Die Anforderungen an moderne IT-Infrastrukturen wachsen rasant: Dynamik und Komplexität nehmen zu, insbesondere durch den Wandel hin zu hybriden und Cloud-nativen IT-Umgebungen.
Die Überwachung und Optimierung dieser Systeme ist heute eine Kernaufgabe jeder IT-Abteilung.
Mit der zunehmenden Verlagerung in die Cloud gewinnen Observability-Tools immer mehr an Bedeutung. Sie bieten Unternehmen leistungsstarke Möglichkeiten, um kritische Infrastrukturen zu überwachen, Engpässe frühzeitig zu erkennen und einen stabilen Betrieb sicherzustellen.
Doch Vorsicht: Hinter diesen Vorteilen lauern oft unvorhergesehene und versteckte Kosten, die Ihr IT-Budget erheblich belasten können. Eine klare Strategie ist daher entscheidend, um die Vorteile der Technologie voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Kosten im Griff zu behalten.
Observability: Oft ein unverzichtbarer Baustein moderner IT-Strategien
Observability Tools sind mehr als ein Monitoring. Sie erweitern die klassische Überwachung von IT-Systemen, indem sie mit Hilfe von KI nicht nur Zustände, sondern auch Anomalien erkennen und die Ursachen von Problemen analysierbar machen. Besonders im Application Performance Management (APM) sind diese Tools essenziell, da sie Metriken, Logs und Traces in Echtzeit auswerten und so Störungen frühzeitig identifizieren. In einer zunehmend digitalen Welt ist der Ausfall gerade von systemkritischer Infrastruktur keine Option.
Für Cloud-Migrationen, Kubernetes-Cluster und serverlose Architekturen ist Observability eine zentrale Technologie, um Stabilität und Leistung sicherzustellen. Doch gerade diese modernen Umgebungen treiben auch die Datenmengen nach oben und damit die verbrauchsabhängigen Kosten, die sich meist anhand des monatlichen Datenvolumens berechnen. Viele Observability-Anbieter setzen hierzu auf schwer durchschaubare Preismodelle, bei denen eine verlässliche Planung, trotz scheinbar transparenter Kosten, kaum möglich ist. Besonders kritisch wird es, wenn der Datenverbrauch plötzlich Spitzenwerte erreicht: In solchen Fällen können die Log-Management-Kosten rapide ansteigen.
Daten- und Kostenexplosionen: Die unsichtbare Dimension
Der Übergang von On-Premises-Systemen zu Cloud-basierten Infrastrukturen, die auf Microservices und Containern beruhen, revolutioniert IT-Architekturen – bringt jedoch auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Anstelle weniger großer Anwendungen entsteht nun eine fragmentierte Landschaft aus Hunderten oder sogar Tausenden kleinerer Microservices.
Diese Entwicklung führt zu einer dramatischen Zunahme der Telemetrie-Datenmengen, die IT-Abteilungen bewältigen müssen. Diese Umstellung auf moderne Architekturen führt in Unternehmen häufig zu einer zwei- bis zehnfachen Steigerung der Daten für Logs, Metriken und Traces. Die Prognosen von Experten sind eindeutig: Man erwartet eine Verdopplung der Datenlast alle zwei bis drei Jahre.
Ein Beispiel verdeutlicht das Szenario: Ein einmaliges Ereignis, wie ein plötzlicher Anstieg der Benutzeraktivität oder eine Störung in einem Service, kann eine sprunghafte Zunahme der Datenmenge auslösen, zum Beispiel durch eine stark anwachsende Auslastung der CPU-, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Dies führt auch in Observability-Tools zu einer regelrechten Datenexplosion bei Logs, Metriken und Traces und treibt dadurch die Kosten erheblich in die Höhe. Gleichzeitig stellt die langfristige Zunahme der Datenmengen Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, die Observability-Kosten zuverlässig zu prognostizieren. Obwohl die Kosten klar ersichtlich sind, bleibt eine präzise Planung aufgrund der schwer kalkulierbaren Datenmengen nahezu unmöglich. Dadurch besteht die Gefahr, dass Unternehmen ihr Budget aufgrund dieser schwer vorhersehbaren Variablen erheblich überschreiten.
Die Tücken flexibler Preisgestaltung: Günstiger Einstieg, teure Folgen
Viele Anbieter von Observability-Tools locken mit niedrigen Einstiegspreisen, verstecken essenzielle Funktionen jedoch hinter kostspieligen Add-ons. Besonders bei langfristigen Verträgen wird dies kritisch: Anfangs attraktive Rabatte entpuppen sich oft als trügerisch, wenn nicht kalkulierte Zusatzkosten das Budget sprengen.
