Waldbrände, Überschwemmungen – Klimawandel. Es wird zunehmend wichtiger, nachhaltig zu wirtschaften und den ökologischen Fußabdruck zu verbessern.
Zwei von drei deutschen Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind sich sicher: Digitale Technologien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Diesen Ansatz unterstützt auch die BREDEX GmbH. Beim Lösungsanbieter für ganzheitliche Softwareentwicklung, Datenschutz und Informationssicherheit stehen alle Zeichen auf Nachhaltigkeit. Doch welche Eigenschaften muss Software haben, um als nachhaltig zu gelten? Wie passen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen? Wo liegen Chancen und Risiken? Was hat das mit IT-Security zu tun? Was können Unternehmen bereits heute tun? Antworten und spannende Einblicke in das Thema nachhaltige Digitalisierung gibt Ron Kneffel, Head of bei BREDEX.
Hat der Klimawandel konkrete Einflüsse auf den digitalen Wandel?
Ron Kneffel: Ja, definitiv. Laut einer Studie der Bitkom Akademie aus dem Januar 2020 kann digitale Technologie fast die Hälfte dazu beitragen, dass Deutschland seine Klimaziele bis zum Jahr 2030 erfüllt. Außerdem kann jede fünfte Tonne Co2 in den nächsten Jahren durch Digitalisierung eingespart werden.
Wie würden Sie „grüne IT“ in wenigen Sätzen zusammenfassen?
Ron Kneffel: Green IT ist nur ein Teil einer gesamten Nachhaltigkeitsstrategie. Grüne IT ist dabei das Bestreben, die Nutzung von Information- und Kommunikationstechnik über deren gesamten Lebenszyklus hinweg Umwelt- und Ressourcen schonend zu gestalten. Darüber hinaus bedeutet es aber auch, die Ressourceneinsparung durch den Einsatz von Informationstechnik, z.B. Videokonferenzen anstelle von aufwendigen und CO2-starken Dienstreisen.
Welche Aspekte spielen auf die Nachhaltigkeit von Software ein?
Ron Kneffel: Von nachhaltiger Software spreche ich, wenn die Software so Ressourcen schonend wie möglich läuft. Ganz einfach kann hier z.B. ein Bildschirmschoner eingebaut werden, der den User fragt, ob er die Anwendung noch nutzt oder ob er sie schließen möchte, wenn er diese einige Minuten nicht bedient hat. So schafft man bereits beim User Awareness.
Warum hat „GreenIT“ nur einen Teileinfluss innerhalb von Nachhaltigkeitsstrategien? Gibt es größere Einflussfaktoren?
Ron Kneffel: Zunächst sollte man wissen, dass in der Berechnung des Co2-Fußabdruckes drei Scopes haben. Scope 1 sind direkte Emissionen aus der Geschäftstätigkeit der Organisation, zum Beispiel aus unternehmenseigenen Kraftwerken und Fahrzeugflotten. Scope 2 sind indirekte Emissionen, die bei der Erzeugung von Energie entsteht, die von außerhalb bezogen wird. Also Strom und Wärme. Und Scope 3 sind in indirekte Emissionen, die durch die Unternehmenstätigkeit verursacht werden, aber nicht unter der Kontrolle des Unternehmens stehen, zum Beispiel bei Zulieferern, Dienstleistern, Kunden – also auch Green IT. Unternehmen betrachten eher Scope 1 und 2, da man beide selbst beeinflussen kann. Wir müssen es schaffen, dass auch indirekte Emissionen aus Scope 3 in den Fokus genommen werden. Hier spielt Green IT eine große Rolle. Nur wenige wissen, dass die Datenverarbeitung der Endnutzer alleine eine CO2-Emission wie 10 Millionen Autos hat. Die Unternehmens-IT ist für ca. 2,5 % aller globalen Treibhausemissionen verantwortlich. Hier können wir ansetzen.
Seit wann ist Nachhaltigkeit ein Thema für Bredex? Wer war der Impulsgeber?
Ron Kneffel: Es bedurfte gar keinem direkten Impulsgeber im Unternehmen. BREDEX hat schon seit Längerem Nachhaltigkeit im Leitbild verankert und lebt diesen Wert. Es ist Teil unserer Unternehmensstrategie und unserer Unternehmenskultur. Genau aus diesem Grund entsprechen wir seit 2020 dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex. Das zeigt die Wichtigkeit im Unternehmen, insbesondere auch für die Geschäftsführung.
Welche Mission und Ziele verfolgt BREDEX im Rahmen der Nachhaltigkeit?
Ron Kneffel: Die logische Konsequenz ist es, CO2-neutral zu werden und alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit (Sozial, Ökologisch und Ökonomisch) in allen Bereichen der Firma in Einklang zu bringen.
