Überlastete Shop-Server: Erfolg ist keine Entschuldigung

SorryEin Werbespot, der plötzlich einschlägt, ein TV-Auftritt in einer beliebten Fernsehshow oder etwa die Schokolode im Einhornlook – es kann viele Gründe geben, warum ein Online-Shop einen plötzlichen Besucherandrang erlebt und durch die vielen Anfragen in die Knie geht. Unternehmen sollten solche Szenarien idealerweise weit im Vorfeld durchspielen. IT-Experte Sebastian Bluhm fasst deshalb die wichtigsten Punkte zur Vorbereitung aus Hosting-Sicht zusammen. 

Wenn Startups darüber berichten, dass vor lauter Erfolg der Onlineshop nicht erreichbar war, schwingt oft eine gewisse Portion Stolz mit: wegen der Nachfrage, wegen hoher Zugriffe – und damit auch wegen der hart erarbeiteten Bestätigung. Doch kann man sich wirklich auf die Schulter klopfen, wenn es beim großen Ansturm extrem hakt? „Erfolg ist keine Entschuldigung“, sagt Sebastian Bluhm von Profihost mit einem Augenzwinkern. Der Hostinganbieter kennt viele Start-ups, die durch die Decke gegangen sind; einige davon haben sich sorgfältig auf das Big Business vorbereitet, andere haben wichtige Punkte schlicht vergessen.

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Szenarien im Vorfeld durchspielen

Das „Best-Case“-Szenario sollten Unternehmen idealerweise in der Schublade haben, schon bevor eine Kampagne on air geht. Denn eine solche Planung braucht vor allem zwei Dinge: Zeit und eine intensive Abstimmung aller Beteiligten. „Neben der technischen Konzeption und Umsetzung durch den Hostinganbieter sind auch gemeinsame Abstimmungen mit anderen beteiligten Dienstleistern und ein ausführlicher Test unter Belastungsbedingungen für den Erfolg notwendig. Hierzu sollte man aus unserer Erfahrung mindestens 14 Tage einkalkulieren. Schneller geht es auch, dann steigt jedoch auch entsprechend die Fehleranfälligkeit“, sagt Bluhm.

Flexible Systeme buchen

Vor allem Start-up-Unternehmen sind gut beraten, sich einen Anbieter zu suchen, der Hochlast-Szenarien sorgfältig vorbereitet und Lösungen anbietet, die frei und flexibel skalierbar sind – nach oben, aber auch später nach unten. Denn Kostenkontrolle ist – das gilt besonders für Gründer mit wenig Startkapital – enorm wichtig. „Sonst bucht man eine große Server- oder Clusterlösung, die man zwar nur für ein paar Stunden oder Tage braucht, die aber das ganze Jahr Kosten verursacht“, warnt Bluhm.

Neben der reinen Serverperformance kommt es jedoch auch maßgeblich auf die Technologie in der eingesetzten Applikation an. Diese sollte bestenfalls über Funktionen verfügen, die ein professionelles Caching, also die Vorhaltung von zwischengespeicherten Inhalten, ermöglichen, erklärt der Experte. Zudem sollte die Auslagerung von Medieninhalten in ein sogenanntes Content Delivery Network (CDN) geprüft werden, um Endkunden zu jeder Zeit einen optimalen Zugriff auch auf große Mediendaten zu ermöglichen.

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Damit alles einwandfrei läuft, muss neben dem Hoster auch die eCommerce-Agentur mit ins Boot geholt werden. Nur diese kann die notwendigen Anpassungen vornehmen, um analysierte Flaschenhälse in der Software zu beheben und technisch die Applikation für Caching oder weitere technische Maßnahmen vorzubereiten.

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Live die Serverlast erfassen

Handelt es sich um einen TV-Auftritt, Werbespot oder um einen anderen, scharf umrissenen Zeitraum, kann eine Live-Betreuung durch den Hosting-Anbieter zusätzliche Sicherheit bieten. Dabei beobachtet ein Techniker die Live-Serverlast und skaliert die Performance des Servers bei Bedarf nach. Bluhm und sein Team haben viel Erfahrung mit dieser Echtzeit-Unterstützung. Denn sein Unternehmen hat bereits einige Startups betreut, die zum Beispiel bei der TV-Show des Kanals VOX „Die Höhle der Löwen“ dabei waren. „Der Second Screen-Anteil bei der Sendung liegt bei bis zu sechzig Prozent, der Ansturm auf Shops ist enorm. Wir haben unter anderem auch das Unternehmen Foodist bei der Ausstrahlung begleitet und den positiven Ansturm mitbekommen. Gut gerüstet zu sein, ist hier wirklich essentiell.“ Bei einer solchen Last an Anfragen werden die Kapazitäten flexibel hochgefahren – besonders junge Unternehmen sollten die Kosten aber im Vorfeld deckeln, um keine böse Überraschungen zu erleben.

Hosting immer fest in das Marketingbudget einplanen

Unternehmen, die schlagkräftige Kampagnen mit viel Traffic planen, sollten etwa zehn Prozent vom gesamten monatlichen Werbebudget für das Hosting reservieren, so Bluhm. „Wenn ich viel Geld für eine TV- oder Social Media-Kampagne ausgebe, darf das Hosting nicht stiefmütterlich behandelt werden. Nichts ist schlimmer als viel Geld und Zeit für Werbung zu investieren, um dann bei der Erreichbarkeit des Online-Shops zu scheitern.“

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Die wichtigsten Fragen an Hostinganbieter, um für den großen Andrang gewappnet zu sein:

  • Bietet der Dienstleister flexible Systeme, um das System frei rauf- und wieder runterskalieren zu können?
  • Welche Vorlaufzeit benötigt der Hostinganbieter für die Anpassung des Serversystems an eine geplante Kampagne?
  • Kann der Anbieter eine Live-Betreuung abdecken, um die Serverlast in Extremsituationen in Echtzeit zu erfassen und gegenzusteuern?
  • Nimmt der Hostinganbieter Kontakt zu einer eCommerce-Agentur auf und prüft, ob mit dem eingesetzten Shop-System Technologien wie Varnish Cashing, CDN und Clustering umsetzbar sind?

Sebastian Bluhm

Sebastian BluhmSebastian Bluhm ist Vorstand und Mitgründer der Profihost AG, einem unabhängigen Hostinganbieter im deutschsprachigen Raum. Das Unternehmen gilt als einer der Pioniere im deutschen Cloudhostingmarkt: viele große Namen, mittelständische Unternehmen und Start-ups setzen auf die Leistungen des Hosters aus Hannover. Bluhm engagiert sich auch als Investor, referiert zum Thema Unternehmertum und gibt sein Know-how an Existenzgründer weiter. Der studierte Wirtschaftsjurist hat zudem den Master of Laws in Informationsrecht erworben und ist juristischer Fachautor und Referent zum Thema IT-Recht.

 

 

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