Unternehmen aus allen Branchen können von digitalen Geschäftsmodellen profitieren
Maßgeschneiderte digitale Geschäftsmodelle werden über alle Branchen hinweg zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zwar gibt es keine einzige „One Size fits all“-Digital-Lösung, die für jedes Unternehmen und in jeder Branche gleich gut funktioniert. Out-of-the-Box-Optionen gibt es sehr viele, aber, da die Anforderungen in jeder digitalen Transformation andere sind, ist auch die optimale Lösung zwangsläufig immer eine andere.
Trotzdem gibt es zahlreiche Bedingungen, die erfüllt werden müssen und Touchpoints entlang der Customer Journey, die bei den digitalen Plattformen aller Branchen gleich oder zumindest ähnlich sind. Letztendlich dienen diese Plattformen dem Verkauf von Waren oder Dienstleistungen, der Kommunikation sowie dem Austausch von Informationen beziehungsweise Daten. Insofern besteht die Pflicht jeder digitalen Lösung aus Technologien wie einer Search Engine, Payment und Fulfillment, Produktinformations- und Warehouse-Management und vielen weiteren Systemen. Die Kür umfasst alles, was nicht zwingend notwendig ist, aber die Business-Prozesse abbildet, die vom Klienten verlangt werden.
Wie weit die unterschiedlichen Branchen sind, hängt auch davon ab, wie schnell zukunftsweisende Unternehmen die wirtschaftlichen Trends und den zunehmenden Einfluss der Digitalisierung erkannt haben. Dementsprechend ist die Entwicklung der digitalen Transformation in manchen Branchen weiter als in anderen. Wie weit dies im Einzelnen ist, hängt auch davon ab, wie stark die disruptiven Kräfte die jeweilige Branche schon verändert haben.
Digitale Transformation im Finanzbereich und in der Aviation-Branche
So kann beobachtet werden, dass die digitale Transformation im Finanzbereich bereits im vollen Gange ist. Folgendes Beispiel der Tochtergesellschaft einer deutschen Großbank zeigt, wie schnell und umfassend sich die Branche verändert. Das Unternehmen erschließt zurzeit neue Geschäftsfelder mit digitalen Finanzprodukten.
Das digitale Geschäftsmodell umfasst die automatisierte Angebotserstellung für mittelständische Geschäftskunden beim Leasing von Mobilien. Der Prozess wurde komplett digitalisiert, von der Anfrage, über die Lieferantenprüfung, die Erstellung der wichtigsten
Konditionen bis zum unterschriftsreifen Vertrag. Durch die flexible, transparente Kalkulation
von Leasingkonditionen und Vertragslaufzeiten, basierend auf Art des Investitionsobjektes, Kundendaten und Vertragsbedingungen, erhält der Kunde sofort ein individuelles Angebot.
Durch das neue Verfahren können Angebote, die bislang manuell erstellt wurden, wesentlich schneller und effizienter bearbeitet und erstellt werden. Was früher Tage oder gar Wochen brauchte, kann jetzt innerhalb weniger Minuten fertiggestellt werden.
Mit der Applikation beschreitet das Unternehmen neue Wege in der aktiven Kundenberatung sowie der Entwicklung weiterer digitaler Finanzprodukte.
Die Customer Journey bei einer globalen Airline
Ein weiteres Beispiel für die digitale Disruption ist die Travel-Retail-Branche. Hier wird die Digitalisierung genutzt, um neue Umsatzquellen für Flughäfen und/oder Airlines zu erschließen. Grund: Retail-Umsätze bei den Flughäfen und Fluggesellschaften sind trotz der weltweit kontinuierlich steigenden Zahl der Passagiere rückläufig. Gleichzeitig treffen Passagiere ihre Kaufentscheidung zunehmend bevor sie überhaupt am Flughafen ankommen oder in das Flugzeug einsteigen.
Die Branchenriesen, die erkannt haben, dass sie ihr Business umstellen müssen, um neue Umsatzquellen zu erschließen und um konkurrenzfähig zu bleiben, reagieren und digitalisieren ihre Geschäftsmodelle.
Die veränderten Marktbedingungen führten bei einer globalen Airline dazu, ihr In-Flight-Angebot so zu erweitern, damit das Angebot den größten Impact außerhalb des Flugzeuges erzeugt. Hauptgrund hierfür: In-Flight-Angebote werden von den Passagieren nur noch sehr begrenzt angenommen – wenn überhaupt. Viele Airlines haben diesen Service ganz eingestellt, da er mehr Kosten verursacht als Umsätze erzeugt und gleichzeitig die Umwelt unnötig belastet; die meisten Waren müssen nach jedem Flug unverkauft umverpackt und weitergeflogen werden.
Durch die Digitalisierung und Erweiterung des Angebotes bietet die Fluggesellschaft ihren Passagieren die Möglichkeit, Produkte vor ihrem Flug online zu bestellen (ab 60 Tagen bis 24 Stunden vorher) und diese dann nach Kundenwunsch auszuliefern (beispielsweise Home- oder In-Flight-Delivery). Viele bei der Airline beliebte Produkte, wie zum Beispiel Weinschränke oder regional hergestellte Möbel, sind keine herkömmlichen In-Flight-Produkte, die üblicherweise während des Flugs gekauft und dann mit nach Hause genommen werden. Diese meist größeren Artikel werden außerdem über den Webshop der Airline verkauft und dann von Dienstleistern per Drop Shipment an die Hausadresse geliefert.
Auf welchem Kanal beziehungsweise mit welchem Endgerät die Passagiere einkaufen, ist bei solchen Omnichannel-Modellen zweitrangig. Wichtig für die Airline: Sie erschließt neue nachhaltige Umsatzquellen, baut ihren Kundenstamm aus und erhöht gleichzeitig die Kundenbindung an bestehende Kunden.
In Sinne eines Omnichannel-Ansatzes integriert die Airline kontinuierlich Drittanbieter in die Plattform. So können beispielsweise Passagiere, die ihren Flug online auf einem teilnehmenden Reiseportal buchen, gleichzeitig Produkte im Webshop erwerben. Diese Produkte werden automatisch angeboten und über die Plattform des Reiseportals ausgespielt.