Kaum ein deutsches Unternehmen bleibt dieser Tage vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verschont. Das klingt nicht nur nervig, seine Erfüllung kostet auch Zeit, Geld und Ressourcen. Wichtig ist es dennoch, denn zu lang hat sich die westliche Wirtschaft eben jenen Sorgfaltspflichten entzogen, die sie entlang ihrer Lieferketten zu verantworten hat.
Dabei verursachen der Herstellungsprozess und die Entsorgung von Waren vielerorts schwere Umweltschäden. Auch Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Das ist uns allen beim Thema Plastik mehr als bewusst oder wenn es um Billigwaren aus Asien geht. Weniger bekannt sind die Emissionen und Müllberge, die Soft- und Hardware verursachen. Dabei sind sie massiv. Mit den folgenden IT-Management-Hacks lässt sich der ökologische Fußabdruck verbessern. In jedem Unternehmen, ohne Aufwand und auch noch kostensparend.
#1 Refurbished Hardware hilft CO2 sparen
Computer, Notebooks, Server und Tablets sind Klimakiller. Das wird am Beispiel eines Desktop PCs deutlich, der im Laufe seines Produktlebens rund 700 Kilogramm CO2 verursacht. Neue Computer für 100 Beschäftigte anzuschaffen, setzt demnach 7 Tonnen CO2 frei. Hinzu kommen verseuchte Böden, die Gesundheitsgefährdung der Arbeiter auf den Elektroschrott- Deponien der Dritten Welt und weitere nachgelagerte Schäden.
Sieben Tonnen für 100 Computer! Um allein eine Tonne der Treibhausgase aufzunehmen und zu neutralisieren, muss eine Buche etwa 80 Jahre wachsen. Liegt es da nicht nahe, voll funktionsfähige Hardware maximal lange einzusetzen, gegebenenfalls auch refurbished für einen zweiten oder gar dritten Nutzungszyklus? Im gewerblichen Kontext wird sie laut Bundesumweltamt alle drei bis vier Jahre erneuert. Dieser Turnus gehört für eine positive Klimabilanz dringend auf den Prüfstand!
#2 Software-Upgrades zwingen zu Hardware-Upgrades
Die meisten Software-Programme könnten sieben bis zehn Jahre lang genutzt werden. In dieser Zeit erhalten sie Sicherheits-Updates und werden supported. Deutlich früher jedoch bringen die Hersteller neue Lizenzen auf den Markt. Wer darauf anspringt, muss aufgrund gestiegener Systemanforderungen an Prozessoren, Arbeitsspeicher und Festplatten oft auch mit der Hardware nachziehen. Unternehmen, die die Lebensdauer ihrer Lizenzen ausnutzen, verlängern auch die Lebensdauer ihrer Computer und Server – mit oben beschriebenem Beitrag zum Klimaschutz!
Unternehmen, die die Lebensdauer ihrer Lizenzen ausnutzen, verlängern auch die Lebensdauer ihrer Computer und Server.
Angelika Mühleck
#3 Trotz Cloud nicht in die Upgrade-Falle tappen
Wer ausschließlich über Cloudmodelle lizenziert ist, unterliegt meist unweigerlich den Upgrades durch die Hersteller. Ein hybrider Lizenzmix hilft, dieser Endlosspirale zu entkommen. Dabei werden nur remote arbeitende Beschäftigte und solche, die nicht ohne Tools wie Teams auskommen, über die Cloud lizenziert. Wo das nicht vonnöten ist und die Funktionalität ausreicht, können On-Premises-Lizenzen bis zum Ablauf ihrer Supportzeit verwendet werden. Die sind als Kauf- oder Gebrauchtlizenzen erhältlich und besonders günstig in der Anschaffung. Unternehmen sparen auf diese Weise hohe Abogebühren, umgehen eine zu große Abhängigkeit von den Herstellern und bestimmen den Zeitpunkt ihrer Soft- und Hardware-Upgrades selbst.
Nachhaltigkeit in der IT ist keine Rocket Science
Die Beispiele zeigen: Nachhaltigkeit in der IT beginnt im Kleinen, hat aber große Auswirkungen. Zu hinterfragen, wer die neue Version einer Software wirklich braucht, führt bereits zu signifikanten CO2-Einsparungen, erfüllt gesetzliche Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften – und eröffnet ganz nebenbei enorme Potenziale zum Kostensparen.