Stadt Hamburg legt beim Datenexport aus SAP hohe Maßstäbe an

Saubere Datentrennung beim Carve-Out

Bildquelle: Christian Lue

Der Wechsel zwischen Privatisierungsbestrebungen und Re-Kommunalisierungskonzepten gehört seit Jahren zum Instrumentarium der Politik – sei es auf Bundes-oder auf Kommunalebene. Eine solche Rückführung wurde jüngst von der Stadt Hamburg durchgeführt, die die Vattenfall Fernwärme GmbH übernahm, um dieses Netz wieder in Eigenregie zu führen.

Damit setzt der Hamburger Senat den aus einem Volksentscheid resultierenden Auftrag zur Re-Kommunalisierung der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze um. Mit dem Erwerb allein war es jedoch nicht getan, denn beim Carve-Out (Unternehmensabspaltung) wechselten nicht nur mehr als 600 Beschäftigte ihren Arbeitgeber, sondern auch 23 Prozent der Daten ihren Besitzer.

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CARVE-OUT

Unter einem Carve-Out versteht man die Abspaltung beziehungsweise Veräußerung von Unternehmensteilen. Vielfach ist ein Carve-Out Bestandteil eines Restrukturierungsplans, wenn Unternehmen beispielsweise im Rahmen der Fokussierung auf das Kerngeschäft einen Unternehmensbereich abstoßen.

Als der Konzern den Unternehmensbereich der Wärmeenergieversorgung zurück in die Verantwortung der öffentlichen Hand geben sollte, galt es nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags, einen komplexen und sicherheitskritischen Datenumzug zu realisieren. Das Besondere bei diesem Datentransfer war, dass bei Vattenfall nur die in diesem Kontext relevanten Daten das SAP-System und damit den Konzern verlassen durften. Aber wie lassen sich diese Daten identifizieren? Und vor allem wie können diese in das SAP-System der neugegründeten Wärme Hamburg GmbH integriert werden? Diese Aufgabe entpuppte sich von Beginn an als sehr komplex. Deshalb entschied man sich frühzeitig, für dieses Projekt ausgewiesene Transformationsexperten hinzuzuziehen – Umzugsspezialisten für Daten. Gefordert war Spezialwissen und vor allem praktische Erfahrung im Umgang mit komplexen Datentransfers einer solchen Relevanz und Größenordnung.

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Genau hinschauen

Die Verantwortlichen von Vattenfall und der Wärme Hamburg machten sich auf die Suche nach Experten, die in der Lage waren, die betroffenen geschäftskritischen Daten und Prozesse zu identifizieren und ein Konzept für deren Transformation zu erstellen. Auch dezidiertes SAP-Knowhow war gefragt sowie Kenntnisse im Energiesektor beziehungsweise über die Strukturen der öffentlichen Hand. Nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Transformationsprojekte, die das digitale Umzugsunternehmen Natuvion schon erfolgreich bestritten hatte, entschied man sich für die ERP-Transformations-Experten des Walldorfer Beratungsunternehmens.

Diese starteten gemeinsam mit Vattenfall eine eingehende Analyse der Ist-Situation. Dafür nahmen sie nicht nur den Status Quo des bestehenden SAP-Systems unter die Lupe, sondern definierten zugleich die Anforderungen an den Carve-Out. Herausfordernd war dabei von Anfang an, dass seitens der Stadt Hamburg für die Transformation ein maximales Zeitfenster von neun Monaten sowie der konkrete Migrationstermin festgelegt wurden. Umso akribischer führte man die Analysen durch, stellte das Transformationskonzept auf und traf alle erforderlichen Vorbereitungen.


