Laut einer Analyse des Branchenverbands BREKO stieg das verbrauchte Datenvolumen pro Haushalt und Anschluss in Deutschland allein im Jahr 2022 um 19 Prozent. Der Trend zum Cloud Computing bei Unternehmen sowie Streaming, Internet-TV oder Work@Home im privaten Bereich treiben diese Entwicklung. Allerdings erreichte die Glasfasernetzabdeckung in Deutschland laut BREKO Marktanalyse nur 26 Prozent. Ein zügiger Ausbau des Gigabitnetzes ist also weiter dringend nötig. Doch wie lässt sich der Ausbau möglichst effizient gestalten?
Umfassender Überblick für den Giganetzausbau mit dem Fiber Rollout Life Cycle
Damit der Giganetzausbau effizient und nachhaltig vorangetrieben werden kann, sind mehrere Prozessschritte nötig. Der Fiber Rollout Life Cycle fasst sie zusammen. Im Einzelnen sind es:
- Gebietsanalyse
- strategische Planung
- Feinplanung und Netzausbau
- Betrieb und Netzdokumentation
Bei all diesen Phasen helfen georeferenzierte Daten und digitale Informationen über die vorhandene und geplante Infrastruktur, auf welche die beteiligten Teams – im eigenen Unternehmen und bei externen Dienstleistern – zu jeder Zeit und von jedem Ort aus Zugriff haben.
Der Fiber Rollout Life Cycle umfasst sämtliche wichtige Prozessschritte, die beim Giganetzausbau zu beachten sind. Coypright: FNT GmbH.
Um diesen Life Cycle optimal hinsichtlich Effizienz, Qualität und Zeit abzubilden, haben sich die beiden Softwarehäuser Esri und FNT zusammengeschlossen und eine integrierte, modular aufgebaute Gesamtlösung geschaffen.
Die synergetische Zusammenarbeit basiert auf ArcGIS, der Geoplattform von Esri, und der FNT Command Platform mit integrierter FNT GeoMaps-Lösung. Beide Plattformen bilden die Brücke zwischen der Geolokation und den geplanten sowie dokumentierten Netzinfrastrukturdaten. Das Zusammenspiel beider Plattformen gewährleistet die effiziente Abstimmung zwischen allen Beteiligten in sämtlichen Phasen des Glasfaserausbaus.
Wo investieren? Potenzialanalysen für verschiedene Gebiete unterstützen die Investitionsentscheidung
Glasfaseranschlüsse werden dringend benötigt, trotzdem ist nicht jedes Ausbaugebiet gleichermaßen rentabel. Telekommunikationsunternehmen brauchen daher eine solide Datenbasis als Grundlage für die Ausbauentscheidung. ArcGIS, die zentrale Geoplattform von Esri, kann schon in dieser Phase die Entscheidungsfindung optimal unterstützen. Über den räumlichen Bezug können Daten aus verschiedenen Quellen auf einer digitalen Karte zusammengebracht, analysiert und visualisiert werden und die Informationen transparent, aktuell und als „Single Point of Truth“ für alle Beteiligten bereitgestellt werden. Lagegenaue Daten über das Bestandsnetz, mögliche Anschlusspunkte und potenzielle Kunden entwickeln durch die räumliche Überlagerung einen neuen Mehrwert. Öffentlich zugängliche Daten von Open-Data-Initiativen können ebenfalls relevant sein, beispielsweise im Fall von Naturschutzgebieten mit strengen Baueinschränkungen. Darüber hinaus ergänzen Daten zum Wettbewerb, demographische Statistiken und Wirtschaftsinformationen das Gesamtbild, um potenzielle Ausbaugebiete räumlich zu qualifizieren und zu bestimmen. Durch die Visualisierung auf einer Karte sehen Planende auf einen Blick, welche Gebiete für den Ausbau in Frage kommen und wo entsprechend hohe Kundenpotentiale zu finden sind. Die Ergebnisse der Potentialanalyse lassen sich direkt über ArcGIS Dashboards mit Stakeholdern und Entscheidungsträgern teilen.
Ein Beispiel der Gebietsanalyse mit ArcGIS: kombinierte und intuitiv verständliche Dashboard-Darstellung mit flexiblen Filtermöglichkeiten. Copyright: Esri Deutschland GmbH.
