Nachhaltigkeit in der IT – was für viele Unternehmen früher noch ‚Nice to have‘ war, steht heute auf jeder Agenda. Doch damit Nachhaltigkeit nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, brauchen Unternehmen einen klaren Blick darauf, welche Technologien welchen CO2-Fußabdruck hinterlassen und wie sie diesen reduzieren können. Hierfür benötigen sie Datentransparenz.
Die Digitalisierung unserer Welt hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen und gerade die Wirtschaft profitiert von den vielfältigen neuen Möglichkeiten, die innovative Technologien bereithalten. Doch die digitale Transformation hat auch ihre Tücken. Denn die Vielzahl an neuen digitalen Prozessen und Lösungen führt zu einem enormen Ressourcen- und Energieverbrauch. Laut einer Studie des Borderstep-Instituts im Auftrag des Digitalverbands Bitkom verbrauchten allein deutsche Rechenzentren im vergangenen Jahr 17,9 Milliarden Kilowattstunden Strom. Mit der weiter zunehmenden Digitalisierung ist damit zu rechnen, dass sich dieser Wert bis 2030 noch einmal um etwa 50 Prozent auf gut 27 Milliarden Kilowattstunden erhöhen wird. Weltweit war die IT des Telekommunikationssektors im vergangenen Jahr sogar für 80-85 Megatonnen CO2 verantwortlich. Laut McKinsey machte die Unternehmens-IT in diesem Dienstleistungsbereich (hierzu zählen Medien und Kommunikation, Banken und Versicherungen) im Jahr 2021 weltweit 35-45 Prozent der gesamten Scope-2-Emissionen im Dienstleistungssektor aus.
Doch selbst wenn viele Unternehmen die brisante Lage bereits erkannt haben, lassen sie sich bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen oftmals noch Zeit. So verschiebt laut der PAC Studie „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“ mehr als die Hälfte der befragten IT- und Business-Entscheider aus den Bereichen Automobilindustrie, produzierendes Gewerbe und Logistik das Erreichen von CO2-Neutralität und den Aufbau einer nachhaltigen Unternehmens-IT auf das nächste Jahrzehnt.
Mehr Nachhaltigkeit durch die Cloud
Dabei würde gerade die Umstellung auf nachhaltige IT-Praktiken einen wichtigen Anteil zur Senkung der Kohlenstoff-Emissionen beitragen. Wollen Unternehmen ihren eigenen CO2-Fußabdruck verkleinern, führt kein Weg daran vorbei, den Energieverbrauch der eigenen IT zu verringern. Dies bestätigt eine aktuelle Umfrage unter Nachhaltigkeitsmanagern im DACH-Raum. Der Großteil (86 Prozent) der Befragten ist der Meinung, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele nur erreichen können, wenn sie den Energieverbrauch ihrer technologischen Infrastruktur deutlich reduzieren.
Andererseits liegt in der Nutzung neuer Technologien großes Potenzial, um Prozesse zu optimieren und digitale Ressourcen effizienter zu nutzen. Stichwort: Green IT. Ihr Ziel ist es, eine verantwortungsbewusste und dadurch ressourcenschonende Technologienutzung zu gewährleisten. Es gilt, den negativen Einfluss der IT auf Umwelt und Ressourcen so gering wie möglich zu halten, bestenfalls ins Positive zu verkehren. Eine in diesem Zusammenhang oft erwähnte Technologie ist das Cloud-Computing. Durch die Skalierbarkeit der Cloud ist ihre Nutzung tendenziell energiesparender als der On-Premises-Betrieb und reduziert damit die Kohlenstoff-Emissionen. Gleichzeitig lässt sich durch deren flexible Ausgestaltung die eigene Infrastruktur verbessern und ermöglicht so eine effizientere Nutzung von IT-Ressourcen.
Energieeinsparpotential messbar machen
Aber auch hier gilt: Augen auf! Denn die Cloud ist nicht von Haus aus grün. Es ist wichtig zu wissen, in welchem Setup diese betrieben wird, mit welchem Energiemix und Workload sie wo und für wieviel des Energieverbrauchs verantwortlich ist. Zumindest letzteres lässt sich durch einen ganzheitlichen Ansatz für Green IT ermitteln – und der beginnt mit Transparenz.