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Referent: Patric Dahse, CEO, Natuvion GmbH


Trockenübungen für den Carve-Out

Nach der konzeptionellen Ausarbeitung des Datenumzugs war die genaue Differenzierung der Daten entscheidend. Hier musste unterschieden werden, welche Daten aus SAP in die neue SAP ECC-Landschaft der Wärme Hamburg GmbH transformiert werden durften und welche gelöscht werden mussten. Für die Selektion der löschrelevanten Daten kamen das SAP Landscape Transformation Tool (LT) und der Natuvion-eigene Data Conversion Server (DCS) zum Einsatz. Das LT versetzte Vattenfall in die Lage, zusammenhängende logische Datenobjekte auf der Ebene der Datenbanktabellen zu transformieren und sogar die gesamte Datenhistorie eines einzelnen Objekts zu migrieren. Der Natuvion DCS wiederum ist eine vollständige Extract-, Transform- und Load (ETL)-Plattform, die den Datentransfer technisch unterstützt. Die Software liest, analysiert, extrahiert, transformiert und validiert Daten aus verschiedensten Quellen (Systemen, Datenbanken, Dateien, Webservices) und schreibt diese zu unterschiedlichen Zielen.

Die Vorgehensweise bei der Selektion und dem Transfer war bei diesem Projekt folgende:

  1. Kopie des produktiven Systems von Vattenfall
  2. Löschung der Vattenfall-Daten aus dieser Kopie
  3. Überprüfungen der Löschung durch Vattenfall
  4. Export der Daten aus dem Vattenfall-SAP
  5. Import der Daten in das SAP-System der Wärme Hamburg
  6. Test der Ergebnisse
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Hürden überwinden

Nach einem ersten Testdurchlauf mussten sich die Transformations-Experten allerdings nochmal auf eine neue Anforderung einstellen. Das Problem: Daten aus einem alten SAP-Buchungskreis mussten zu Auskunftszwecken an die Wärme Hamburg GmbH übergeben werden – allerdings wurde dieser Buchungskreis sowohl weiterhin von Vattenfall als auch von der Wärme Hamburg genutzt. Das zog Anpassungen bei den nachfolgenden Testläufen nach sich: Parallel zum klassischen Carve-Out musste deshalb auch ein Buchungskreissplit vorgenommen werden. Das war insofern eine Herausforderung, weil für die Wärme Hamburg aus dem Buchungskreis nur logistische Daten, beispielsweise aus dem Einkauf, von Bedeutung waren – nicht aber die zusätzlich im System enthaltenen Finanzdaten. Das machte den Verantwortlichen Sorgen und sie befürchteten, dass das gesamte Transformationsprojekt aufgrund des kurzfristigen Buchungskreissplits aus den Fugen geraten könnte. Doch das war nicht der Fall, da man sich lösungsorientiert auf das Wesentliche dieser zusätzlichen Herausforderungen konzentrierte.


Tipps für eine erfolgreiche

SAP-MIGRATION

  1. Intensive Analyse der bestehenden Systemlandschaft
  2. Custom Code anpassen
  3. Migrationsstrategie wählen
  4. Unternehmensprozesse vereinfachen
  5. Migrations-Etappen definieren
  6. Digitalisierungsinitiativen vorantreiben
  7. SAP-Landschaft bereinigen

Bevor die Daten – immerhin 23 Prozent der gesamten Vattenfall-Daten – schlussendlich das System und den Besitzer wechselten, wurden drei Massentests sowie eine Generalprobe durchgeführt. Danach wurden letzte Anpassungen vorgenommen, damit es beim finalen Go-Live keine Überraschungen gab – weder auf Seiten von Vattenfall noch bei der Stadt Hamburg. Mit dem finalen Datentransfer schafften Vattenfall, die Wärme Hamburg und die Spezialisten von Natuvion eine Punktlandung – aus Kosten-, Zeit- und Datensicht. Seither sind die Systeme der beiden Unternehmen voneinander getrennt und alle Daten da, wo sie hingehören. Diese reibungslose Umsetzung hat beide Energieunternehmen beeindruckt und deshalb könnte schon bald ein weiteres Projekt in Angriff genommen werden: der Carve-Out der Fernkälte-Sparte von Vattenfall.

Philipp von der Brüggen, www.natuvion.com

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