Die Digitalisierung hat nicht nur die Weltwirtschaft in einen globalen Markt der Vernetzung verwandelt, sondern auch längst unseren Alltag von Grund auf in Richtung informationelle Flexibilität verändert.
Sich mal eben eigeninitiativ über vegane Kuchenrezepte oder Quantenmechanik zu informieren ist heute unkomplizierter und schneller möglich als jemals zuvor. Mehr noch: Das neugierige Gemüt muss sich nicht nur mit digitalisierten Rezepten oder Formeln zufriedengeben, sondern kann sich in einem Video oder einer interaktiven App Schritt für Schritt erklären lassen, wann welche Zutat wie zusammenzuführen ist – oder wie der LHS Teilchenbeschleuniger am Europäischen Kernforschungszentrum CERN funktioniert.
Digitale Wissensvermittlung und Wissensaneignung fanden mit dem Einzug des Informationszeitalters vor allen Dingen in der Weiterqualifikation Ihre Paradeanwendung. Mit dem E-Learning begann Mitte der 1990er Jahre die didaktische Revolution, deren Siegeszug noch bis heute anhält. Während die Anfänge von vergleichsweise simplen Lernprogrammen geprägt waren, hat sich die E-Didaktik mittlerweile stark weiterentwickelt. Spätestens mit der massenhaften Verbreitung von mobilen Endgeräten wurde die Wissensaneignung vollends von den Einschränkungen durch Raum und Zeit losgelöst. Wie sich diese Auflösung der Grenzen manifestiert, wird insbesondere beim Thema Blenden Learning deutlich. Im Folgenden wird deutlich, welche Vorteile sich daraus ergeben.
Flexible Learning of IT – nicht nur digital, sondern auch flexibel
Wir haben ein Weiterqualifikationsformat für den Bereich moderner IT- und Softwareprozesse entwickelt, das die Vorteile von digitaler Wissensvermittlung mit denen des analogen Praxistransfers miteinander verbindet. Das Hybridergebnis: Flexible Learning of IT.
Eine klassische, ausschließlich analog ablaufende Seminarsituation weist durch ihren Unterrichtscharakter einige unüberwindbare Einschränkungen auf, die sich schnell als Widerstände und Hürden offenbaren können. Diese entstehen in den meisten Fällen insbesondere aufgrund der Heterogenität einer Seminargruppe. Denn es gibt unterschiedliche Lerntypen, die auf unterschiedliche Weise mit unterschiedlichem Tempo lernen. Auf unterschiedliche Weise bedeutet hier, dass z.B. die einen den neuen Input lieber nachlesen, während die anderen ihn lieber erklärt bekommen. Die einen haben mehr Inputbedarf, die anderen weniger etc. Hinzu kommt, dass die individuelle, kognitive Aufnahmefähigkeit der Teilnehmenden nicht zwangsläufig während der Seminarzeit am größten ist. Doch was genau ist der Mehrwert von Flexible Learning of IT, der sich aus der besagten Kombination ergibt? Hinsichtlich der Flexibilität und Effizienz bietet dieses Format insbesondere im Kontext der IT-Weiterbildung überaus willkommene Vorteile.
Individualität: Unter Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen können wir unterschiedliche Medienformen für den ein und denselben Inhalt anbieten (Screencasts, Videos, Textbooks etc.). Zudem können sich die Teilnehmenden – ja nach Wissensstand und Inputbedarf – ihre individuellen Lernpfade zusammenstellen.
Flexibilität: IT Personal befindet sich erfahrungsgemäß permanent im Projektstress. Mit dem entsprechenden Endgerät können benötigte Kompetenzen jederzeit und von jedem Ort aus erworben werden. Auf diese Weise kann die Lernzeit so gewählt werden, wie es der Projektstress gerade erlaubt.
Wenige, effiziente Präsenztage: Die gemeinsamen Präsenztage können für analoge Fallstudien und Diskussionen unter den Teilnehmenden genutzt werden. So lässt sich die Anzahl der Präsenztage sowie das Fernbleiben der Teilnehmenden von ihren Projekten auf einem notwenigen Minimum halten.
Beliebige Gruppengröße: Ein virtueller Seminarraum gibt keine Einschränkungen hinsichtlich der Gruppengröße vor. Es ist eine sehr große Zahl an Teilnehmenden möglich, solange die Praxistage vernünftig getaktet und für verschiedene Gruppen entsprechend wiederholt werden.
Virtuelle Hilfestellung: Vielseitige Kommunikationskanäle gewährleisten eine zuverlässige Kommunikation außerhalb der gemeinsamen Präsenztage sowohl zwischen den Teilnehmenden untereinander als auch zwischen den Teilnehmenden und den Dozenten. Zusätzliche Sicherheit bei Problemen oder offenen Fragen schafft die Möglichkeit zur ad hoc Webkonferenz mit den Dozenten.
