Innovationen mit Experten
Vier Akteure wurden identifiziert, die für den Erfolg der digitalen Transformation dringend gebraucht werden. Im Zusammenspiel der Personen oder Personengruppen ermöglichen sie es, das Wissen, die Methoden und die klare Zielsetzung sowie den Rahmen für die Exploration zu erschaffen.
1. Top-Management
Jedes Projekt braucht einen Impuls. Sind die bevorstehenden Veränderungen weitgreifend, benötigt es eine starke Persönlichkeit. Die Digitalisierung der Geschäftsmodelle startet auf der Ebene des Middle-Managements oder im Top-Management. Beide Ebenen werden für den initialen Impuls gebraucht und bedingen einander.
Das Umfeld und der Charakter der Initiatoren sind weitere wichtige Komponenten. Unternehmen mit einem hohen Innovationsgrad (Early Adopter) sind eher bereit für Explorationen als andere. Es verlangt den ambitionierten Entscheider (First Mover), der das Potenzial erkennt und mit Mut und Ausdauer vorangeht. Und es braucht einen oder mehrere Promoter, die die Exploration anführen, kommunizieren und schützen. Alle Initiatoren werden als Kosmopolit beschrieben. Sie gelten als weltoffen, informiert, gebildet, multikulturell und IT-affin.
Die Aufgabe des Managements ist es, einen langfristigen Rahmen für die Exploration zu schaffen und die nötigen Ressourcen zu sichern. Mit dem Projektteam werden die Fortschritte diskutiert, neue Schritte eingeleitet und Erfolge bewertet.
2. Strategieberatung für die Exploration
Die Studie hat belegt, dass das digitale Geschäftsmodell den wichtigsten Planungsschritt darstellt. Wird dieser Schritt übersprungen, beginnen Unternehmen die Digitalisierung als ein reines Technologieprojekt und investieren ohne Vision, Ziele oder einen Bauplan.
Die Strategieberater – von denen es nur wenige am Markt gibt – starten mit einem Wissenstransfer. In einer spielerischen Vorgehensweise wird versucht, dem Kunden ein besseres digitales Angebot zu unterbreiten. Hierfür hinterfragen sie den Kunden, seine Motivation und Erwartungen. Ideen werden geboren, geprüft, verbessert und verworfen. Ist eine Idee tragfähig, wird sie skaliert, getestet und wieder verbessert. Ist es eine reife Idee, wird das Geschäftsmodell realisiert. Genutzt werden hierfür Business Canvas Modelle, die es erlauben, Geschäftsmodelle mithilfe von sieben Elementen zu beschreiben.
Die Strategieberater sind ausschließlich auf die Erkundung neuer Möglichkeiten fokussiert. In einem explorativen Vorgehen führen sie Teams zusammen, kreieren Ideen, erkunden die Wirkung und verändern nachhaltig das Mindset. Die Berater haben berichtet, dass die Unternehmen nicht nur den ersten Entwurf realisieren, sondern weiter daran arbeiten, die Motivation ihrer Kunden tiefer und tiefer zu analysieren.
3. Technologiepartner für die Realisierung
Ist das Geschäftsmodell gereift, geht es um die technische Realisierung. Das Unternehmen wählt eine Technologie und die dazugehörigen Partner aus. Es mag sein, dass es mehrere Technologien und Partner benötigt, um das Vorhaben umzusetzen.
Die Technologiepartner kommen mehrfach ins Spiel und agieren agil. So kann es sein, dass sie aufgefordert werden, ein unreifes Testobjekt zu kreieren, welches erste Teile des Geschäftsmodells abbildet. Sicher ist, dass ein oder mehrere Prototypen erforderlich sind, die zumindest das Kernangebot des Geschäftsmodells umfassen. Anhand der Prototypen kann das Projektteam die Conversion (Nutzung) messen. Dieser Indikator sagt aus, inwieweit Kunden das Angebot annehmen, wieder kommen oder verweilen.
Wichtig ist, dass die Technologiepartner die Intention des Geschäftsmodells kennen und verstehen. Es ist kein technologisches Konstrukt aus Daten und Funktionen, sondern ein ubiquitäres, vernetztes und intelligentes Angebot für Kunden.
4. Projektleiter(in) und das interne Projektteam
Der Projektleiter oder die Projektleiterin hat den schwierigsten und spannendsten Job von allen Akteuren. Die Aufgaben sind, die vielfältigen internen und externen Kompetenzen zu koordinieren und natürlich die Gesamtverantwortung zu übernehmen.
In der Strategiephase geht es um den Wissenstransfer, das Teambuilding, die Ideen und die Erkundung neuer Möglichkeiten. Ist das Geschäftsmodell gefunden, braucht es zunehmend den Koordinator, der die externen Akteure führt, und den Promoter, der das Vorhaben intern verkauft. Und zum Schluss den Macher, der die alte analoge Organisation verdrängt und die Transformation abschließt.
Das Anforderungsprofil an die Projektleitung und das Team ist weitreichend. Die fachlichen Kompetenzen erstrecken sich vom Innovationsmanagement, der Geschäftsmodellentwicklung, der erforderlichen Projekterfahrung bis zu den digitalen Technologien. Es verlangt nach einer gestandenen Persönlichkeit mit Führungsstärke, Skills in Moderation, Kommunikation, Teambuilding und der angesprochenen kosmopolitischen Prägung.
Anders als bei einem Start-up sollte das Projektteam in einem langfristig geschützten Rahmen agieren können, welcher über ein gesichertes Commitment und das erforderliche Budget verfügt.
Fazit
Die digitale Transformation erfordert eine Vielzahl von Kompetenzen, die über den bloßen Einsatz moderner Technologien hinausgehen. Im Zentrum stehen Menschen, die mit Mut und Ausdauer neue Ideen entwickeln und umsetzen. Die Entwicklung einer echten digitalen Strategie ist ein komplexer Prozess, der Ressourcen wie Budget, Zeit und die richtigen Akteure benötigt. Unternehmen sollten ihre Geschäftsmodelle neu denken, um sich besser auf das Internetzeitalter auszurichten.
Weitere Informationen:
Link zur Forschungsarbeit
Die digitale Transformation revolutioniert nicht nur die Märkte, sondern auch die Erfolgsfaktoren der Unternehmen. Diese umfassende Forschungsarbeit beleuchtet die Herausforderungen und Chancen digitaler B2B-Strategien, basierend auf tiefgehenden Experteninterviews mit Strategieberatern und Technologiepartnern.
ISBN 978-3-00-080560-8 | 121 Seiten | 49,– €