„Wunderbar wandelbar – Gemeinsam neue Perspektiven schaffen“ lautete das Motto des Jahreskongresses 2023 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG). Der Wandel ist dynamischer und komplexer geworden und stellt Unternehmen und Organisationen vor Herausforderungen.
Es ging um den digitalen Wandel, den technologischen Wandel mit dem Fokus u.a. auf Künstlicher Intelligenz (KI), um den ökologischen und den ökonomischen Wandel. Alle Bereiche beeinflussen sich gegenseitig und fordern die Unternehmen, sich mit vielen Veränderungen gleichzeitig auseinanderzusetzen. Dementsprechend stellte sich die Frage: Wie „wunderbar wandelbar“ sind die Unternehmen, SAP und das Partner-Ökosystem? Auch eine aktuelle Umfrage* der DSAG und der Americas‘ SAP Users‘ Group (ASUG) lieferte dazu Antworten.
Laut DSAG-Investitionsreport 2023 ist über die Hälfte der Befragten noch nicht sehr weit mit der digitalen Transformation. Bezüglich der eingesetzten Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Lösungen ist erfreulich, dass immer mehr Unternehmen auf S/4HANA umsteigen, was auch mit dem Ende der Standardwartung für die Business Suite 2027 zusammenhängen dürfte. Aber rund die Hälfte der befragten Unternehmen hat die Migration noch vor sich. Zudem sind viele der Umstellungen aktuell technische Migrationen und echte Transformationen sowie Cloud-ERP noch Zukunftsmusik. „Vor dem Hintergrund der Ankündigung bei der SAP-Bilanzpressekonferenz im Juli dieses Jahres, dass maßgebliche Innovationen zukünftig nur noch Kunden mit einem RISE- oder GROW-Vertrag angeboten werden, wird es spannend zu beobachten, wie sich die Kunden hinsichtlich ihrer Transformationsprojekte entscheiden“, sagt Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender. SAP arbeitet nach eigenen Angaben aktuell mit Hochdruck daran, dass die Cloud-Roadmaps abgearbeitet werden. „Das erschwert den Kunden den Wechsel zusätzlich, denn SAP muss sicherstellen, dass mit dem neuen Cloud-Portfolio sowohl funktional als auch technisch eine Alternative geboten wird.“
KI-Positionspapier gibt Empfehlungen
Beim technologischen Wandel hat sich die Künstliche Intelligenz einen Spitzenplatz unter den heiß diskutierten Themen gesichert. Die DSAG-Mitgliedsunternehmen sind bei innovativen Technologien aber noch zurückhaltend. „Das Thema KI hat mit ChatGPT einen Aufmerksamkeitsschub bekommen. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Teilnehmenden der nächsten DSAG-Investitionsumfrage KI eine höhere Relevanz zuweisen werden. Um unsere Mitglieder hier zu unterstützen, haben wir ein KI-Positionspapier erarbeitet, das auch Empfehlungen gibt, worauf Unternehmen bei der Einführung und Nutzung achten sollten“, so Jens Hungershausen. Wichtig aus Sicht der DSAG, um den Einsatz von KI für die Unternehmen interessanter zu machen, sind zudem attraktive Anwendungsszenarien sowie faire und transparente Lizenz- sowie Nutzungsbedingungen.
Für Nachhaltigkeit/Sustainability sensibilisieren
Was den ökologischen Wandel betrifft, ist Nachhaltigkeit/Sustainability wichtiger geworden. Laut Investitionsreport 2023 bescheinigten 17 Prozent der Befragten dem Thema eine hohe Relevanz und 31 Prozent eine mittlere. Das heißt aber auch, dass noch knapp die Hälfte der Befragten dem Thema nur eine geringe oder keine Bedeutung einräumt. „Wir gehen davon aus, dass es hier noch viel Potenzial bei den Anwenderunternehmen gibt. Das gilt z. B. auch für die Abbildung einer umfassenden Umweltberichterstattung mittels eines Green Ledger“, fasst Jens Hungershausen zusammen. Konkret fordert die DSAG von SAP, dass der Software-Hersteller Anwenderunternehmen jeglicher Größe und unabhängig von deren Architektur – On-Premises, Cloud oder hybrid – ermöglicht, ihre Umweltberichterstattung durch ein Green Ledger abzubilden.
Cloud-first ja, Cloud-only nein!
Um diesem facettenreichen Wandel erfolgreich zu begegnen, müssen SAP, ihre Partner und andere Organisationen und Unternehmen gut zusammenarbeiten. Wenig hilfreich in dem Zusammenhang war die erwähnte SAP-Ankündigung. Sie bedeutet zwar nicht, dass On-Premises-Lösungen generell nicht funktional weiterentwickelt werden. Aber On-Premises-Kunden bleiben z. B. große Innovationen wie KI und Green Ledger verwehrt. Gleiches gilt für größere Funktionsbausteine und Erweiterungen, die auf der Business Technology Platform (BTP) basieren.