Dauerhafte Verfügbarkeit von Wissen: Die Verfügbarkeit des seminarspezifischen Wissens auf der Lernplattform ist unbegrenzt. Auch nach Abschluss des Seminars können die Teilnehmenden bei Bedarf auf die Plattform zugreifen und das benötigte Wissen abrufen.
Beliebig oft wiederholbar: Die Flexible Learning-Seminare sind aufgrund ihres digitalen Charakters beliebig oft wiederholbar. Für die beauftragenden Unternehmen bedeutet dies, dass erhebliche Teilkosten gespart werden können, weil ein spezifisches Seminar nur einmal konzipiert werden muss, aber von beliebig vielen Gruppen genutzt werden kann.
Flexible Learning of IT – Ein Erfahrungsbericht
Vor eineinhalb Jahren startete der erste CampusLab-Kurs im Flexible Learning-Konzept im Auftrag einer Bank, die zu den größten fünf in Deutschland zählt. Zum Thema „Gestaltung von IT-Architekturen“ haben sich nunmehr fast 50 erfahrene IT-Architekten mit aktuellen Methoden und Techniken zur Architekturgestaltung befasst. Die Auswertung des Feedbacks hat uns darin bestätigt, dass Flexible Learning ein Seminarkonzept darstellt, das erfolgreich zwei bislang getrennte Welten miteinander verbindet: die Vorzüge einer zeit- und räumlich unabhängigen individuellen Einarbeitung per E-Learning einerseits – und der wertvolle Erfahrungsaustausch zwischen Kollegen im Rahmen von Präsenztagen mit vertiefenden Fallstudien andererseits.
Am 09. November 2015 war es soweit: Die erste Gruppe aus etwa einem Dutzend IT-Architekten mit unterschiedlichem technologischen Background trafen sich im ersten Flexible Learning-Kurs von CampusLab, um ihre Methodenkompetenz auf den aktuellen Stand zu bringen. Es war der erste von insgesamt fünf Präsenztagen, die über das Halbjahr verteilt wurden. Sie dienten den Teilnehmern dazu, die zuvor über die Online-Plattform eigenverantwortlich erlernten Techniken an praktischen Beispielen einzuüben. Dabei wurden nicht nur die grundsätzlichen Prinzipien und Handlungsgrundsätze der Architekturgestaltung vermittelt, sondern auch eine breite Auswahl an nützlichen Basisarchitekturen und technologieübergreifenden Entwurfsmustern.
In den darauffolgenden Monaten wurde der Kurs regelmäßig für eine weitere Gruppe von Architekten neu begonnen, sodass mittlerweile fast 50 Teilnehmer das Flexible Learning-Konzept kennengelernt haben. Das Feedback aus diesen Kursen hat ein einheitliches Bild gezeigt: Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass 93% der Teilnehmer mit dem Kurs zufrieden sind. Nach den konkreten Stärken des Kurses gefragt, haben viele Teilnehmer die besonderen Eigenschaften des Konzepts hervorgehoben. Beispielsweise empfanden es einige als ausgesprochen komfortabel, zusätzlich zu den einzelnen Lektionen auch die Tonspur der Screencasts unterwegs hören zu können. Auch die Videos wurden als sehr nützlich empfunden, um einen schnellen Überblick über die Themen jeder Lektion zu erhalten. Im direkten Gespräch mit den Teilnehmern wurde außerdem deutlich, dass die spezielle Flexibilität des Konzepts einen extremen Mehrwert bei der Erarbeitung der Inhalte bietet. So haben sich beispielsweise einige lieber einen ganzen Tag für die Vorbereitung der Inhalte freigehalten. Manche nutzten hingegen lieber Freiräume, die sich zwischendurch während der Arbeit ergeben haben, um sich einzelne Abschnitte zu erarbeiten.
Anhand des aktuellen Feedbacks wird klar erkennbar, dass das CampusLab Flexible Learning tatsächlich ein passendes Lernkonzept ist, um den besonderen, zeitgemäßen Anforderungen an die berufliche Weiterqualifikation gerecht zu werden. Viele Teilnehmer sehen einen großen Vorteil darin, sich individuell im eigenen Tempo und zu einer für sie passenden Zeit mit den Inhalten beschäftigen zu können. Ganz im Sinne der Flexibilität.
Prof. Dr. Tobias Brückmann ist Gründer und Geschäftsführer der CampusLab GmbH. Als Hochschullehrer und Gründer arbeitet Tobias Brückmann kontinuierlich an der Professionalisierung und Optimierung von industriellen Softwareprozessen. Zum einen als Trainer und Consultant bei CampusLab. Zum anderen als Professor für das Fachgebiet Software Engineering in der Wirtschaftsinformatik an der Internationalen Hochschule Bad Honnef (IUBH).