Interview

Private 5G-Campusnetze: Die Lösung für die Industrie 4.0

Anwendungen aus dem Bereich Industrie 4.0 bergen ein großes Innovationspotenzial. Doch was bringt die Digitalisierung den Unternehmen, wenn die Infrastruktur fehlt?

Liam Kenny, CEO von Druid Software, erklärt in einem Interview, wie private 5G-Campusnetzwerken Abhilfe schaffen können. 

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Herr Kenny, Druid Software gilt als „Hidden Champion“ für Private Network und doch hat Juniper Research Sie kürzlich als Marktführer in deren Private Network Leader Board aufgenommen. Wir sind neugierig geworden: Wer steckt hinter Druid Software? 

Liam Kenny: Wir sind ein Softwareentwicklungsunternehmen aus Irland und seit unserer Gründung in 2001 auf die Bereitstellung von Mobilfunk-Kernanwendungen und -Technologie für private zellulare Netzwerke spezialisiert. Dabei werden alle Standards von 5G, 4G (PLTE), 3G und 2G abgedeckt. 

Durch unsere mehr als 40 Mitarbeiter verfügen wir über Fachwissen bei der Bereitstellung einiger der weltweit größten privaten Netzwerke in kritischen Kommunikationsanwendungen für IoT, Industrie und Gesundheitswesen. Im Rahmen unserer Raemis Technologieplattform beliefern wir konkret globale Systemintegratoren und Netzwerkausrüster mit Kernnetztechnologien und Komponentensoftware. Dadurch haben wir bereits mehrere tausend private Netze auf der ganzen Welt eingerichtet. 

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Ein 5G-Camputznetz ist vielleicht nicht jedem auf Anhieb geläufig. Können Sie uns bitte einmal kurz erklären, was hinter der Bezeichnung steckt?

Liam Kenny: Ein 5G-Campusnetz ist ein eigenständiges 5G (SA)-Mobilfunkdatennetz, das für die ausschließliche Nutzung durch den Endnutzer am Standort dieses Kunden bereitgestellt wird. Dadurch bietet es eine 5G-Mobilfunkdatenabdeckung im Innen- und Außenbereich für geschäfts- oder unternehmenskritische Anwendungsfälle. Das bedeutet in der Praxis, dass das Netz völlig unabhängig vom öffentlichen Mobilfunkbetreiber ist. Es kann vom Unternehmensendnutzer oder seinem Lösungsanbieter eigenständig betrieben und verwaltet werden. 

 

Wer braucht denn ein 5G-Campusnetz: Bewegen wir uns mit der Anwendung eher im B2B-Bereich oder ist es auch für Privatkunden sinnvoll? 

Liam Kenny: Private Netze werden überall dort eingesetzt, wo ein Unterstützungsbedarf für unternehmens- oder geschäftskritische Anwendungsfälle besteht. Somit sind 5G-Campusnetzwerke unter anderem für öffentliche Versorgungsunternehmen und Energieversorger relevant. Aber auch auf vertikaler Ebene eignen sie sich für das Gesundheitswesen, Verkehr, Fertigung, Bergbau, Smart Cities, Gastgewerbe, Sicherheit und öffentliche Sicherheit/Notdienste.

 

Was sind für Unternehmen denn nun genau die Vorteile, wenn sie sich für ein 5G-Campusnetz entscheiden? 

Liam Kenny: Wenn Unternehmen für ihre Standorte private 5G-Netze einrichten, sind sie in der Lage, Produktionsprozesse und Arbeitsabläufe zu optimieren, intelligente Lagerhaltung zu betreiben oder Materialien und Werkzeuge auf dem gesamten Firmengelände zu verfolgen. Das Unternehmen kann außerdem entscheiden, welcher Mitarbeiter Zugang zum Netz erhält und welche Anwendungsfälle implementiert werden. Zusätzlich können separat spezifische Netzwerke (Enterprise Slicing) für verschiedene Anwendungsszenarien geschaffen werden, in denen ihnen Priorität eingeräumt wird.

 

Kommen wir auf den Standort Deutschland zu sprechen: Wieso ist der deutsche Markt auch für Sie als irischer Softwarehersteller für die DigiTech-Branche von so hoher Bedeutung?

Liam Kenny: Deutschland ist ein Schlüsselmarkt für Private Network, da es die größte Volkswirtschaft Europas ist. Zudem hat das Land einen großen Anteil an Unternehmen im Industriesektor, die für 5G-Privatnetze eine ideale Vertikale darstellen. Das liegt vor allem an der Funkzugangstechnologie: Denn sie eignet sich ideal für die Unterstützung von IoT und die digitale Transformation in der Industrie, um die Effizienz in Produktions- und Wartungsanwendungen voranzutreiben.

 

Wie äußert sich der Bedarf nach mobiler Technologie in der DigiTech-Szene? 

Liam Kenny: In den vergangenen Jahren wurden in immer mehr Ländern, in denen Mobilfunkfrequenzen für Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, private Mobilfunknetze eingerichtet. Maßgeblich werden dadurch Unternehmen mit geschäfts- und unternehmenskritischen Anwendungsfällen angesprochen, die von den etablierten drahtlosen Datenlösungen nicht effektiv bedient werden können. Wir sehen also, dass die Versorgungslücke auf Unternehmensseite ernst genommen wird und mit privaten 5G-Campusnetzten aktiv dagegen angegangen wird. Zu den ersten Anwendern privater Mobilfunknetze gehörten damals Häfen, Transport- und Logistikunternehmen, Energieversorger, Smart Mining und Kunden der öffentlichen Sicherheit. 

 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Industrie 4.0 und welche Veränderungen stellen Sie fest? 

Liam Kenny: Die Pandemie hat uns deutlich gemacht, wie anfällig globale Versorgungsketten sind. Zeitgleich hat sie dazu beigetragen, weitere Innovationen für die Automatisierung in Häfen, Logistik und Transport voranzutreiben, um künftig Versorgungsunterbrechungen bei größeren Ausfällen zu verringern. 

Offensichtlich wurde aber auch in kürzester Zeit, dass die digitale Kluft in ländlichen Gebieten und unversorgten städtischen Gebieten überwunden werden muss. Denn ohne Hochgeschwindigkeits-Breitbandanschluss kann eine Vielzahl von Haushalten in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling nicht mithalten. Letztendlich geht das zulasten der Bildung und der Wirtschaft. 

 

Was können wir in puncto Private Network in den kommenden Jahren erwarten? 

Liam Kenny: Einer der wichtigsten Trends, der mit 5G-Privatnetzen angegangen werden kann, ist die digitale Transformation der Industrie: Unternehmen sind auf der Suche nach Wettbewerbsvorteilen durch die industrielle Automatisierung und vorausschauende Wartung, denn sie wollen vor allem mehr Effizienz und eine höhere Produktivität erreichen.

 

Herr Kenny, wir danken für das Gespräch. 

Liam

Kenny

Gründer / CEO

Druid Software

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