Die Digitalisierung findet statt, ob der Einzelne mitmacht oder nicht. Leider war zwar Corona für einen deutlichen Schub dazu nötig, aber Digitalisierung kommt inzwischen auch bei immer mehr Unternehmen an.
Diejenigen, die sich dann einen Ruck gegeben haben, haben sehr schnell erkannt, dass die schwarzmalerischen Befürchteten hinsichtlich Budgetierung oder Systemumstellung ausbleiben. Der Nutzen digitaler Technologie ist größer. Dabei sollten die Digitalisierer jedoch eines nicht vergessen: Digitalisierung heißt Beschleunigung – und das heißt inzwischen Echtzeit.
Digitalisierung ist kein Trend mehr. Digitalisierung wird heute schlichtweg erwartet.
Digitalisierung ist kein Trend mehr. Digitalisierung wird heute schlichtweg erwartet. Entsprechend ist Echtzeit nicht der Superlativ einer technologischen Traumwelt, sondern die logische Folge der Digitalisierung. In einer Zeit, in der wir es gewohnt sind, Informationen, Dienstleistungen oder Produkte unmittelbar oder innerhalb kürzester Zeit nutzen zu können, steigt unbewusst die Erwartungshaltung an den Einsatz und Weiterentwicklung von Technologie.
Das geht freilich über die Digitalisierung hinaus. Ein Beispiel: Niemand würde wohl behaupten, dass ein funktionierendes und deckendes mobiles Internet heute noch Teil der Digitalisierung ist. Im Gegenteil: LTE wird erwartet. Alles darunter erzeugt in Bruchteilen von Sekunden Ungeduld. Und Wehe, das Datennetz fällt aus oder die Webseite braucht auf dem Smartphone ein paar Augenblicke zum Laden. Die Erwartungshaltung ist Verfügbarkeit in Echtzeit, On Demand, wenn es gewollt wird.
On Demand ist der neue Standard
On Demand ist daher auch kein Buzzword mehr, es ist der neue Standard, der unzertrennlich mit der Digitalisierung zusammengewachsen ist. Ein kurzer Blick auf Netflix, Amazon Prime Video oder Disney Plus macht deutlich, der Gang in die Videotheken wurde durch den Knopfdruck ersetzt. Ein ähnliches Bild zeichnet Spotify: Der Kauf einer CD ist analog – und analog zur Schallplatte damit ein Fall für Sammler und Liebhaber. Mehr sogar, bei diesem Beispiel kommt sogar noch der Fakt hinzu, dass Spotify-Nutzer im Vergleich zum Kauf einer CD oder LP keine Songs mehr besitzen, sondern sie nur in dem Moment nutzen – On Demand eben.
Auch in der Berufswelt hat sich On Demand fast schon vom USP eines Unternehmens zum Standard entwickelt. Welcher IT-Dienstleister oder -Reseller operiert nicht On Demand? Zunächst war es ein cleveres Geschäftsfeld, IT als Dienstleistung zu verkaufen. Inzwischen kann es sich keiner leisten, IT as a Service nicht anzubieten.
Natürlich funktioniert das auch beispielsweise im Marketing, das sich vom Produktfokus zum Lösungsfokus entwickelt. Der Anspruch der Kunden ist Echtzeit. Die Relevanz die Marketers herstellen müssen, geben nicht mehr sie selbst, sondern die Kunden vor: Konnte bis vor einigen Jahren lediglich Relevanz durch übergreifende Ereignisse abgeleitet werden, zum Beispiel Valentinstag oder Ostern, so kann heute die individuelle Relevanz des Kunden auch außerhalb dieser Ereignisse bestimmt werden. Der Kunde von heute will nicht mehr durch antiquierte Methoden beschallt werden.
On Demand ist aber noch mehr
On Demand geht noch einen Schritt weiter. Ziel ist es, die Digitalisierung nicht nur dafür zu nutzen, Produkte oder Dienstleistungen auszuspielen, wenn es Kunden aktiv wünschen. Ziel ist es auch, diese Produkte und Dienstleistungen aktiv anzubieten, wenn potenzielle Kunden eigentlich gar nicht auf der Suche danach sind, aber aktuell empfänglich wären.
Eine gutes Beispiel findet auf den Social-Media-Kanälen statt. Dort werden Produkte oder Dienstleistungen durch kluge Algorithmen an die potenziellen, spezifischen Zielgruppen ausgespielt – im Moment der App-Nutzung bei großer Interessenschnittmenge. Diese Art, Werbung zu machen, kommt gut an: Beispielsweise finden über die Hälfte der Instagram-Nutzer die Werbung ansprechend, da sie passgenau ist.
