Weihnachten steht vor der Tür und damit die wichtigste und umsatzstärkste Zeit im Online-Handel. Schon 2019 kaufte die Mehrheit der Bundesbürger Weihnachtsgeschenke im Netz, wie der Branchenverband Bitkom erklärt. „Die anhaltende Corona-Krise wird den Online-Shops wohl ein weiteres Plus bescheren.
Und das ist auch Cyberkriminellen bekannt: Sie nutzen den vorweihnachtlichen Kaufrausch vieler Verbraucher, um ihren ganz eigenen Geschäften nachzugehen“, warnt Patrycja Schrenk, Geschäftsführerin der PSW GROUP.
Die IT-Sicherheitsexpertin warnt insbesondere vor so genannten Fake Shops: Online-Shops, die täuschend echt wirken, ihre Kunden jedoch mit ausbleibenden Warenlieferungen oder anderen Machenschaften betrügen. Dabei gibt es Merkmale und Kriterien, anhand derer sich Fake Shops identifizieren lassen: „Verbraucher können und sollten vor dem Einkauf in einem Online-Shop die eigentliche Web-Adresse, die Verschlüsselung der Website, die Rechtstexte wie Impressum und AGB, die angebotenen Zahlungsmöglichkeiten, die Bewertung anderer Verbraucher und die vom Shop verwendeten Gütesiegel oder Zertifikate einsehen oder prüfen“, so Schrenk.
Internet-Adresse und Verschlüsselung prüfen
Oft verwenden Cyberkriminelle Web-Adressen, die an bestehende und seriöse Shops erinnern, sich jedoch im Detail unterscheiden. So könnte beispielsweise die Domain www.onlineshop.de von Cyberkriminellen unter www.onlinshop.de ausgenutzt werden. Skepsis ist insbesondere geboten, wenn die Internetadresse überhaupt nicht zum Thema des Shops passt, beispielsweise wenn unter pflanzenwelt.de Bademode angeboten wird.
Verschlüsselung alleine bietet keine Garantie für einen seriösen Online-Shop – dahinter könnten auch Cyberkriminelle mit kostenfreien SSL-Zertifikaten stecken, die ohne nähere Prüfung der zu schützenden Domain oder des Domaininhabers ausgestellt werden. „Um die Verschlüsselung und Identität einer Website zu überprüfen, lohnt ein Klick auf das kleine Schlosssymbol vor der eigentlichen Adresse in der Adresszeile. Dort befindet sich im Menüpunkt “Zertifikat” die Information, ob eine gültige Verschlüsselung aktiviert ist. Ein Klick darauf zeigt weiterführende Informationen über das SSL-Zertifikat an – vor allem für wen es ausgestellt wurde, wer es ausgestellt hat und bis wann es gültig ist“, rät Patrycja Schrenk.
Auf Gütesiegel, Prüfzeichen und Zertifikate achten
Gütesiegel wie “Trusted Shops” erhalten nur Anbieter, deren Shops entsprechend geprüft wurden. Handelt es sich um ein echtes Gütesiegel, ist auf dem Online-Shop ein entsprechendes Zertifikat zu finden. Dieses lässt sich anklicken und leitet auf den Zertifikate-Anbieter weiter. Andersherum ist jeder zertifizierte Shop auch auf der Website der Prüfstelle finden. „Gütesiegel, Prüfzeichen und Zertifikate haben jedoch einen Nachteil: Startups und kleine Anbieter können es sich oft einfach nicht leisten, ein Siegel zu tragen“, lenkt Schrenk ein und verdeutlicht: „Unternehmen und Organisationen, die mit Prüfsiegeln werben möchten, müssen für den Prüfvorgang zahlen. Siegel sind also kein Muss – viele Shops existieren ohne Siegel und agieren dennoch seriös.“
Bewertungen anderer Kunden lesen
Eng verbunden mit Siegeln ist das Thema Bewertungen. Doch Vorsicht: Nicht jede Bewertung stammt von echten Kunden: Es kommt vor, dass Fake-Bewertungen einen Shop besser dastehen lassen sollen, als er ist. Oder dass die Konkurrenz schlecht bewertet, um das Image zu schädigen. „Deshalb besser nicht auf eine einzige Bewertungsquelle verlassen. Shops mit Prüfsiegeln können beim Siegelanbieter auf Bewertungen geprüft werden. Bei Shops ohne Siegel rate ich zu ein wenig Recherche, denn Bewertungen hinterlassen Kunden sowohl auf Google als auch in Foren, sozialen Netzwerken oder direkt auf der Anbieter-Website. Wer mehrere Bewertungen aus unterschiedlichen Quellen in sein Meinungsbild einfließen lässt, erhält realistische Ergebnisse“, so Patrycja Schrenk.
Rechtstexte: Sind Impressum, AGB & Co. vollständig?
Rechtstexte – darunter fallen das Impressum, die Datenschutzerklärung oder auch die AGB – sollten immer vorhanden, vollständig und individuell, also nicht einfach von anderen Seiten kopiert sein. Fehlen sie oder sind sie unvollständig: Finger weg vom Shop. „Gefälschte AGB und Datenschutzerklärungen sind nicht immer leicht zu erkennen“, warnt Schrenk und ergänzt: „Sind sie jedoch in schlechtem Deutsch gehalten, dem man anlesen kann, dass es aus einem Übersetzer stammt, ist Skepsis geboten. Auch wenn die AGB, die Datenschutzerklärung oder das Impressum fehlen, rate ich von Bestellung in diesem Shop ab.“
Ein vollständiges Impressum enthält mindestens Adresse, einen Vertretungsberechtigten sowie eine E-Mail-Adresse. Idealerweise existiert ein Verweis auf das Handelsregister mit Nummer und die Umsatzsteuer-
Angebote und Zahlungsoptionen prüfen
Gerade in der Vorweihnachtszeit übertreffen sich Online-Shops mit Angeboten gegenseitig. Hier ein Schnäppchen, dort ein Mega-Deal. „Niemand hat aber etwas zu verschenken. Sind Angebote zu günstig, um wahr zu sein, sind sie es in der Regel auch nicht. Wird also das neuste TV-Modell mit einer UVP von knappen 750 Euro für schlappe 150 Euro verkauft, ist es recht wahrscheinlich, dass die 150 Euro zwar weg sind, der Fernseher aber nie ankommt“, nennt Patrycja Schrenk ein Beispiel.
Sinnvoll ist es auch, Texte und Produkt-Angaben genau zu prüfen: In Fake Shops sind inhaltliche Ungereimtheiten sowie offensichtliche Rechtschreibfehler sehr häufig. Weder Informationen noch Kosten sollten verschleiert werden. „Seriöse Online-Shops bieten außerdem in aller Regel verschiedene Zahlungsmöglichkeiten an. Finden sich nur Vorkasse oder andere den Verbraucher einschränkende Zahlweisen, ist das ein Grund, den Shop zu verlassen“, rät die Expertin.
Patrycja Schrenk, Geschäftsführerin der PSW GROUP, www.psw-group.de