Machen wir uns nichts vor: Die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen. Auch wenn es uns so vorkommen mag, als seien wir bereits mittendrin im Rennen, haben wir uns tatsächlich gerade erst ein winziges Stück von der Startlinie wegbewegt.
Statt auf trainiertem, wohlbekanntem Streckenverlauf bewegen wir uns auf einem Kurs mit vielen Variablen und Unbekannten, der sich dazu auch noch ständig ändert. Wer nicht wachsam ist und schnell reagiert, landet in der Auslaufzone.
Bislang wurde und wird die Digitalisierung vor allem dazu genutzt, Prozesse zu optimieren, die Produktivität zu erhöhen und die Kosten zu senken. Automationstechnologien sind ein Paradebeispiel dafür, wie interne Prozesse durch Digitalisierung effizienter und kostengünstiger gestaltet werden. Das fängt an bei schlanker agierenden Office-Funktionen im Backend und reicht bis zu den Interaktionen mit den Kunden am Frontend. Immer geht es darum, manuelle Routineaufgaben zu digitalisieren, Flaschenhälse zu beseitigen, das Unternehmen schneller zu machen und letztlich die operative Effizienz unter Kostenaspekten zu verbessern. Damit sind wir aber noch lange nicht am Ende. In den letzten Jahren sehen wir die verstärkte Nutzung intelligenter Automatisierungstechnologien zur Prozessoptimierung, zur Entscheidungsunterstützung und für personalisierte Kundenerfahrungen. Gleichzeitig werden sie zunehmend auch für flexible Arbeitsplatzmodelle, neue Services für Konsumenten oder zur Bewältigung der Lieferkettenproblematik genutzt.
Damit ebnen sie Unternehmen den Weg zum Autonomous Business. Ähnlich wie beim autonomen Fahren sind sie damit in der Lage, die Welt um sie herum sehr viel intensiver und genauer wahrzunehmen und zu analysieren. Im selbstfahrenden Auto müssen sich Fahrer und Beifahrer nicht mehr auf die Straße konzentrieren. Was auf den Autobahnen noch Zukunftsmusik ist, wird beispielsweise auf Firmengeländen in Lagerhäusern bereits ganz selbstverständlich eingesetzt. Der Gabelstapler sucht sich im Hochregal autonom das bestellte Produkt, bringt es zum richtigen Container im Ladehof, der dann im Bahnhof oder Hafen automatisch auf den richtigen Zug oder das richtige Schiff gesetzt wird. Intelligente Maschinen können mittlerweile in komplexen Situationen schnelle Entscheidungen auf der Basis datengetriebener Erkenntnisse treffen. Viele Lieferketten wären ohne diese automatisierten Prozesse gar nicht mehr funktionsfähig. Diese Beispiele können als Vorbild für weitergehende Einsatzszenarien dienen, etwa für die Interaktionen im Kunden-Service oder das Onboarding neuer Kunden.
Dadurch wird es möglich, einen viel intensiveren Dialog mit Kunden und Partnern zu pflegen. Das digitale Unternehmen der Zukunft ist kundengetrieben. Für Unternehmen stellt sich damit die Aufgabe, sowohl ihre operativen als auch ihre Business-Modelle zu überdenken und an die neuen Bedingungen zu adaptieren. Wie bei jeder Etappe sind die Early Adopter und Fast Follower diejenigen, die die größten Chancen auf die Innovationsrendite haben. Sie resultieren aus den Mehrwerten, die Unternehmen ihren Kunden bieten können und sie dadurch im Wettbewerbsumfeld relevanter und attraktiver machen.