Ausbau in cost and time
Wurde ein potenzielles Ausbaugebiet identifiziert, muss das wirtschaftliche Potenzial mit den zu erwartenden Kosten gegengerechnet werden. Die Baukosten für die benötigten Kabeltrassen zur Anbindung der Hausanschlüsse sind der wesentliche Kostenfaktor. Fast@Home, die SaaS-Lösung zur strategischen Planung von Glasfaseranschlussnetzen von Esri Deutschland, unterstütze den Planungsprozess auf zweierlei Art:
1. Fast@Home NPV ermöglicht die Optimierung des erwarteten Ertrags im Verhältnis zur notwendigen Investition. Der zugehörige Kostenreport ermöglicht einen schnellen und direkten Vergleich für einzelne Ausbaugebiete. In vielen Fällen können durch die zielgenaue, geringfügige Reduktion des Versorgungsgrades hohe Investitionen beim Ausbau eingespart werden.
Fast@Home NPV: Investitionen versus Ertragserwartung optimieren. Copyright: Esri Deutschland GmbH.
2. Fast@Home CLASSIC schließt an Fast@Home NPV an und ermöglicht automatisiert eine strategische Grobplanung von kostenoptimierten Glasfaseranschlußnetzen. Für die Optimierung des Netzes kann flexibel mit unterschiedlichsten Netzkonzepten gearbeitet werden. In jedem einzelnen Planungsszenario können die Planenden u.a. Einfluss auf die Planungskosten wie Material- und Querungskosten nehmen oder Vorgaben entsprechend zu berücksichtigender Bestandsinfrastruktur in den verschiedenen Netzebenen machen. Als Ergebnis liefert Fast@Home CLASSIC einen kostenoptimierten Netzplan inkl. strategischer Rohr- und Kabelplanung sowie einen zugehörigen Material-, Längen- und Kostenbericht.
Diese Informationen liefern die Basis für die strategische Go-/No-Go-Entscheidung für ein potenzielles Ausbaugebiet. Danach können die Ergebnisdaten für die detaillierte Umsetzung an die Plattform FNT Command weitergegeben werden zur Feinplanung, für Rollout-Management sowie für den nachfolgenden Betrieb.
Fast@Home CLASSIC ermöglicht die einfache, automatisierte und kostenoptimierte Glasfasernetzplanung per Webapplikation. Copyright: Esri Deutschland GmbH.
Strukturierte Umsetzung dank digitaler Feinplanung
Die Feinplanung umfasst sowohl Streckenverläufe und Hausanschlüsse als auch Verbindungen, Patchungen, Spleißungen und die Aufbauplanung von aktiven Komponenten. Eine solche Planung auf Basis von Excel-Tabellen durchzuführen, wäre sehr zeitaufwändig und extrem fehleranfällig, da logische Abhängigkeiten und Zusammenhänge nicht gleich erkannt werden.
Die FNT Command Plattform bietet eine Lösung für dieses Problem: Sie ist eine digitale Datenplattform mit integrierter Kabelmanagement- und Telco-Active-Inventory-Lösung. Hier findet die Feinplanung auf Basis der zuvor vorgenommenen Vorarbeiten und der georeferenzierten Visualisierung statt. Die Satellitenansicht ermöglicht dabei einen Überblick aus der Vogelperspektive. Sollte die Planung beispielsweise Kabel von einer ungünstigen Seite an eine Häuserreihe heranführen, lässt sich das mit wenigen Mausklicks berichtigen. Weitere graphische Ansichten von Spleißboxen und -kassetten, Schrankansichten mit passiven und aktiven Komponenten sowie schematischen Darstellungen von Multirohrverbänden mit zugeordneten Mikro-Rohren und LWL-Kabeln ermöglichen den Anwendern eine effiziente Durchführung ihrer Feinplanung.
Die Plattform erleichtert auch, den Rollout auf verschiedene Teams und Dienstleister aufzuteilen, so dass die zahlreichen Aktivitäten im Bereich des passiven Infrastrukturausbaus und die unterschiedlichen Tätigkeiten beim Aufbau der aktiven Netzkomponenten detailliert strukturiert und zugewiesen werden können. Die Teams vor Ort müssen exakt wissen, welche technischen Arbeiten ausgeführt und welche Informationen eingeholt werden müssen. Dazu lassen sich die im Rahmen der Planung automatisch erzeugten Arbeitsaufträge direkt über die Workorder-Funktion an die Teams senden. Die Einsatzteams rufen diese Informationen auf ihren mobilen Endgeräten ab und können Notizen, Fotos oder Dokumente zu ihrem Auftrag hinterlegen. So sind die Mitarbeitenden vor Ort und im Backoffice immer auf dem gleichen und neuesten Stand.
Die Feinplanung mit FNT GeoMaps umfasst auch Kapazitätsmanagement und das Routing von Verbindungen. Copyright: FNT GmbH.
