinkt auf den Tiefstwert (seit Beginn der Erhebung vor fünf Jahren) von 5,6 Jahren. Im deutschen Leitindex DAX 40 fällt die durchschnittliche Verweildauer eines CFOs sogar erstmals unter fünf Jahre und sinkt auf 4,6 Jahre. Im gleichen Vorjahreszeitraum betrug sie noch 7,5 Jahre. DAX 40-CEOs, die 2024 ausschieden, waren hingegen im Schnitt 7,7 Jahre im Amt, mehr als zwei Jahre länger.
„Markt läuft heiß“
«Wir erleben das zweite Jahr in Folge eine nie dagewesene Nachfrage nach CFOs. Der Markt läuft heiß», sagt Daniela Nienstedt, Partnerin bei Russell Reynolds Associates und auf Finanzexperten spezialisiert. «In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten dreht sich alles um die Finanzkennzahlen. Die CFOs rücken immer stärker in den Fokus. Sie bekommen Aufmerksamkeit wie nie zuvor. Damit wächst aber auch der Druck. Läuft es wirtschaftlich nicht rund und müssen Prognosen kassiert werden, werden sie stärker als in der Vergangenheit dafür in die Verantwortung genommen.»
Auch im deutschen DAX40 spiegelt sich diese Entwicklung. Seit Beginn des Jahres schieden dort zwei CEOs aus, aber fünf CFOs.
Höchste Zahl an weiblichen CFO-Ernennungen
Obwohl Frauen in CFO-Positionen weiterhin unterrepräsentiert sind, waren von den im Zeitraum Januar bis Oktober dieses Jahres ernannten 224 neuen CFOs insgesamt 60 Frauen – die höchste Zahl an weiblichen CFO-Ernennungen seit Beginn der Erhebung vor fünf Jahren. Der Frauenanteil unter den Neuernennungen liegt erstmals über der 30%-Marke und springt auf 37%. Im Jahr 2020 hatte der Anteil im Vergleichszeitraum noch bei 19% gelegen.
Technologie- und Finanzbranche ernennen die meisten weiblichen CFOs
Insbesondere die Technologie- und Finanzdienstleistungsbranchen verzeichnen große Fortschritte bei der Geschlechterdiversität. Im Jahr 2024 waren bisher 38% der neuen CFOs in der Technologie- und 48% in der Finanzdienstleistungsbranche Frauen. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr.
«Frauen drängen immer stärker in die einstige Männerdomäne vor. Endlich sind Vorstandsfrauen nicht mehr nur vorwiegend für HR zuständig», so Daniela Nienstedt. Das macht sich auch bei den Neubesetzungen der CFO-Posten im DAX 40 bemerkbar. Dieses Jahr schieden bis jetzt fünf CFOs aus, vier Männer und eine Frau. Sie wurden durch drei Frauen und zwei Männer ersetzt.
Die betrachteten Unternehmen sind die in den folgenden zwölf Börsenindizes enthaltenen Firmen: ASX 200, CAC 40, DAX 40, Euronext 100, FTSE 100, FTSE 250, HANG SENG, Nikkei 225, NSE Nifty 50, S&P 500, S&P/TSX Composite, STI.
(lb/Russell Reynolds Associates)