Natürlich haben die sozialen Medien diesbezüglich deutliche Vorteile: Zum einen ist es für sie leichter, Informationen zu gewinnen, zu sammeln und punktuell auszuspielen. Denn: Social Media ist sozusagen immer On Demand. Nutzer von Facebook, Instagram und Co. bemühe ihre Online-Accounts freiwillig und oft und geben (mehr oder minder) bereitwillig Informationen preis, die (mehr oder minder) rechtlich einwandfrei gebündelt an zahlende Werber verkauft werden. Mit einer Rechen-Power von Facebook im Rücken fällt es leicht die Zielgruppe digital auszumachen und anzugehen.
Das heißt jedoch nicht, dass es außerhalb von Social Media unmöglich ist, On Demand in voller Wirkungsbreite für sich zu nutzen. Der entscheidende Unterschied ist, dass Digitalisierung dann zum Gedankenansatz wird und über die IT hinausgeht. Als Beispiel in die richtige Richtung kann durchaus Sixt genannt werden. Das Unternehmen hat schon längst das Produkt „Kfz-Vermietung“ hinter sich gelassen und vermarktet inzwischen erfolgreich die Dienstleistung „Mobilität“, siehe Mietwagen, Car-Sharing und die anderen zahlreichen Angebote. Das Konzept lautet hier: Wir machen möglich, dass der Kunde jetzt von A nach B will.
Die technologische Umsetzung ist keine Zukunftsmusik
Aktuell schöpft also auch dieses Konzept nur die Hälfte des On-Demand-Potenzials aus, denn der Kunde kommt auf Sixt zu. Um die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen und echt On Demand zu sein, müsste Sixt jedoch wissen, wer, wann und wo vor dem Problem steht, nicht von A nach B zu kommen. Was nach einer schwer überwindbaren Hürde klingt, geht dann tatsächlich unkomplizierter als erwartet. Unternehmen wie Confluent zum Beispiel, die sich den Einsatz der Open-Source-Software Apache Kafka zu Nutze machen, zeigen sehr eindrucksvoll, wie Echtzeit-Service technologisch umzusetzen ist.
Es gilt: Um die Digitalisierung in Form von Echtzeit als Werkzeug einzusetzen, müssen Unternehmen wissen, was und wann für wen relevant ist. Das gilt für Sixt ebenso wie für IT-Abteilungen. Dazu müssen Insights – also Daten – genutzt und vor allem verbunden werden. Aber Vorsicht: Daten sind dabei schon lange viel mehr als 1 und 0 in einer Datenbank. Daten werden inzwischen ebenfalls neu gedacht: Weg vom statischen, hin zu einem sich stetig erneuernden Strom von Ereignissen.
Damit sind Daten so gesehen nichts anderes als Events. Ein Event ist beispielsweise alles, was in einem Unternehmen passiert. Event-Streaming bezeichnet dann, ganz im Zeichen der Digitalisierung, die kontinuierliche Verarbeitung von Echtzeitdaten direkt bei Erzeugung oder Erhalt – und steht im Gegensatz zur alten Vorgehensweise der Stapelverarbeitung. Ziel ist es, durch digitale Möglichkeiten On-Demand-Relevanz zu erzeugen. Damit wird jeder Klick, jede Bestellung, jede Interaktion relevant. Die technische Realisierung der Digitalisierung 2.0 kommt demnach durch Event-Streaming.
Fazit: On Demand und Echtzeit sind Digitalisierung 2.0
In Bezug auf Digitalisierung kann zusammenfassend gesagt werden: Wir sind mittendrin statt nur dabei. Natürlich: Nicht überall funktioniert sie gleich schnell oder effektiv. Aber sie passiert. Das heißt auch, dass jetzt der richtige Moment ist, um die strukturell wichtigsten Weichen zu stellen. Diese heißen On Demand. Alles was digital auf das nächste Level gehoben wird, muss in der Lage sein, in Echtzeit zu funktionieren und zu kommunizieren.
Gleichzeitig werden in der immer digitaleren Welt immer mehr Disziplinen neu gedacht oder weiterentwickelt. Cloud, Machine Learning und der Aufstieg der VR schaffen Innovationen im Bereich der User Experience und beschleunigen die Digitalisierung ihrerseits. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis die dadurch angesammelten Daten ebenfalls neu gedacht werden.
Aus diesen Daten werden Ereignisse. Auf diese Ereignisse kann in Echtzeit reagiert werden. Für Unternehmen bedeutet Event Streaming demnach sowohl agilere als auch erweiterte Analysen und Entscheidungsfindungen. Damit werden On Demand und Echtzeit die logischen Konsequenzen der Digitalisierung, die durch Social Media und den ein oder anderen unternehmerischen Vorreiter bereits beflügelt werden.