Indem Nutzungsdaten von Produkten und Diensten über einen längeren Zeitraum und mehrere Abteilungen und Standorte hinweg getrackt werden, ist es möglich, Metriken zu erstellen, aus denen sich sowohl kurzfristige Einsparungen als auch langfristige Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette ableiten lassen. Hierfür ist es wichtig, neben internen Daten zusätzliche Informationen von Dienstleistern und externen Anbietern in den Prozess mit einzubinden. Public Cloud-Unternehmen wie beispielsweise Amazon Web Services oder Google Cloud Platform bieten ihren Kunden Funktionen, um den Energieverbrauch von Anwendungen zu überwachen und zu optimieren. Auch interne Unternehmensdaten wie Anlagenverwaltung und Zeiterfassung können zu Rate gezogen werden, um festzustellen, wie wichtig einzelne IT-Dienste für das Unternehmen sind.
Mithilfe solcher Daten können Unternehmen damit beginnen, die CO2-Emissionen innerhalb der Dienstleistungswertschöpfungskette nach der 80/20-Regel zuzuordnen. Zwar ist es ideal, auf der Grundlage von Echtzeitdaten zu arbeiten, doch Annahmen und Verteilungsschlüssel sind bereits ein guter erster Schritt. Die so entstandene Transparenz über die CO2-Emissionen unter Berücksichtigung externer Anbieter, der Energieinfrastruktur, der Anwendungen und des Endnutzer-Services befähigt Unternehmen, nachhaltige Alternativen zu erkennen und zu nutzen.
Zielsetzung CO2-neutral: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser
Mit Transparenz allein ist es jedoch nicht getan. Unternehmen müssen sich verbindliche Ziele setzen und deren Erreichung mit konkreten Kennzahlen messen und kontrollieren. Wenn zum Beispiel bis zum Jahr 2050 eine CO2-neutrale Bilanz angestrebt wird, gilt es sowohl den aktuellen IST-Zustand als auch die Hürden, die für die Zielerreichung noch zu überwinden sind, zu definieren. Zu diesem Zweck ist mindestens einmal pro Jahr, wenn nicht sogar einmal im Monat, eine einfache Plan-/Ist-Abweichungsanalyse erforderlich, um Maßnahmen zu evaluieren, steuern und effizient zu kommunizieren. Die Arbeit mit nachhaltigkeitsbezogenen KPIs wie Energieverbrauch und CO2-Ausstoß werden damit zu einem zentralen Aspekt in der Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen.
Um diese Kennzahlen im Blick zu behalten und informierte, datenbasierte Entscheidungen treffen zu können, lohnt sich oftmals die Implementierung von Softwarelösungen aus dem IT-Finanzmanagement wie etwa ein (DVM). Solch ein effektives Kostenmodell bildet dabei den Status quo der Daten- und Prozessrealitäten eines Unternehmens ab, ohne den zwingenden Einsatz eines einheitlichen Modells vorauszusetzen. Geschäftsentscheider sind so in der Lage, leicht den Emissionsausstoß – heruntergerechnet auf einen bestimmten Service oder eine Geschäftseinheit – zu ermitteln, diese mit den festgelegten Zielen zu vergleichen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen zur Erreichung einer Klimaneutralität anzustoßen.
Verlässliche Daten als Grundlage für ganzheitliche Nachhaltigkeit
Unternehmen können heute bereits einiges tun, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern, indem sie im Tagesgeschäft energiesparende, effiziente und skalierbare Lösungen nutzen. Aber nur durch vollständige Datentransparenz wird es auf lange Sicht möglich sein, eine ganzheitlich nachhaltige Technologieinfrastruktur zu etablieren. Je besser Unternehmen verstehen, wo und wie ihre Prozesse und Produkte zum eigenen Emissionsausstoß beitragen, umso einfacher lassen sich diese optimieren oder durch nachhaltige Alternativen ersetzen. Nur so kann eine ganzheitliche Unternehmensstrategie entwickelt werden, die Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Kostenoptimierung miteinander verknüpft.