Frauen beweisen immer wieder, dass sie Männer sogar im Bereich „männliche Qualitäten“ abhängen können. Aber zu welchem Preis? Auch in vielen Projektteams fehlt die weibliche Energie. Mit dem Ergebnis, dass die Arbeit schwer ist und Unternehmen nie ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
Das Business in Deutschland ist ein hartes, uninspiriertes Haifischbecken. Es wird zwar vermeintlich etwas Neues getan, aber letztlich immer auf dieselbe Art und Weise – die männliche. Echte Gefühle aus dem Herzen, Inspiration und Kreativität fehlen oft. Auch in der IT- und Projektwelt zählen vor allem vermeintlich männliche Qualitäten: Logik, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen. Genau diese Stärken haben sich viele Frauen angeeignet und perfektioniert. Sie kämpfen Frauen in Projektteams härter und ausdauernder als männliche Kollegen, übernehmen mehr Verantwortung und haben einen höheren Leistungsanspruch.
Neben der Karriere, für die sie ihre Weiblichkeit häufig zurücknehmen müssen, stemmen viele „Power-Frauen“ auch noch ein dynamisches Privatleben. Neben Kindern, Haus, Garten fühlen sind Frauen häufig verantwortlich für das Projekt ‚Kontakt zu Freunden und zur Familie halten und pflegen‘. Bei der Fülle an Aufgaben bleibt oft nichts anderes übrig – erneut sind „männliche“ Qualitäten notwendig, um den Alltag zu bewältigen: Planung und Organisation, schnelles Erledigen und konsequentes Entscheiden.
Viele Frauen leiden zwar darunter, finden aber keinen Ausweg. Und das hat einen Grund: Über Generationen hinweg hat Weiblichkeit eher zu Unmündigkeit geführt als zu Erfüllung. Männer durften entscheiden, Männer waren frei und unabhängig. Als unsere mutigen Vorfahrinnen sich irgendwann aus der Unterdrückung befreien wollten, kämpften sie eher dafür, wie ein „freier Mann“ leben zu dürfen statt wie eine „freie Frau“. Statt den Wert der Weiblichkeit „gesellschaftstauglich“ zu machen und dessen Wertschätzung und Anerkennung zu stärken, kämpften die Frauen also auf männliche Weise für männliche Rechte. Und das ist auch heute oft noch so.
Wie könnten weibliche Qualitäten die Projektwelt bereichern?
Die sogenannte Work-Life-Balance ist in aller Munde. Menschen möchten sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, weniger gestresst sein und durch das, was sie tun, persönliche Erfüllung empfinden. Hierfür braucht es die Integration weiblicher Qualitäten. Das Weibliche an sich ist ruhend, empfangend, aber dennoch inspiriert-schöpferisch. Hingebungsvoll erschafft („gebärt“) es Neues und Schönes, knüpft und erhält persönliche Bindungen und „nährt“ sein Umfeld auf allen Ebenen, besonders im emotionalen Bereich.
Von der Intuition …
Projekte brauchen eine starke Vision und kontinuierlich Innovationen. Beides kommt nicht nur aus dem logischen Verstand, sondern zeigt sich in Geistesblitzen und Eingebungen, die nicht erzwungen oder erarbeitet werden. Menschen können sich lediglich dafür öffnen und sie „empfangen“. Damit ist die Intuition eine typisch weibliche Qualität. Und der Nutzen für Projektteams klar: Durch eine starke Intuition können sie sinnvolle Zukunftslösungen entwickeln und bleiben mit dem Zeitgeist verbunden statt lediglich bestehenden Trends im Markt oder auf Kundenseite hinterherzujagen.
… bis zur Prozessorientierung
Während die männliche Qualität sich zielorientiert und impulsiv ausdrückt, liegt die weibliche Stärke in der Hingabe an den Prozess, das Entstehenlassen. Dabei ist das Weibliche umsichtig, weitsichtig und einbeziehend. Das Projekt profitiert, weil Ruhe herrscht statt Hektik. Die Kollateralschäden bei der schnellen Jagd nach Erfolgen werden minimiert. Ein ganzheitliches Arbeiten fördert die Zufriedenheit im Team und in der Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden. Durch den Genuss bei der Arbeit steigt die Motivation dauerhaft.
Würden weibliche Qualitäten mehr Platz in der Projektwelt finden, würden Teams viel mehr als enge, sich gegenseitig unterstützende und versorgende, organische Gemeinschaft arbeiten. Die Arbeit würde mehr Freude machen, weil der Erfolg durch individuellen Selbstausdruck und schöpferische Prozesse entsteht anstatt durch harte Arbeit. So erfüllt hätten Mitarbeiter auch nach einem langen Arbeitstag abends mehr Energie zur Verfügung als am Morgen. Dafür müssten wir im Projektmanagement den beiden weiblichen Ebenen, also der emotionalen und der intuitiven, die gleiche Aufmerksamkeit schenken, wie wir das bei den männlichen, also der mental-logischen und der materiellen Ebene, tun.
Natürliche Schaffenskraft sichert den Projekterfolg
Klingt unrealistisch? Ist es aber nicht! Auch, wenn im Business und speziell im Projektgeschäft nach wie vor das Glaubensmuster vorherrscht: „Nur wer leistet, wird geliebt“. Aus diesem Grund machen wir uns das Leben oft (unbewusst) absichtlich schwer – nur damit wir abends stolz davon erzählen können, was wir alles bewältigt haben. Dabei könnten wir Erfolg und Fülle ganz leicht und natürlich erlauben, ohne uns dafür schämen zu müssen – indem wir das weibliche „Empfangen“ wieder gesellschaftstauglich machen.
Diese Qualität ist das „Gegengift“ für den Stress unserer Leistungsgesellschaft. Lassen wir genau das zu, entstehen Projekterfolge nicht mehr durch harte Arbeit, sondern aus inspiriert-schöpferischen Prozessen. Jeder weiß, wie viel Schaffenskraft wir in solchen Zeiten erleben. Alles, was wir tun, gibt uns mehr Energie als es uns kostet. So bleiben Mitarbeiter auch in dynamischen Projektphasen „in Ihrer Kraft“. Fluktuation und Krankheitsausfälle werden minimiert.
Die Integration weiblicher Qualitäten ins IT- und Projektbusiness hätte also nicht nur persönliche Vorteile für alle Frauen, sondern vor allem für Unternehmen. Diese könnten sich durch die hohe Energie und Strahlkraft ein echtes Alleinstellungsmerkmal sichern.