Immer mehr SAP-Anwender setzen auf Cloud-Angebote der großen Hyperscaler. Während Microsoft, Google oder Amazon ihre Services auf Knopfdruck auf standardisierten Plattformen bereitstellen, mangelt es den bisherigen SAP-Betriebskonzepten an Agilität. Was Anwender wollen und Provider bieten.
AWS (Amazon Web Services) macht dieser Tage vor, wie es gehen kann: Redshift heißt das Data Warehouse, mit dem Nutzer Petabytes an Daten in wenigen Minuten in der AWS Cloud verarbeiten können. Statt in Eigenregie ein Data Warehouse aufzusetzen, Hardware zu beschaffen- und Software zu installieren sowie zu administrieren, macht es der Service Anwendern leicht. Redshift ist beispielsweise für Händler interessant, die Online- und Offline-Verkaufsdaten miteinander verknüpfen, analysieren und vergleichen möchten. Nutzer transferieren ihre Daten einfach in den Dienst – innerhalb kurzer Zeit lassen sich dann Ergebnisse auch visuell aufbereiten. Ohne sich um starre Lizenzmodelle oder Fixpreise sorgen zu müssen, skaliert der Service passend zu Projekt und Budget. Kosten entstehen nur für die Dauer der Nutzung. Wird der Dienst nicht mehr benötigt, kann dieser einfach deaktiviert werden. Folgekosten aufgrund langlaufender Verträge entfallen.
Big Data, IoT und künstliche Intelligenz
Mit Redshift macht AWS Data-Analysen in Selbstbedienung möglich. Hoch skalierbar und bedarfsgerecht bereitgestellt ist das gerade auch für SAP-Anwender interessant. Denn: Der Investitionsreport 2019 [https://www.dsag.de/sites/default/files/folien_dsag-investitionsreport_2019_pressekonferenz.pdf] der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) zeigt, was ERP-Nutzer wollen. SAP-Anwender möchten allen voran Big-Data-Projekte realisieren (46 Prozent), Möglichkeiten im Internet of Things (IoT) ausschöpfen (43 Prozent) und mit künstlicher Intelligenz (32 Prozent) und Roboter-Prozess-Automatisierung (23 Prozent) am Erfolg ihres Unternehmens arbeiten.
Hyperscaler bieten Tempo und Flexibilität
Nicht nur die Ziele scheinen klar zu sein, sondern auch die Wege zur Lösung: SAP-Anwender planen im Jahr 2019 bereits erste mittelgroße Investitionen in die Cloud-Angebote der großen Anbieter. So geben 21 Prozent ihr Geld bei Microsofts Plattform Azure aus. Amazon Web Services wächst ebenfalls stark und auch die Google Cloud Plattform wird langsam von deutschen Kunden in ersten Projekten genutzt. Was für die Dienste spricht: Ihre Flexibilität. Beispielsweise orientiert sich das SAP-Lizenzmodell nicht am Business-Nutzen. Was die Kosten bei den Anwendern dann in die Höhe treibt, ist gewissermaßen als Pay-as-you-go-Service die Antwort und das Geschäftsmodell der Plattform-Anbieter mit Platform-as-a-Service-Diensten etwa von AWS.
Wie die Lösung von SAP da aussehen kann? Die Anwender hoffen auf SAP S/4HANA. Das ERP-System der nächsten Generation ist seit 2015 auf dem Markt und soll mit In-Memory-Technologie und einem Portfolio an zeitgemäßen Cloud-Applikationen die Tempo-Wende bringen. Ergänzt wird das neue ERP-System durch die SAP Cloud Platform. Hier sind alle innovativen Services zu finden, die SAP an einer zentralen Stelle leicht nutzbar bereitstellt. Laut einer Umfrage von teknowlogy [https://www.pac-online.com/forderung-nach-agilit-t-veranlasst-firmen-zum-umstieg-auf-sap-s4hana] (ehemals PAC) unter 104 SAP-Verantwortlichen aus Deutschland treibt genau das den Wechselwillen bei den Anwendern auch an: Der Wunsch nach mehr Flexibilität und Agilität der SAP-Prozesse ist für 76 Prozent ein Hauptgrund dafür, sich mit der Migration zu beschäftigen. Bis zum Umstieg ist es aber noch ein langer Weg: Laut DSAG planen binnen der nächsten drei Jahre erst 39 Prozent einen Wechsel von ERP 6.0 auf SAP S/4HANA.
SAP-Systeme binnen Minuten bereitstellen
Wie auch heute schon Tempo und Dynamik ins SAP-System einziehen können, hat die QSC AG jetzt auf dem AWS Summit in Berlin gezeigt: Binnen Minuten stellt der ITK-Dienstleister ein SAP-System in einer Instanz in der AWS-Cloud bereit. Die hochautomatisierte Anwendung ist für den Mittelstand sowie für Großunternehmen gleichermaßen interessant. Beispiel Problemdiagnose: Wer sich auf Fehlersuche im SAP-System begibt, will Ursachen schnell finden, Lieferausfälle und Systemstillstände verhindern. Statt dafür langwierig ein Testsystem aufsetzen und Buchungen pausieren lassen zu müssen, stehen SAP-Software und -Datenbank als Kopie in der AWS-Instanz bereit. Hier stellen Unternehmen dann die System-, Prozess- und Transaktionslandschaft auf den Prüfstand, identifizieren Fehlerquellen und loten zudem mögliche Komplikationen mit dem Gesamtsystem aus. Ist die Lösung in der Zweitinstanz gefunden, lässt sie sich in das Produktivsystem übertragen.
Früher dauerte es mehrere Tage oder gar Wochen, derartige Testsysteme bereitzustellen – DevOps-Verfahren und konsequente Automatisierung beschleunigen den Prozess jetzt. Nutzer bezahlen nach dem Pay-as-you-go-Modell, ohne eigene Hardware oder Rechenressourcen bereitstellen zu müssen. Um die Kundenwünsche zu erfüllen, schöpft nicht nur QSC die technischen Möglichkeiten von SAP mit den Cloud-Angeboten der Hyperscaler immer weiter aus. Auch der ERP-Anbieter selbst bewegt sich: So hat SAP Ende Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona eine Partnerschaft mit Microsoft für das Internet der Dinge angekündigt. Die SAP-Plattform Leonardo soll eine direkte Schnittstelle zu den IoT-Services in Microsoft Azure erhalten.
Meik Brand verfügt über 10 Jahre Expertise im SAP-Beratungs- und Lizenzgeschäft. Nach Stationen bei der SAP Deutschland sowie Arvato Systems/Bertelsmann treibt er heute bei der QSC AG als Business Development Manager die SAP-Innovationsthemen, evaluiert Marktentwicklungen sowie Trends und leitet daraus Service-Dienstleistungen und Produkte für die Kunden ab. Seine Schwerpunkte sind aktuell SAP S/4HANA, SAP Cloud Platform, Multi Cloud (AWS, Azure, GCP) sowie IoT.