Ein weiteres Problem liegt in den Preismodellen vieler Anbieter. Statt auf die durchschnittliche Nutzung zu setzen, orientieren sie sich an den höchsten gemessenen Traffic-Niveaus (Peaks). Selbst kurzzeitige Spitzen treiben dadurch die Kosten unverhältnismäßig in die Höhe, obwohl sie nicht die tatsächliche, langfristige Auslastung widerspiegeln. Unternehmen zahlen so oft für Ressourcen, die nur für wenige Stunden benötigt wurden, während in der übrigen Zeit ungenutzte Kapazitäten verfallen.
Observability-Lösungen sind unverzichtbar, um die Komplexität moderner IT-Infrastrukturen zu bewältigen.
Frank Laschet, USU GmbH
Zudem kombinieren viele Preismodelle verschiedene Abrechnungseinheiten wie Hosts, Agents, Nodes oder CPU-Kerne. Diese Vielfalt erfordert präzise Prognosen, um Zusatzkosten zu vermeiden. Doch in dynamischen IT-Umgebungen sind solche Vorhersagen nahezu unmöglich. Häufig basieren Lizenzen auf festen Monatsvolumina: Nicht genutzte Kapazitäten verfallen, während Überschreitungen zu erheblichen Mehrkosten führen. Bereits wenige Stunden mit erhöhtem Traffic können ausreichen, um die monatlichen Kosten drastisch zu steigern – in extremen Fällen sogar zu verdoppeln.
Strategien zur Kostenkontrolle: Der richtige Toolmix
➤ Legen Sie den Fokus auf kritische Bereiche: Observability-Tools sollten dort eingesetzt werden, wo sie den größten Mehrwert bieten – in unternehmenskritischen Bereichen wie dem Application Performance Management oder bei sicherheitsrelevanten Systemen. Hier können KI-gestützte Anomalieerkennungen und umfassende Analysen ihre Stärken ausspielen.
➤ Klassisches Monitoring für weniger kritische Systeme: Für weniger kritische Anwendungen reicht oft ein klassisches IT-Monitoring aus. Diese Lösungen sind nicht nur kosteneffizienter, sondern auch einfacher zu implementieren und zu verwalten. Indem Unternehmen ihre Überwachungsstrategie aufteilen, reduzieren sie die Menge an Daten, die durch teure Observability-Tools verarbeitet werden.
Vorteile eines Toolmixes
➤ Kostenersparnis: Kritische Systeme profitieren von Observability, während weniger wichtige Systeme kostengünstig überwacht werden.
➤ Effizienzsteigerung: Der gezielte Einsatz von Tools verhindert eine Überdimensionierung und erhöht die Wirtschaftlichkeit.
➤ Flexibilität: Unternehmen können ihre Überwachungsstrategie dynamisch anpassen, ohne sich langfristig an teure Preismodelle zu binden.
Klassisches IT-Monitoring eignet sich für die kostengünstige Überwachung der IT-Infrastruktur, während Observability Tools geeignet sind für die tiefgreifende Analyse eigens entwickelter Software, die auf Hyperscalern betrieben wird.
Alexander Wiedenbruch, USU GmbH
Fazit: Der Schlüssel liegt im gezielten Toolmix
Observability-Lösungen sind unverzichtbar, um die Komplexität moderner IT-Infrastrukturen zu bewältigen. Sie bieten nicht nur eine umfassende Überwachung, sondern ermöglichen durch KI-gestützte Anomalieerkennung und präzise Analysen, Probleme frühzeitig zu identifizieren und zu lösen. Besonders in systemkritischen Bereichen, wie dem Application Performance Management (APM), sicherheitsrelevanten Infrastrukturen oder geschäftskritischen Services, entfalten diese Tools ihren vollen Mehrwert. Hier können sie sicherstellen, dass Ausfälle vermieden und der Betrieb störungsfrei aufrechterhalten wird.
Doch nicht jedes System erfordert Observability. Weniger kritische Bereiche, deren Ausfälle keine gravierenden Auswirkungen haben, profitieren von klassischem Monitoring, das kosteneffizienter arbeitet und die Komplexität reduziert. Ein flächendeckender Einsatz von Observability-Tools würde die Datenmengen und Kosten unnötig erhöhen, ohne einen entsprechenden Nutzen zu bieten.
Der strategische Einsatz eines ausgewogenen Toolmixes – Observability für kritische Bereiche und klassisches Monitoring für weniger wichtige Systeme – ist der Schlüssel, um eine stabile IT-Infrastruktur zu gewährleisten und gleichzeitig das Budget zu schonen – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend digitalen Welt.