Jetzt, später oder irgendwann einmal – automatische Lager bedürfen von Zeit zu Zeit einer Modernisierung, um leistungsfähig zu bleiben. Gründe für eine Aktualisierung gibt es viele – sei es, weil sich die Kundenanforderungen geändert haben, eine Steigerung der Durchlaufzeiten nötig wird oder weil etwa Ersatzteile nicht mehr zur Verfügung stehen.
Doch wie lassen sich die Vorzeichen erkennen und richtig einordnen? „Für eine erste Einschätzung reicht es, eine Checkliste zu führen. Hier lassen sich die wichtigsten Eckpunkte als einfache Entscheidungshilfe nutzen“, empfiehlt Rainer Schulz, Geschäftsführer der sysmat GmbH und Experte für Lagerautomatisierung. Er erklärt, welche Fragen sich Anwender stellen sollten und wie sie schnell herausfinden können, ob die Anlage noch auf Stand ist.
Gute Gründe gibt es viele
An jeder Anlage nagt auch der Zahn der Zeit: Entweder die Technik selbst kommt in die Jahre oder sie kann nicht mehr das leisten, was aktuell nötig wäre. Schulz weiß: „Manchmal ist auch eine direkte Anbindung eines Warenwirtschaftssystem wie SAP-EMW oder MS-Dynamics an das Automatiklager geplant. Oder die Wartungskosten der bestehenden Anlage steigen seit einiger Zeit überproportional an, während die Verfügbarkeit sinkt. Dann müssen Verantwortliche handeln und die Modernisierung in Angriff nehmen.“ Ist das Lager nicht up to date, verursacht es im Zweifelsfall mehr Kosten, die Verluste für das Unternehmen bedeuten. Von Zeit zu Zeit sollten Anwender also ihren Status quo genau unter die Lupe nehmen. „Das muss auch im ersten Schritt nicht mit viel Zeit und Aufwand verbunden sein“, stellt Schulz heraus.
Schnelldiagnose
Wie wichtig eine Modernisierung des Automatiklagers im jeweiligen Betrieb ist, lässt sich mit einigen Fragen grundlegend feststellen. In den Bereichen Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit sollten Anwender beispielsweise prüfen, ob die Software des Lagers und die Lagertechnik jünger als fünf Jahre sind und ob es etwa beim Aufwand für Wartung und Support des Lagers in den vergangenen zwei Jahren einen deutlich geringeren Anstieg als 15 Prozent gab. „Bejahen die Verantwortlichen beide Fragestellungen, scheint die Anlage auf den ersten Blick noch modern zu sein“, so Schulz. Weitere Kriterien können sein: Lässt sich die bestehende Hardware von aktueller Software ansteuern? Gibt es für die Anlagenkomponenten und das Betriebssystem noch Herstellersupport und Updates? Läuft das Lagersystem stabil mit einer Verfügbarkeit von mindestens 95 Prozent? „Auch die Leistungs- und Effektivitätssteigerung spielt eine wichtige Rolle. Hier sollten Verantwortliche prüfen, ob eine Verkürzung der Durchlaufzeiten unausweichlich oder ob das Lager an die wichtigsten übergeordneten IT Systeme angebunden ist“, so Schulz. „Auch die mögliche Konnektivität mit neuen, modernen Technologien sollte grundsätzlich auf dem Prüfstand stehen – wie sieht es mit der Chargenrückverfolgung aus und deckt die aktuelle Software auch eine Seriennummernverwaltung ab?“ Darüber hinaus dürfen Verantwortliche auch die Zukunftssicherheit nicht aus den Augen verlieren. Besteht ein Schutz der IT-Prozesse gegen Datenverlust? Gibt es ein Echtzeit-Back-up oder ein Hot-Standby-System? Und kann das Back-up-System problemlos alle Funktionen übernehmen und einen Notbetrieb gewährleisten?
Grad der Modernisierung
Aktualisierung ist nicht gleich Aktualisierung – der Grad an Optimierungspotenzial und Notwendigkeit unterscheidet sich von Anlage zu Anlage. Was allen Modernisierungsprojekten gemein ist: Durch das Update lässt sich die Leistung des bestehenden Lagers erheblich steigern. „Um 15 bis 35 Prozent bessert sich der Output im Durchschnitt. Ein erheblicher Unterschied und auf jeden Fall nicht zu unterschätzen“, resümiert der Experte. „Solche Projekte können Profis heutzutage auch ohne Stillstand der Anlagen sogar während der regulären Betriebszeiten umsetzen.“ Derlei Modernisierungen machen eventuell eine räumliche Erweiterung oder die Anschaffung zusätzlicher Lagertechnik überflüssig. Bevor also solche Projekte auf den Plan kommen, empfiehlt sich immer ein Aktualitätscheck der Anlage.