In den nächsten Monaten wird es in Deutschland möglich sein, sich mit dem Smartphone und dem PIN für den Online-Ausweis digital auszuweisen.
Allerdings hat erst gut die Hälfte der Deutschen von der Einführung der Funktion gehört. Wichtige Voraussetzung, damit die Menschen ihren Online-Ausweis auf dem Smartphone nutzen: Die Anwendung muss sicher, nutzerfreundlich und praktikabel sein. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Bevölkerungsbefragung unter 2.000 Deutschen ab 18 Jahren im Auftrag von PwC Deutschland.
„Entscheidend für den Erfolg der Smart-eID ist die Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung und dafür braucht es zahlreiche Anwendungsfälle im öffentlichen Leben“, erklärt Robert Eickmeyer, Customer Identity Lead bei PwC Deutschland. „Damit das Smartphone zum Nachweis der Identität genutzt wird, müssen entsprechende Apps sehr sicher sein und mit jedem mobilen Betriebssystem einwandfrei funktionieren“, so der Experte weiter.
Datensicherheit und Schutz vor Identitätsdiebstahl sind laut Umfrage 94 Prozent der Befragten wichtig. 81 Prozent wünschen sich zudem eine einheitliche Benutzeroberfläche für alle Anwendungsfälle; 79 Prozent eine einfache Nutzung per App. Bewusst gegen die Nutzung des Online-Ausweises würden sich nur sieben Prozent der Befragten entscheiden. Die Gründe sind unterschiedlich: Die Skeptiker:innen wollen zum einen nicht ständig auf die Funktionsfähigkeit ihres Smartphones angewiesen sein (58 Prozent) oder erachten das Risiko des Datenverlustes als zu groß, falls das Smartphone geklaut wird oder defekt ist (54 Prozent).
Anwendungsfälle: Von der Ummeldung bis zur Steuererklärung
Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung des Online-Ausweises ist für drei Viertel der Deutschen, dass es genügend Alltagssituationen für den Einsatz gibt. Genau das ist das Manko des mit Chip ausgestatteten Personalausweises im Scheckkartenformat, der seit 2010 verfügbar ist. Die Online-Ausweisfunktion des Personalausweises ist zwar den meisten Deutschen (71 Prozent) bekannt, aber nur sehr wenige (sieben Prozent) nutzen sie auch. Die Begründung der Befragten: Es fehlt an konkreten Anwendungsfällen. Das muss für den Online-Ausweis auf dem Smartphone anders werden, denn 79 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass sie den digitalen Identitätsnachweis für Online-Behördengänge nutzen können, etwa bei der Ummeldung des Wohnsitzes oder der Fahrzeugzulassung über das Internet. Grundsätzlich zeigt die Befragung: Die Gruppe der 25- bis 34-jährigen bestätigt die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten am häufigsten.
Die klare Mehrheit der Bundesbürger:innen würde den Online-Ausweis auch für private Geschäftsangelegenheiten, etwa im Kontakt mit Banken und in Rechtsangelegenheiten (70 Prozent), bei der Online-Steuererklärung (64 Prozent) oder beim Abschluss einer Versicherung (60 Prozent) einsetzen. Die hohen Zustimmungsraten bei fast allen Anwendungsgebieten zeigen das Bedürfnis der Deutschen nach digitalen Lösungen. „Wir sehen den Online-Ausweis als Treiber für den Aufbau von Ökosystemen rund um die digitale Identität der Menschen“, so Robert Eickmeyer. „Neben den wichtigen, europäischen Initiativen müssen jetzt vor allem die digitalen Hausaufgaben auf nationaler Ebene gemacht werden.“ Privatwirtschaft, öffentlicher Sektor und Bevölkerung profitieren hier gleichermaßen von Digitalisierungsprojekten.
Die digitale Brieftasche ist die Zukunft
Die Pläne zur Digitalisierung der deutschen Verwaltung gehen bereits weiter. Mit einer dezentralen Identitätsverwaltung sollen die Bürger:innen zukünftig auch die Möglichkeit haben, weitere digitale Nachweise in einer Anwendung auf dem Smartphone zu speichern. Die Idee und die Möglichkeiten der digitalen Brieftasche, auch Wallet genannt, findet bei der großen Mehrheit der Befragten Anklang: Acht von zehn Befragten können sich vorstellen, ihren digitalen Impfnachweis für Covid in einer solchen App abzuspeichern. Für jeweils drei Viertel der Deutschen käme der Einsatz der Wallet auch für Flugreisen, bei Bankgeschäften oder der Kommunikation mit ihrem Arzt in Frage.
Sicherheit hat höchste Priorität, auch bei der digitalen Brieftasche
„Bedenkenlos würden die Deutschen die digitale Brieftasche jedoch nicht nutzen“, erklärt Nicolai Bieber, Digitalexperte und Partner im Bereich Public Sector bei PwC Deutschland, „Kopfschmerzen bereiten den Befragten vor allem Sicherheitsrisiken wie Hacker-Angriffe, Identitätsdiebstahl oder Datenverlust. Diese Sorgen muss man sehr ernst nehmen – und bei der technischen Umsetzung der Wallet berücksichtigen.“
Zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Nutzung gehören vor allem Aspekte wie Datensicherheit sowie Schutz vor Betrug. Aber auch die Selbstbestimmung bei der Datenverwendung ist für neun von zehn Deutschen ein wichtiges Kriterium: Sie wollen selbst entscheiden, welche Daten sie hinterlegen und weitergeben – und welche nicht.
„Die Deutschen fordern Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit für ihren Online-Ausweis und ihre digitale Identität. Diese Anforderungen müssen jetzt im ersten Schritt von der öffentlichen Hand erfüllt werden“, resümiert Nicolai Bieber die Ergebnisse der Befragung. Als Anbieter einer App für die digitale Brieftasche kämen für die Befragten hauptsächlich öffentliche Institutionen in Frage: 35 Prozent könnten sich am ehesten ein Bundesministerium als Anbieter einer solchen App vorstellen, 24 Prozent regionale Meldeämter und 13 Prozent die Bundesdruckerei. Außer Banken mit neun Prozent, erreichen privatwirtschaftliche Branchen hier nur niedrige einstellige Werte.
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