Es geht aber nicht nur um Klimaneutralität in der Nachhaltigkeit. Wir sollten ökologische, ökonomische und soziale die Aspekte betrachten.
Wie geht es für Ihr Unternehmen in diesem Jahr in Sachen Nachhaltigkeit weiter?
Ron Kneffel: Wir haben bereits angefangen, unsere Co2-Equivalenz zu messen und zu errechnen, damit wir unser strategisches Ziel, CO2-neutral zu sein, erreichen können. Entsprechend werden wir Maßnahmen ergreifen, um unseren Fußabdruck zu reduzieren und auszugleichen – in unserer Arbeitsweise, in Prozessen und Strukturen, in der IT oder auch am Gebäude. Sei es die Umstellung auf Ökostrom oder die Einrichtung von Solarpenals auf dem Dach. Was dann noch übrig bleibt, werden wir in Klimazertifikate investieren und diese bis Ende des Jahres komplett ausgleichen.
Es geht aber nicht nur um Klimaneutralität in der Nachhaltigkeit. Wir sollten ökologische, ökonomische und soziale die Aspekte betrachten. Als Unternehmen sind wir bei allen dreien in der Verantwortung und müssen sie ins Gleichgewicht bringen. Die größte Herausforderung ist, die Digitalisierung und die Antwort auf den Klimawandel sozialgerecht zu gestalten.
Wie möchten Sie andere Unternehmen unterstützen?
Ron Kneffel: Andere Unternehmen können wir unterstützen, indem wir bei Kunden Awareness für Nachhaltigkeit und Green IT schaffen. Im zweiten Schritt entwickeln wir gezielt Produkte und Dienstleistungen, die der Nachhaltigkeit entsprechen wie inklusives Design, Society Centered Design, Modernisierung von Bestandsoftware, agile Arbeitsweisen in der Entwicklung zur Einsparung von CO2 oder auch Auslagerung, also der Betrieb von Software über eine Cloud. Viel wichtiger ist aber, Prozesse, Strukturen und verarbeitete Daten in Unternehmen zu betrachten, um zu sehen, in welchen Bereichen man digitalisieren kann und so Klimaziele und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Gibt es neben Software weitere Aspekte, wie man Digitalisierung nachhaltig gestalten kann? Wie sieht es z.B. mit IT-Security aus?
Ron Kneffel: Viele fragen sich, was IT-Security mit Klimawandel zu tun hat. Hier muss man sich die Gefährdungspotentiale einmal ansehen. Denn Klima- und witterungsbedingte IT-Ausfälle betreffen immer mehr Unternehmen und kosteten diese im letzten Jahr 210 Milliarden US Dollar laut einem Bericht aus dem Januar 2022. Bisher hat man Auswirkungen des Klimawandels wie Überschwemmungen oder Waldbrände gepaart mit schlagartig anfälligen Rechenzentren kaum betrachtet. Aber die Eintrittswahrscheinlichkeit ändert sich. Und das muss jetzt beim IT-Risikomanagement betrachtet werden. Das Business Continuity Management muss bedenken, dass der Klimawandel einen starken Einfluss auf die IT-Sicherheit nehmen wird. Denn die Eintrittswahrscheinlichkeit von klimabedingten Witterungsextremen wird sich stark verändern.
Haben Sie Tipps, worauf Unternehmen in der IT-Security in Sachen Klimawandel achten sollten?
Ron Kneffel: Erstens sollte man sich mit Business Continuity Management und Resilienz Management befassen. Welche großen Impacts können auf meine Prozesse einschlagen und was muss ich tun, damit meine Kernprozesse aufrecht erhalten werden? Zweitens, was muss ich tun, damit ich nach dem Impact meine Kernprozesse wieder 100 Prozent in Betrieb nehmen kann? Hier gilt es bereits im Vorfeld Pläne zu erstellen.
Gibt es Anreizsysteme für Unternehmen, die IT-Infrastruktur nachhaltiger auszurichten?
Ron Kneffel: Steigende CO2-Kosten sind hier natürlich ein Punkt. Aber auch die Gesellschaft verlangt Unternehmen ab, Antworten auf nachhaltige Digitalisierung im Hinblick auf Klimaneutralität zu geben. Und natürlich ist es auch ein Imagethema gegenüber Kunden und Bewerbern, die vermehrt auf Nachhaltigkeit und Verantwortung achten.
Gibt es bereits Zertifizierungen und Regularien, auf die Unternehmen achten können, wenn sie nachhaltige Partner suchen?
Ron Kneffel: Es gibt mehrere Zertifizierungen wie ISO14001, am besten in Verbindung mit ISO9001, sowie Siegel wie z.B. wie den Blauen Engel und das Climate Partnersiegel, die man bereits auf vielen Produkten im Supermarkt. Sie zeigen, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klima ernst genommen werden.
Herr Kneffel, wir danken für das Gespräch.