Die Millenials, also die Generation der zwischen den frühen 80er und den späten 90er Jahren Geborenen und die darauf folgende Gen-Z, werden auch Digital Natives genannt. Denn sie sind mit Technologie aufgewachsen.
Nicht nur im privaten Bereich sind Messenger-Dienste und Social Media ein wichtiger Teil ihres Lebens. Auch im Arbeitsleben spielen moderne IT-Lösungen eine entscheidende Rolle. Die bis 34-Jährigen sehen die Vorteile vor allem in der Zeitersparnis in Beruf und Alltag. Neue Technologien machen das Leben einfacher und beschleunigen Prozesse. Das gilt auch für Banking-Anwendungen. Und: Nur 23 Prozent der Millennials sind wirklich zufrieden mit den Dienstleistungen ihrer Hausbank.
Das Vertrauen in Banken sinkt
Für diese Altersgruppe ist die Digitalisierung fester Bestandteil ihres Alltags. Um sie als Kunden zu erreichen, sollten die Banken daher ihre Strategien überdenken und ihre Prozesse digitalisieren. Die Corona-Pandemie hat auch im Finanzbereich zu einem erhöhten Bedarf nach digitalen Abläufen geführt. Doch viele Banken waren darauf nicht vorbereitet.
Und das kostet sie das Vertrauen ihrer Kunden: Laut Global Banking Consumer Study 2020 von Accenture vertraut heute weniger als ein Viertel der Deutschen der eigenen Bank. 2018 lag dieser Anteil noch bei 30 Prozent. Gleichzeitig glaubt aber mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent), dass die Beratung durch ihre Bank Vorteile für sie hat. Offensichtlich gelten die Finanzinstitute nach wie vor als kompetente Berater beim Thema Geldanlage. Doch nach wie vor muss der Kontoinhaber seine Bank zu diesem Zweck persönlich aufsuchen. Während der Pandemie war das eine große Herausforderung, die aber vielerorts funktioniert hat. Jetzt sollten sich die Finanzinstitute an diese neue Welt anpassen.
Einer Studie von Capital Group zufolge setzen die Millennials bei Finanzangelegenheiten zunehmend auf das Smartphone. 72 Prozent nutzen dafür die mobile App eines Finanzinstituts, 66 Prozent sogar mehrmals pro Woche. Auch Einkäufe und das Bezahlen von Rechnungen werden zunehmend mit dem Handy abgewickelt. So ist es kaum verwunderlich, dass die sogenannte Generation Y auch der Videotelefonie aufgeschlossen gegenübersteht. Laut Accenture kann sich fast jeder Zweite (46 Prozent) diese Möglichkeit vorstellen, selbst wenn seine Filiale wieder öffnet. 35 Prozent würden einen Videoanruf sogar einem persönlichen Gespräch vorziehen. Vor Corona nutzten die Videotelefonie lediglich 15 Prozent der Bankkunden weltweit.
Zeit ist Geld
Neben digitalen Kommunikationswegen wie der Videotelefonie sorgt auch die digitale und automatisierte Verarbeitung für Zeitersparnis und eine unkomplizierte Abwicklung. Hier kommen Verfahren zum Abgleich der digitalen Identität ins Spiel. Vor allem jüngere Kunden erwarten, dass sie ihr Konto innerhalb von wenigen Minuten online eröffnen können. Ein zweiwöchiger Onboarding-Prozess, der das Drucken eines Antrags, die Paketaufgabe bei der Post und die persönliche Identitätsprüfung umfasst, ist nicht mehr zeitgemäß. Zudem kann dieser Zeitaufwand auch bei professionellen Banklösungen zu Zinsverlusten führen. Mit einer Video-Identitätsprüfung ist Zeit kein Thema mehr.
Das Video-Ident-Verfahren dauert nur ein paar Minuten: Der Nutzer hält im Video-Chat seinen Ausweis hoch und liest Namen und ID-Nummer vor. Den Rest erledigt künstliche Intelligenz. Sie analysiert mehrere Schichten biometrischer Daten sowie versteckter Sicherheitsmerkmale und liefert ein stark authentifiziertes Ergebnis.
Den nächsten Schritt stellt die digitale Identität in der „digitalen Geldbörse“ dar. Statt sich bei jeder Instanz neu identifizieren zu müssen, können Bürger künftig ihre ID Wallet nutzen, um sich auszuweisen und ihre Identität zu bestätigen. Die EU-Kommission hat dazu einen Verordnungsvorschlag der eIDAS 2.0 auf den Weg gebracht. Die Digital Identity Wallet „EU eID“ sollen Bürger über das gesamte EU-Gebiet hinweg einsetzen können. In dieser digitalen Identität können Nutzer auch Führerschein, Fahr- oder Eintrittskarten für öffentlichen Nahverkehr oder Konzerte bis zu Heirats- oder Geburtsurkunden hinterlegen, um jeglichen Behördengang zu erleichtern
Vorteile des digitalen Investment-Bankings
- Vollständig digitales Onboarding: Ein traditionelles Onboarding dauert für Neukunden mehrere Tage bis eine Woche, da die Anträge per Post verschickt sowie ausgedruckt werden und die Antragsteller ein Post-Ident-Verfahren durchlaufen müssen. Mit digitalen Verfahren wie der eSignatur können Kunden Anträge digital unterzeichnen und ihre Identität mithilfe von Video- oder Auto-Ident-Verfahren sowie der Digital Identity Wallet mühelos und schnell online verifizieren.
- Kontoeröffnung am selben Tag: Innerhalb weniger Minuten ist die Identität des Nutzers geprüft, und der Vertrag kann online unterschrieben werden. Anstatt den Antrag per Post an den Kunden zu versenden, der ihn zuhause ausdruckt und wieder zurückschickt, kann ihn der Bankberater innerhalb eines Tages bearbeiten.
- Gewinnung neuer Zielgruppen: Über ein digitales Onboarding, Bankgeschäfte via App oder auch Videotelefonie mit dem Bankberater kommen Finanzinstitute den Millennials und auch der Folgegeneration Gen Z entgegen. Dadurch können sie das Vertrauen der Jüngeren gewinnen und sich gegenüber Neobanken und Online-Brokern behaupten.
- Digitalisierung: Bei welcher Bank sie sind, ist den Vertretern der technologieaffinen Generation weniger wichtig. Ihr Fokus liegt vielmehr darauf, dass die angebotenen Finanzdienstleistungen und -Prozesse einfach und sicher sind sowie digital funktionieren. Die ID Wallet erleichtert diesen Prozess nicht nur für jedes einzelne Onboarding, sondern senkt den Aufwand für alle noch künftig anfallenden Ident-Prozesse auf ein Minimum. Viele traditionelle Finanzinstitute müssen sich daher besser in Bezug auf diesen digitalen Wandel positionieren. Wie die großen Tech-Konzerne zeigen, bietet vor allem das Analysieren von Kundendaten viel Potenzial, um die eigenen Kunden zu verstehen und wettbewerbsfähig zu bleiben.