Digitale Brieftasche

Was bedeutet die EU Digital Wallet für Bürger?

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Die EU plant die EU Digital Wallet. Diese soll es Bürger:innen ermöglichen, ihre Ausweisdokumente und persönlichen Informationen sicher digital zu verwalten. Damit wird der Zugang zum Beispiel zu öffentlichen Diensten deutlich vereinfacht. Was bedeutet die EU Digital Wallet für Bürger:innen im Detail?

Innerhalb der EU arbeiten, leben und reisen mehr Menschen als je zuvor. Ländergrenzen stellen dabei zwar kein physisches Hindernis mehr dar – jedoch oft ein bürokratisches. Das Problem: Über 20 Mitgliedsländer, darunter Deutschland, verfügen derzeit über elektronische Ausweissysteme – diese sind jedoch nicht miteinander verknüpft; sie nutzen unterschiedliche Sicherheitsmechanismen und erkennen sich untereinander zum Teil nicht an.

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Eine Novelle der eIDAS-Verordnung (kurz für: Electronic Identification, Authentication and Trust Services) soll Abhilfe schaffen und eine EU Digital Wallet, also eine digitale Brieftasche für alle EU-Bürger:innen, auf den Weg bringen. Diese soll neben den Standard-Ausweisdokumenten wie dem Personalausweis zahlreiche Unterlagen bündeln, die beispielsweise Behördengänge oder internationale Geschäfte ermöglichen (Führerschein, Krankenkassen-Informationen, Bildungsabschlüsse etc.).

2023 startete die Europäische Union vier große Pilotprojekte, um die EU Digital Wallet zu testen und die Anforderungen für eine sichere Einführung zu evaluieren. Die Piloten werden bis 2025 laufen. Sie testen die Wallet in verschiedenen Alltagsszenarien, sammeln Feedback und verbessern so Sicherheit, Interoperabilität und das Design. Die vier großen Pilotprojekte heißen EU Digital Identity Wallet Consortium, POTENTIAL, NOBID und DC4EU.
Die EU Digital Wallet wird dabei auf den zum Teil bereits existierenden nationalen Systemen aufbauen und von den jeweiligen Mitgliedstaaten selbst bereitgestellt.

Die fünf Kernfunktionen der EU Digital Wallet

  • Identität nachweisen: EU-Bürger:innen speichern in der Wallet offizielle Ausweisdokumente, zum Beispiel ihren Reisepass, um sich online ausweisen zu können.
  • Dokumente verwalten: Dokumente wie Ausbildungsabschlüsse oder Versicherungsverträge können ebenfalls online abgelegt und verwaltet werden.
  • Smartphone als Speicherort: Um den Zugang zu erleichtern, sollen die Unterlagen über das Smartphone abrufbar und verwaltbar sein.
  • Datenschutz: Die EU stellt strengste Sicherheitsanforderungen an das Projekt – es liegt schließlich das gesamte Leben einer Person in einer digitalen Wallet. Diese Daten gilt es durch modernste Verschlüsselungs- und Authentifizierungsverfahren zu schützen. Video- oder AutoIdent-Verfahren können beispielsweise verwendet werden.
  • Interoperabilität: Die digitale Brieftasche wird nicht nur für ausgewählte Behördengänge anwendbar sein, sondern übergreifend zahlreiche Tätigkeiten in der Europäischen Union digitalisieren.

Was bedeutet die EU Digital Wallet für Bürger?

Die EU Digital Wallet soll den Zugang zu öffentlichen Diensten, die Eröffnung von Bankkonten, die Registrierung von SIM-Karten, die Nutzung von mobilen Führerscheinen, das digitale Unterzeichnen von Verträgen, das Einlösen von Rezepten, das Reisen, die Authentifizierung von Zahlungen, den Nachweis von Bildungsabschlüssen oder den Zugang zu Sozialleistungen​ erleichtern. Der große Vorteil liegt auf der Hand.

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EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat es 2020 einmal so auf den Punkt gebracht: Jedes Mal, wenn uns eine App oder eine Website auffordert, eine neue digitale Identität zu erstellen oder uns einfach über eine große Plattform anzumelden, haben wir keine Ahnung, was in Wirklichkeit mit unseren Daten passiert. Aus diesem Grund wird die Kommission eine sichere europäische E-Identität vorschlagen. Eine, der wir vertrauen und die jeder Bürger überall in Europa nutzen kann, um alles zu tun, vom Bezahlen der Steuern bis zum Mieten eines Fahrrads. Eine Technologie, bei der wir selbst kontrollieren können, welche Daten verwendet werden und wie.