Aktuelle Informationen über Netzinfrastruktur und Services sind der Schlüssel zu einem effizienten Netzbetrieb
Für den sicheren und effizienten Betrieb der Netzinfrastruktur ist ein aktueller Datenbestand wichtig. Die Erfassung und Dokumentation dieser Infrastrukturen sind eine zeitraubende Aufgabe, wenn die entsprechende Grundlage fehlt. Stattdessen können die im Rahmen der Planung entstanden Daten als Grundlage für die Dokumentation verwendet werden: wenn die Planungsdaten mit den entsprechenden Anpassungen aus der Bauphase über eine Statusänderung mit einem Klick von SOLL auf IST gesetzt werden können. So ist eine Dokumentation per Mausklick mit dem neuesten Stand verfügbar. Diesen Datenbestand gilt es nun auch über die Laufzeit aktuell zu halten. Hierfür können die bereits in der initialen Planungsphase genutzten Funktionalitäten auch wieder für die Planung von Erweiterungen bzw. für den betrieblichen Change-Management-Prozess eingesetzt werden. Somit wird sichergestellt, dass der Netzbetrieb zu jeder Zeit auf einen aktuellen Datenbestand zugreifen kann, um somit seinen Kunden letztendlich eine hohe Service-Qualität zu liefern.
Mit FNT GeoMaps werden Fehler auf Basis von OTDR-Messdaten lokalisiert. Copyright: FNT GmbH.
Eine sorgfältige Dokumentation kommt besonders dann zum Tragen, wenn ein Ausfall oder eine Störung vorliegt. Mit einer Lösung wie der FNT Command Plattform erhält der Betreiber in einem solchen Fall unverzüglich Auskunft über alle betroffenen Services. Anhand dieser Informationen können Verantwortliche priorisieren, welche Kunden aufgrund ihrer Service Level Agreements (SLAs) als Erstes informiert bzw. welche Services priorisiert wiederhergestellt werden müssen. Gleichzeitig kann der Betreiber anhand der im Tool integrierten Daten Alternativrouten schnell identifizieren und notwendige Konfigurationsänderungen in die Umsetzung geben. Dank der georeferenzierten Daten kann die Störung mittels OTDR-Messdaten genau lokalisiert und auf einer Karte visualisiert werden. Die Serviceteams können ihre Arbeit somit zielgerichtet beginnen, kennen genau die Technik vor Ort und müssen nicht den gesamten Leitungsabschnitt nach möglichen Beschädigungen absuchen. Das spart wertvolle Zeit und Kosten.
Fazit: Mit Datenkonsistenz zum Erfolg
Beim Aufbau moderner Gigabitnetze ist die effiziente Abstimmung zwischen allen Beteiligten in allen Phasen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die beteiligten Teams – im eigenen Unternehmen und bei externen Dienstleistern – benötigen zu jeder Zeit und von jedem Ort aus Zugriff auf aktuelle und konsistente Datenbestände.
Bei der Planung und dem Betrieb von Gigabitnetzen spielt die Datenkonsistenz eine große Rolle. Denn basiert die Planung nicht auf dem realen IST-Datenbestand, führt dies zu Fehlern und damit zu hohen Kosten und Verzögerungen. Dem lässt sich durch eine integrierte Plattform mit einheitlichem Datenmodell und georeferenzierten Informationen entgegenwirken. Damit lassen sich für den weiteren Ausbau im selben oder angrenzenden Gebiet alle vorhandenen aktiven und passiven Ressourcen, Kapazitäten und Verbindungen berücksichtigen und effizient einsetzen.
Die Konsistenz der aktiven und passiven Netzressourcen sowie der zugehörigen georeferenzierten Daten und ihre Aktualität entlang der vier Phasen des Zyklus tragen sowohl kurzfristig als auch langfristig entscheidend zum Erfolg und der Rentabilität eines Glasfaserausbaus bei. Eine plattformbasierte Planungs- und Dokumentationslösung mit integriertem Geoinformationssystem macht das möglich.
ArcGIS unterstützt FNT Command in allen Phasen des Fiber Rollout Life Cycle. Geodaten können als Dienste und Karten – integriert in FNT GeoMaps – genutzt oder direkt in smarten GeoApps bereitgestellt werden. Digitale Karten können dadurch in allen Prozessen von Gebietsanalyse über die Dokumentation bis hin zum Betrieb integriert und allen Mitarbeitenden im Unternehmen bereitgestellt werden. Mit ArcGIS und FNT Command wird der Fiber Rollout Life Cycle damit zu einer “runden Sache”.
Ulrich Schälling, VP Market Strategy, FNT GmbH
Astrid Jurisch-Nossiter, Business Developer Manager, Esri Deutschland GmbH