Digitale Grundkompetenz ist unabdingbar für den digitalen Wandel. Jedoch zeigen aktuelle Erhebungen: Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland weiterhin spürbar hinterher. Um langfristigen ökonomischen Schaden zu vermeiden, braucht unser Land eine digitalpolitische Kehrtwende, meint das Münchner PR-COM Research Lab.
Der Anteil der 16- bis 74-Jährigen, die mindestens über grundlegende digitale Kompetenzen verfügen, lag in Deutschland 2023 bei 52 %. Das zeigen die statistischen Daten von Eurostat, in deren Indikator verschiedene Kompetenzbereiche eingeflossen sind: Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Zusammenarbeit, Erstellung digitaler Inhalte, Sicherheit und Problemlösung. Mit einem Wert von 52 % landet Deutschland im hinteren Mittelfeld, deutlich abgeschlagen hinter Staaten wie den Niederlanden (83 %), Finnland (82 %) oder Norwegen (81 %). Auch der Durchschnittswert der EU-27 liegt mit 56 % über dem Wert in Deutschland.
Deutliche Defizite im Bereich Bildung und Verwaltung
Diese Zahlen spiegeln viele Defizite wider, die Experten an der deutschen Digitalisierungspolitik seit Jahren kritisieren. Das umfasst die Defizite in der schulischen Ausstattung und dem Bildungssystem, geht über die schleppende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung (Stichwort Onlinezugangsgesetz und eGovernment) bis zu großen Unterschieden in der Bereitschaft von Unternehmen, digitale Weiterbildungsangebote für ihre Mitarbeitenden ausreichend zu fördern. Die Folge dieses zähen Digitalisierungsprozesses: fehlende individuelle Entwicklungsperspektiven für Arbeitnehmer, soziale Ungleichheit und ein langfristiger ökonomischer Schaden.
Langfristiger Schaden für den Wirtschaftsstandort
Digitale Kompetenzen sind im digitalen Zeitalter ein wichtiger Faktor für die ökonomische Entwicklung von Wirtschaftsstandorten. Die Korrelation zwischen der digitalen Grundkompetenz und dem BIP pro Kopf zeigt, dass sich ein steigendes Kompetenzniveau positiv auf den Wohlstand auswirken kann. Das BIP pro Kopf war 2023 in Deutschland in Relation zum Kompetenzniveau vergleichsweise hoch: ursächlich dafür könnten die Exportbilanz und die hohe Kompetenz in Branchen wie dem Maschinenbau oder Automotive sein. Die aktuelle Entwicklung in diesen Industriesparten zeigt jedoch deutlich, dass der Vorsprung bröckelt und Gegenmaßnahmen erfordert. An einer Digitalisierungsoffensive führt daher kein Weg vorbei.
„Sich mit den Besten zu messen – dieser Anspruch sollte mehr denn je das Ziel der deutschen Digitalisierungspolitik sein“, erklärt Dr. Jona van Laak, Leiter des PR-COM Research Labs in München. „Vorreiterstaaten wie die skandinavischen Länder und die Niederlande zeigen eindrucksvoll, wie weit sie beim Thema Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft bereits gekommen sind. Um den Anschluss nicht zu verlieren, braucht es in Deutschland auf allen Ebenen einen digitalen Ruck – vom Kompetenzniveau der Bürger, über die Innovationen im Unternehmenssektor bis zu einem digitalen Verwaltungsangebot des Staates.“
(lb/PR-COM)