„Um die Position der DSAG klarzustellen: Wir befürworten die Nutzung der Cloud und wissen, dass Innovationen heute maßgeblich auf Cloud-Technologie bereitgestellt werden müssen. Aber wichtig dabei ist die Freiheit für jedes einzelne Unternehmen, selbst entscheiden zu können, auf welchem Weg es diese Innovationen nutzt“, so Jens Hungershausen. Daraus leitet der Anwenderverband die Forderung an SAP ab, klare Entwicklungspfade aufzuzeigen, die den Unternehmen den reibungslosen Übergang in die Cloud und zur nächsten ERP-Generation ermöglichen, ohne getätigte Investitionen zu gefährden. Alle Innovationen für die S/4HANA Private Cloud müssen mit identischem Leistungsumfang auch für S/4HANA On-Premises zur Verfügung gestellt werden. „Eine Cloud-first-Strategie von SAP ist nachvollziehbar, eine Cloud-only-Strategie ist jedoch keine Option“, stellt Jens Hungershausen klar.
Über die Hälfte zufrieden mit SAP
Wie Beteiligte die tägliche Kooperation zwischen SAP, den Kunden und Partnern generell einschätzen, beleuchtet die aktuelle Umfrage der DSAG und der Americas‘ SAP Users‘ Group (ASUG). Laut der Erhebung sind 53 Prozent der befragten Unternehmen in DACH sehr zufrieden und zufrieden mit der Zusammenarbeit mit SAP. Unzufrieden und sehr unzufrieden sind 17 Prozent. 29 Prozent sind weder zufrieden noch unzufrieden. „Dieses Ergebnis ist etwas differenziert zu betrachten, da diese Umfrage vor der Ankündigung von SAP zum Thema Innovationen in der Cloud abgeschlossen wurde. Stand heute wäre hier sicher ein anderes Ergebnis zu verzeichnen“, kommentiert Jens Hungershausen.
Ein Drittel findet SAP-Strategie passend
Der Aussage, dass die SAP-Strategie zu den Bedürfnissen der Unternehmen bzw. Organisationen passt, stimmen 29 Prozent völlig zu und zu. 38 Prozent stimmen nicht und überhaupt nicht zu, 30 Prozent sind indifferent. Unter den befragten Partnern stimmen 41 Prozent völlig zu und zu, dass die SAP-Strategie zu den Bedürfnissen der Kunden passt, 27 Prozent stimmen dem nicht und überhaupt nicht zu. Das Umfrageergebnis zur SAP-Strategie verdeutlicht, dass die Produktstrategien und Preismodelle noch transparenter werden müssen. Preismetriken gilt es zu vereinfachen, Lizenzkosten komplett offenzulegen und Lösungsoptionen übersichtlicher darzustellen. Auch die Produktqualität ist ein häufig adressierter Punkt der DSAG, besonders in Bezug auf neue Lösungen und gesetzliche Anforderungen. „Insgesamt wäre es wichtig, dass SAP-Strategie und -Entwicklung deutlicher Hand in Hand gehen mit den Kundenbedürfnissen. Hier könnte hilfreich sein, wenn Kunden und Partner bereits in der Entwicklung früher und intensiver eingebunden werden. Darüber hinaus gilt es, hybriden Cloud- und On-Premises-Szenarien bzw. heterogenen SAP- und Non-SAP-Szenarien noch stärker Rechnung zu tragen“, fasst Jens Hungershausen zusammen.
Upgrade für die Servicequalität
Aus offenen Fragen zur Verbesserung der Zusammenarbeit mit SAP ergab sich z. B., dass die Servicequalität von SAP ein Upgrade erfahren sollte. So braucht es für die Kunden und Partner mehr qualifizierte Ansprechpersonen und bessere Reaktions- und Korrekturzeiten z. B. bei Fehlermeldungen. Schließlich sollte die Kundenorientierung sowohl bei der Preis- als auch der Produktstrategie deutlich verbessert werden. Die Bedürfnisse von Kunden und Partnern müssen mehr in den Mittelpunkt rücken, Roadmaps nachhaltiger werden, und die Zusammenarbeit besser geregelt werden inklusive fairer und tragfähiger Lizenzmodelle. Das ist die Grundlage, um das gegenseitige Vertrauen zwischen Anwenderunternehmen, Partnern und SAP weiter zu stärken, um gemeinsam den Wandel wunderbar zu meistern.
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