2020 war ein einschneidendes Jahr. Die Pandemie hat Unternehmen in allen Branchen dazu veranlasst, ihre digitalen Strategien über Nacht komplett zu überdenken. Und schon wieder ist eine Veränderung am Horizont sichtbar: Es besteht berechtigte Hoffnung auf eine baldige Verfügbarkeit flächendeckender Impfungen.
Wie also wird unsere Art zu arbeiten 2021 aussehen? Und was für Veränderungen bleiben von 2020?
Hybrides Arbeiten bleibt die Norm – auch im New New Normal
Anfang 2020 zogen Arbeitnehmer weltweit in Windeseile in die Homeoffices. Büroräume blieben plötzlich leer, Unternehmen mussten ihre Digitalstrategien rapide überdenken. Vielen Mitarbeitern fehlte plötzlich der Plausch an der Kaffeemaschine, es herrschte Sorge vor allgemeiner Unproduktivität und Vereinsamung. Doch die Monate vergingen und eine Erkenntnis blieb: Mithilfe digitaler Tools ließ sich auch im New Normal produktiv kollaborieren, gemeinsam Arbeit von überall erledigen und Projekte in ungeahnter Geschwindigkeit vorantreiben.
Michael Mors, General Manager für Zentraleuropa bei Box, geht daher stark davon aus, dass wir auch im folgenden New New Normal – der Zeit nach der Pandemie bzw. mit einem flächendeckend verfügbaren Impfstoff und damit einhergehender Entspannung des Infektionsgeschehens – einen Teil unserer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen werden. Wir werden hier wahrscheinlich ein flexibles hybrides Modell erleben, bei dem sich langfristig ein 3:2 oder 2:3 Verhältnis zwischen Homeoffice und Büroarbeit einstellen wird. Die Argumente sind für viele Menschen einfach zu gut: Ablenkungen, auch die im Home Office, lassen sich besser steuern und die Zeiteinteilung flexibler festlegen – man kann den täglichen Pendelweg endlich sinnvoll nutzen und nebenbei mehr Zeit mit der Familie oder mit Hobbies verbringen.
Büros werden dennoch nicht abgeschafft, im Gegenteil: Sie werden ein wichtiger Baustein für den Aufbau und das Beibehalten der Unternehmenskultur sein. Büros werden somit zum Clubhaus – zum Ort, an dem sich das Selbstverständnis eines Unternehmens entscheidet. Aber nicht zwangsläufig zum Ort, an dem die meiste Arbeit geleistet wird. Und wer nicht in der komfortablen Lage ist, zuhause störungsfrei und bequem zu arbeiten, der wird das Büro als Ort der konzentrierten Kollaboration weiterhin zu schätzen wissen.
Unternehmen müssen das hybride Arbeiten daher auch über die Pandemie hinaus beibehalten, um Talente nicht in andere Märkte oder sogar an Wettbewerber zu verlieren.
Arbeitsmuster werden weiter aufbrechen
International führen immer mehr Unternehmen dauerhafte Homeoffice-Regelungen ein. Das ermöglicht vielen Arbeitnehmern ein Stück mehr Selbstverwirklichung: Sie können sich ihren Wohn- und Arbeitsort freier aussuchen. Und nicht nur im Silicon Valley ziehen immer mehr Arbeitnehmer aufs Land. Auch deutsche Großstädte wie Berlin haben während der Pandemie zum ersten Mal seit Jahrzehnten Einwohner verloren. Klar: Vieles, was den Reiz einer Großstadt ausmacht, gibt es im Lockdown nicht mehr. Doch auch Menschen jenseits der Vergnügungsszene haben realisiert, dass sie nicht mehr zwangsläufig in einem großen Talentzentrum wohnen müssen – teure Mieten und schlechte Luft inklusive. Sie haben gemerkt, dass sie den gleichen Job auch mit mehr Ruhe, viel Platz für die Familie und für deutlich weniger Geld aus dem Homeoffice auf dem Land erledigen können. Die örtliche Unabhängigkeit macht das Land wieder attraktiver, auch wenn sicher nicht jeder langfristig auf die Vorzüge großer Städte verzichten möchte.
Mit ortsunabhängigem Arbeiten einher geht jedoch auch das phasenweise „Einbluten” der Arbeitszeit in die Freizeit: Laut einer Untersuchung der Harvard Business School und der New York University arbeiten Arbeitnehmer im Homeoffice fast eine Stunde länger als zuvor. Arbeitgeber müssen also verstärkt darauf achten, ihren Mitarbeitern Grenzen zu setzen. Allerdings nicht im ursprünglichen Sinne und wie zu Beginn der Pandemie befürchtet zur Überwachung – sondern um Arbeit und Freizeit klar abzugrenzen. Auf die größere räumliche Nähe muss eine klare operative Trennung folgen. Das ist für die mentale Gesundheit der Teams unerlässlich.
Regulierung wird zunehmen – Unternehmen müssen sich darauf einstellen
In Ermangelung eigener, starker Digitalplattformen ergreift die EU-Kommission seit einigen Jahren die regulatorische Initiative und versucht, einen rechtlichen Rahmen für den ethisch teils mehr als fragwürdigen Datenkapitalismus zu schaffen. Die Datenschutz-Grundverordnung aus 2016 war der Anfang – in diesem Jahr folgt die Vorlage des Digitale-Dienste-Gesetzes, der Strategie für Daten und künstliche Intelligenz und des Europäischen Aktionsplans für Demokratie. Und nicht zuletzt wurde im Sommer dieses Jahres das Privacy-Shield-Abkommen mit den USA vom EuGH gekippt und die Nachfolge ist noch immer nicht geklärt.
Das Internet wird sich 2021 in vielen regulatorischen Punkten grundlegend verändern. Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen, aber auch solche, die schlicht auf Grundlage von Daten operieren, werden sich verstärkt auf immer granularere Gesetze einstellen müssen. Sie werden Lösungen finden müssen, um sich im globalen Raum, den das Internet darstellt, auf Grundlage nationaler Gesetze rechtssicher zu bewegen – und dabei Rücksicht auf individuelle Bedürfnisse von Staaten nehmen. Ein Lösungsansatz sind hier die sogenannten Binding Corporate Rules (BCR), die auch Box nutzt – nach dem Erlöschen der Gültigkeit des Privacy Shield sind diese verbindlichen internen Datenschutzvorschriften ein wirksamer Mechanismus für Compliance-Garantien, insbesondere wenn es um internationale Datenströme geht.
Laut einer Erhebung der UN besitzen 76 Prozent der Staaten weltweit eine lokale Datenschutzgesetzgebung oder planen konkret, eine einzuführen. Diese Zahl wird in absehbarer Zeit auf 100 Prozent ansteigen. Es ist unerlässlich, sich spätestens 2021 damit zu beschäftigen – Unternehmen, die sich nicht schnellstmöglich darauf einstellen, werden mittelfristig keine Chance haben, mitzuhalten.