Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf. Auch Software wird in immer kürzeren Release-Zyklen weiterentwickelt, allen voran bei SAP. Gründliches Testen bildet das stabile Fundament für dieses, sich immer schneller drehende Karussell – vorausgesetzt frischer Wind kommt ins Testvorgehen.
Bläst dieser den Staub aus althergebrachten, langwierigen und aufgeblähten Prozessen, kann er zum Rückenwind der unternehmerischen Digitalisierungsanstrengungen werden und Innovationen vorantreiben. Roman Zednik, Vice President Presales Solution Architects bei Tricentis, gibt sechs Tipps, wie Unternehmen ihre Test-Routinen optimieren können.
Ohne gründliche Tests kann kaum ein Unternehmen mit gutem Gefühl ein neues Software-Release durchführen – das gilt gerade bei geschäftskritischen SAP-Anwendungen. Doch wie werden die Testanstrengungen nicht zum Ressourcen-Fresser, sondern unterstützen die Innovationskraft des Unternehmens? Folgende sechs Tipps helfen Ihnen bei der Beantwortung und Umsetzung dieser Frage.
1. Aktiv werden und Testing-Herausforderungen annehmen
SAP verfolgt eine ehrgeizige, auf die Cloud fokussierte Innovationsstrategie. 40 Prozent der Hybrid- und Cloud-Kunden ergreifen diese Chance und aktualisieren monatlich, 44 Prozent schon täglich. Wessen Teststrategie nicht agil und schlank genug ist, um diese neue Realität zu unterstützen, kann entweder sein Innovationspotenzial nicht ausschöpfen oder setzt sich einem extremen Geschäftsrisiko aus. Unternehmen müssen in Bewegung bleiben und die Herausforderung annehmen – wer stillsteht, fällt zurück.
2. Testvorgehen straffen
Im Durchschnitt bieten 67 Prozent der funktional durchgeführten Tests keinen Mehrwert. Man kann sogar sagen, dass sie eine komplette Zeitverschwendung sind. Die gute Nachricht lautet: Unternehmen können den Großteil ihrer Risiken mit nur wenigen Tests abdecken – dafür brauchen sie aber ein Skalpell, keine Axt. Schnelle Risikobewertungen und strukturierte Methoden zum Test Case Design helfen dabei, zu bestimmen, welche Tests 80 Prozent der wichtigsten Geschäftsrisiken abdecken. Diese Tests sollten Unternehmen beibehalten oder erstellen. Der Rest kann getrost weg.
3. Analysieren, wo Regressionstests notwendig sind
Test Cases zu wiederholen ist notwendig, um den reibungslosen Betrieb von SAP-Geschäftsprozessen auch nach Aktualisierungen sicherzustellen. Denn wenn Änderungen in einem SAP-System eingeführt werden, könnten sich diese theoretisch auf unendlich viele Funktionalitäten auswirken. Praktisch reicht es jedoch in der Regel aus, nur einen gezielten Teil davon zu testen. Dieser Herausforderung können Unternehmen mit guten Change-Impact-Analysen begegnen. Mit ihnen lässt sich punktgenau identifizieren, welche Tests man durchführen sollte, um festzustellen, ob Updates Probleme hervorrufen. Im Fokus sollten dabei Bereiche mit unternehmensspezifischen Anpassungen stehen. Denn je individueller ein System aufbereitet ist, desto mehr Risiken können durch Updates entstehen.
4. Testautomatisierung strategisch angehen
Automatisierte Tests sind wesentlich effizienter und genauer als manuelle. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Tests per se automatisiert werden sollten. Wenn es um Test Cases geht, die nur ein paar Mal benötigt werden, rechnet sich der Aufwand dafür nicht. Um in den Genuss der Vorteile von Automatisierungen zu kommen – Geschwindigkeit, Kostenreduzierung und Risikominderung – sollten Unternehmen strategisch vorgehen und sich auf die Bereiche fokussieren, in denen Aktualisierungen erfahrungsgemäß hohe Wellen schlagen. Generell gilt: Je häufiger automatisierte Tests laufen, desto schneller werden sie sich auszahlen.
5. Lasttests einplanen
Funktionale Testautomatisierung ist unerlässlich, um sehr effizient festzustellen, ob sich SAP Updates auf die Kerngeschäftsprozesse auswirken. Aber sie reichen allein nicht aus. Damit die Tests genau, zuverlässig und kontinuierlich laufen, müssen Aspekte wie Testdatenmanagement, Service-Virtualisierung, verteilte Ausführung, CI/ CD-Integration und vieles mehr stimmen. Aber wie sieht es mit Antwortzeit beziehungsweise Performance unter hoher Benutzerlast aus? Dafür sind Lasttests notwendig, um Leistung, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit zu beurteilen. Sie stellen sicher, dass die Prozesse das tatsächliche Benutzer- und Datenvolumen bewältigen können.
6. Über den SAP-Horizont hinausdenken
Geschäftsprozesse hängen nicht nur an SAP. Meist gilt es auch, Schnittstellen zu eigenen Anwendungen oder zu Drittanbietern zu berücksichtigen sowie die dazugehörigen Datenflüsse. Wenn Prozesse über SAP hinausgehen, muss sich das auch im Test Case Design widerspiegeln. Denn eine Änderung irgendwo im Prozess kann unerwartete Nebeneffekte nach sich ziehen, die sich auf all die verschiedenen, miteinander verwobenen Komponenten auswirken. Wer sich allein auf SAP fixiert, könnte ein Element übersehen, das die Integrität des gesamten Prozesses gefährdet.
Roman Zednik, Vice President Presales Solution Architects bei Tricentis, erklärt: „Drei Leitfragen helfen dabei, um Geschwindigkeit, Risiko und Innovation ins Gleichgewicht zu bringen: Welche Tests sind tatsächlich erforderlich? Stellen die Tests nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis reibungslose Prozesse sicher? Können die getesteten Anwendungen Traffic-Lasten im erwarteten Umfang standhalten?“
Fazit
SAP-Tests waren zu lange langsam, kostspielig und ineffektiv. Moderne Plattformen wie SAP S/4HANA und cloudbasierte Angebote wie SuccessFactors, Ariba oder Concur heben die Geschwindigkeit der Veränderungen sowie neuer Software-Patches auf ein neues Niveau. Das erhöht das Geschäftsrisiko um ein Vielfaches. Wenn Unternehmen jedoch ihr Testvorgehen optimieren und mit der Geschwindigkeit Schritt halten, können sie die Vorteile des „intelligenten Unternehmens“ voll ausschöpfen.