Zusammenschluss

Wie Firmen die Ü60-Jährigen digitaler machen wollen

Rentner Handy

Ein Smartphone haben mittlerweile die meisten älteren Menschen – doch nutzen sie damit auch Online-Banking oder lesen Nachrichten? Viele nicht. Ein Verbund aus Firmen und Politik will das ändern.

Smartphones sind im Alltag mittlerweile der absolute Standard – und auch in höheren Altersgruppen weit verbreitet. Doch nicht alle wissen sie richtig zu nutzen: In Deutschland sind rund 25 Millionen Menschen über 60 Jahre alt, Tendenz steigend. Dreiviertel davon nutzen ein Smartphone, aber nur jeder Zweite ist online. Das geht aus Zahlen des Digitalunternehmen BG3000 hervor, dass sich der Förderung digitaler Kompetenzen verschrieben hat.

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Die Zahlen seien alarmierend, besonders weil diese Gruppe der Älteren immer stärker von Prozessen des alltäglichen Lebens und der Daseinsfürsorge ausgeschlossen sei, von der Fahrkarte über die Energieversorgung bis zum Online-Banking, teilte das Unternehmen mit.

Das verursache hohe Kosten: Allein bei den gesetzlichen Krankenversicherungen spricht man von einem Einsparvolumen von rund 20 Milliarden Euro, wenn es gelingt, die Versicherten online fit zu machen und auf die Plattformen zu bringen, wie BG3000-Geschäftsführerin Simone Stein-Lücke betont.

Netzwerk aus Politik und Wirtschaft

Daher vernetzt sich die Firma derzeit mit dem Verkehrsunternehmen Rheinbahn, der Funke Mediengruppe, der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg sowie dem IT-Dienstleister GRÜN-IT. Ziele des Zusammenschlusses, der von der Landesregierung derzeit mit 20.000 Euro gefördert wird, ist sowohl Wirtschaftswachstum als auch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, indem man die digitale Teilhabe von Ü60-Jährigen erhöht – so der Plan.

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Nordrhein-Westfalens Medienminister Nathanael Liminski betont die Bedeutung von Medienkompetenzen für alle Altersgruppen. «Die Digitalisierung durchdringt unseren Alltag ebenso wie die Arbeitswelt», sagte der CDU-Politiker. Dafür müssten die notwendigen Kompetenzen nicht nur in der Schule, sondern ein Leben lang erworben werden. In einer älter werdenden Gesellschaft sei es besonders wichtig, «gezielt lebensältere und weniger digital affine Menschen anzusprechen und zu befähigen.»

Die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft spiele dabei eine wichtige Rolle. Entscheidend sei zudem der Schutz vor Desinformation. «Eine Gesellschaft, die alle Generationen digital befähigt und ein offenes Denken für Innovation und Fortschritt fördert, stärkt nicht nur den sozialen Zusammenhalt, sondern auch unsere Demokratie gegen ihre Feinde von Innen und Außen.»

Wie sollen digitale Kompetenzen gefördert werden?

Die Rheinbahn AG, ein Düsseldorfer Verkehrsunternehmen, möchte seine Tickets bargeld- und papierlos und zudem fahrerlose Fahrten anbieten. Außerdem baut man derzeit eine Digitalakademie für Beschäftigte auf. In die dortigen Schulungen sollen aber auch Bürgerinnen und Bürger, insbesondere Senioren einbezogen werden. «Die Schulungen werden auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnitten und zielen darauf ab, Barrieren und Ängste im Umgang mit digitalen Anwendungen abzubauen», erklärt Vorstandssprecherin Annette Grabbe.

Auch die GRÜN-IT Group möchte ältere Menschen gezielt an digitale Technologien heranführen und hat dafür einen «Senioren IT Club» in Aachen gegründet. Chef Oliver Grün spielt laut eigener Aussage auch mit dem Gedanken, diesen bundesweit auszurollen. «So schließen wir im Schulterschluss mit der Politik die noch viel zu große Bildungslücke.»

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Riesige Einsparmöglichkeiten bei Gesundheitskosten

Auch bei Krankenkassen spielt die Digitalisierung eine große Rolle. Digitale Kompetenzen seien für ältere Menschen eine «wichtige Brücke, um selbstbestimmte Entscheidungen zu fällen, die ihre Gesundheit betreffen», sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.

«Souveränität im Umgang mit Apps, Gesundheitsanwendungen und neuen Technologien ermöglicht es Seniorinnen und Senioren, Chancen und Risiken digitaler Angebote abzuwägen und diese autonom zu nutzen», betont Mohrmann. Damit könnten ihm zufolge bis zu 25 Milliarden Euro an Gesundheitskosten eingespart werden.

Und auch in der Medienbranche sollen digitale Kompetenzen gefördert werden. So bietet die Funke Mediengruppe beispielsweise auf Kreuzfahrten nach New York digitale Kompetenztrainings an. Dabei setzt man laut Tobias Korenke, Leiter Corporate & Public Affairs, «vor allem auf das Prinzip „von Älteren für Ältere“, damit unsere Teilnehmenden auf Augenhöhe voneinander lernen können.»

Marco Rauch, dpa

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