Bürger:innen müssen sich jedoch nicht zwingend für die EU Digital Wallet registrieren und die Verwendung der Wallet ist derzeit nicht verpflichtend. Jede:r EU-Bürger:in, Einwohner:in oder jedes Unternehmen kann die Wallet nutzen, wenn er oder sie dies wünscht. Die Mitgliedstaaten sind jedoch verpflichtet, mindestens eine Version der digitalen Wallet anzubieten.

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Digitale Signaturen als zentrales Element der eIDAS-Verordnung

Können mit Hilfe der EU Digital Wallet künftig Behördengänge digitalisiert und Verträge über Ländergrenzen hinweg digital abgeschlossen werden, muss sichergestellt sein, dass auch die entsprechenden Unterschriften digital geleistet werden können. Denn niemand möchte sich online zum Beispiel an einer ausländischen Universität mit Hilfe der EU Digital Wallet bewerben, dann jedoch die Bewerbungsunterlagen ausdrucken und mit dem Kugelschreiber unterzeichnen.

Daher ist auch die Verwendung elektronischer Signaturen in der eIDAS-Verordnung geregelt. Je nach Sicherheitsanforderungen unterscheidet die Verordnung zwischen drei Signaturformen: Der einfachen, der fortgeschrittenen und der qualifizierten Unterschrift. Letztere bildet in Punkto Sicherheit den Goldstandard. Die EU stellt online eine Liste der Unternehmen zur Verfügung, die, wie Yousign, unter anderem für diese Form der Signaturen zertifiziert sind. Unternehmen oder öffentliche Institutionen, die einen E-Signaturen-Anbieter suchen, können so sicherstellen, dass alle Sicherheitsstandards der EU erfüllt sind.

Während es für die einfache elektronische Signatur keinen festgeschriebenen Anforderungskatalog der EU gibt – Dokumente wie Datenschutzvereinbarungen können, ohne dass die Identität des Unterzeichnenden verifiziert wurde, unterschrieben werden – unterliegen die anderen beiden Formen präzisen Vorschriften. Hier muss die Identität der unterzeichnenden Person zweifelsfrei geprüft sein und das Dokument darf nach Unterzeichnung nicht veränderbar sein.

Ausblick: Zukünftige Nutzung der EU Digital Wallet und digitaler Signaturen in Europa

Ab 2026 werden sowohl öffentliche als auch private Akteure verpflichtet sein, die Authentifizierung mittels EU Digital Wallet zu akzeptieren. Dies wird den Bürger:innen der EU erhebliche Vorteile bringen, indem der Zugang zu Dienstleistungen, die Eröffnung von Bankkonten, die Nutzung von mobilen Führerscheinen und die Authentifizierung von Zahlungen erheblich deutlich wird.

Die digitale Transformation wird jedoch nicht nur den Alltag der Bürger:innen erleichtern, sondern auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Geschäftsabwicklungen innerhalb der EU verbessern. Durch die Möglichkeit, Dokumente und Ausweise sicher digital zu verwalten und zu teilen, werden Bürokratiehürden abgebaut und der Verwaltungsaufwand reduziert. Zudem ermöglicht die Einhaltung strenger Datenschutz- und Sicherheitsstandards den Bürger:innen, ihre persönlichen Daten besser zu kontrollieren und zu schützen.

Die Zukunft der EU Digital Wallet verspricht eine höhere Effizienz und Sicherheit im Umgang mit persönlichen und offiziellen Dokumenten. Die Einführung digitaler Signaturen, die grenzüberschreitend anerkannt werden, wird die Digitalisierung von Behördengängen und Vertragsabschlüssen dabei weiter vorantreiben.

Die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung der Wallet durch Feedback aus den Pilotprojekten wird sicherstellen, dass sie den Bedürfnissen der Bürger:innen entspricht und höchsten Sicherheitsstandards gerecht wird. Die digitale Zukunft Europas wird damit ein Stück näher und vor allem greifbarer.

Alban Sayag Yousign

Alban

Sayag

CEO

Yousign

Alban Sayag ist CEO von Yousign, dem europäischen Anbieter für elektronische Signaturen und Vertragsautomatisierung. Seit 2020 treibt Alban das Wachstum und den Erfolg des Unternehmens maßgeblich an, indem er die digitale Transformation und die Automatisierungsprozesse von Dokumenten auch für den Mittelstand nahbar macht. (Bildquelle: Yousign)
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