Aktuell sorgen die Nachwirkungen zweier Ereignisse für Schlagzeilen in der Krypto-Welt und für Kursdruck auf den Bitcoin: die Beschlagnahme von Bitcoins im Milliardenwert durch die sächsischen Polizeibehörden sowie die geplante Rückzahlung von Beträgen an die Opfer der insolventen japanischen Bitcoin-Börse Mt. Gox.
Beide Fälle deuten an, welche neuen Probleme sich im Zusammenhang mit der Verwertung von digitalisierten Vermögenswerten zeigen – und einer zukunftsfähigen Lösung bedürfen.
Sachsen hat 50.000 Bitcoins zu verkaufen
Im Januar dieses Jahres gelang Ermittlern in Sachsen ein spektakulärer Schlag gegen das illegale Streaming-Portal movie2k.to. Dabei sicherten sie fast 50.000 Bitcoins, die der mutmaßliche Betreiber mit den Einnahmen aus dem Portal erworben hatte und die seinerzeit einen Gegenwert von etwa zwei Milliarden Euro aufwiesen. Seither ist deren Kurs weiterhin stark gestiegen – und damit der Wert der beschlagnahmten Bitcoins auf inzwischen rund drei Milliarden Euro angewachsen. Man könnte fast sagen, es gibt einen neuen “Schatz der Sachsen”.
Spannend ist insofern die Frage, was nun mit diesem riesigen Vermögen passiert, das in staatlicher Hand liegt und unter staatlicher Verfügung steht. Die Behörden selbst schweigen sich hierzu zwar weitestgehend aus, doch Beobachter haben festgestellt, dass ein Teil der betroffenen Bitcoins in kleinen Tranchen in der Zwischenzeit an größere Handelsplattformen übertragen wurde. Es kann davon ausgegangen werden, dass der überwiegende Teil der Bitcoins verkauft werden soll. Die Verantwortung über die Verwertung liegt bei dem zuständigen Gericht, auch wenn die Bitcoins derzeit in Wallets des BKA verwahrt werden. Sofern aus einem Verkauf Erlöse erzielt werden, fließen diese der sächsischen Staatskasse zu – Staatsfinanzierung der besonderen Art. Je nach veräußertem Volumen könnte ein solcher Verkauf den Bitcoin-Kurs erheblich beeinflussen und ein (wenigstens kurzfristiges) Überangebot den Preis der Kryptowährung stark drücken.
Mt. Gox – Entschädigung dank guter Kursentwicklung
Während unklar ist, wie und wann die sächsische Justiz über die sichergestellten Bitcoins verfügen wird, können sich die ehemaligen Nutzer der insolventen Handelsplattform Mt. Gox voraussichtlich über eine unerwartete Entschädigung freuen. Mt. Gox – kurz für “Magic: The Gathering Online Exchange”, eine popkulturelle Referenz auf ein Fantasy-Kartenspiel – war als eine der seinerzeit größten Handelsplattformen für Kryptowährungen 2014 zusammengebrochen und hat viele Kunden um ihr Geld gebracht. Ein Treuhänder, der nach der Insolvenz eingesetzt wurde, hat in der Zwischenzeit knapp 142.000 Bitcoins sichern können. Er hat nun begonnen, die Auszahlung des Verkaufserlöses bzw. dieser Bitcoins an die geschädigten Nutzer vorzubereiten. Analysten berichteten, dass hierbei Bitcoins im Wert von mehreren Millionen Dollar übertragen oder ausbezahlt werden sollen. Zwar konnte nur ein Bruchteil der verlorenen Bitcoins wiederbeschafft werden. Trotzdem profitieren die ehemaligen Kunden insgesamt von der positiven Kursentwicklung des Bitcoins seit 2014.
Wachsende Märkte, wachsende Probleme
Die beiden Fälle stehen exemplarisch für die (staatlich) zu lösenden Probleme, die mit stetig wachsenden Kryptomärkten einhergehen: Einerseits müssen Zuverlässigkeit, (Insolvenz-)Sicherheit und Transparenz der Anbieter von Handelsplattformen gewährleistet werden. Hierfür ist man in der Europäischen Union mit der Kryptomärkte-Verordnung MiCAR bereits einen ersten Schritt als Vorreiter gegangen. Andererseits müssen faktische Abwicklungsprobleme – wie etwa der strukturierte und marktverträgliche Abverkauf von gigantischen, in Gestalt von Kryptowährungen bestehenden Vermögenswerten – gelöst werden. Insofern treffen technische auf rechtliche und wirtschaftliche Herausforderungen. Es bleibt viel zu tun.