Kommentar

Der Energiesünder Bitcoin?

Bitcoin

Bitcoin wird oft wegen seiner hohen Energiekosten und der Umweltauswirkungen kritisiert. Diese Kritik hat sich in den letzten Jahren noch weiter verstärkt. Gründe dafür liegen unter anderem in dem von China ausgesprochenen Verbot des Proof-of-Work (PoW) Minings.

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Begründet wird dies mit einem mangelhaften Zugang zur sauberen Wasserkraft des Landes und führt damit zu einer Verlagerung in andere Länder, mit einer weniger sauberen Energieversorgung. Im Vergleich zu weiteren führenden Anwendungen im Bereich der Blockchain, verbraucht das Mining neuer Bitcoins bei weitem die meiste Energie.

Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index von Digiconomist weist das Bitcoin-Netzwerk einen CO2-Fußabdruck von 114 Megatonnen CO2 pro Jahr auf. Das ist vergleichbar mit dem Kohlenstoff-Fußabdruck der Tschechischen Republik. Das Netzwerk verbraucht 204,5 Terawattstunden Strom pro Jahr, was dem Stromverbrauch Thailands entspricht.

Sollte die Akzeptanz von Bitcoin zunehmen, könnte die Menge an benötigter Energie erheblich steigen und sogar die des Bankengewerbes überholen. Neben dem hohen Stromverbrauch wird eine Menge Elektromüll produziert. Aktuelle Studien zeigen, dass ganze 37 Kilotonnen pro Jahr durch den Verschleiß entsprechender Hardware anfallen.

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Anreize für eine saubere Blockchain-Technologie

Halten wir fest: Insgesamt sind Bitcoin und PoW sehr energieintensiv und ressourcenineffizient, dennoch birgt die Kryptowährung das Potenzial, die Energiewende weltweit zu beschleunigen. Miner bekommen einen Anreiz, nach umweltfreundlichen und alternativen Verwendungsmöglichkeiten sauberer Energie zu suchen, um die Kosten und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

Proof-of-Stake: Das ressourcenschonende Verfahren

Mittlerweile ist eine Alternative zu Bitcoins PoW aufgetaucht: das sogenannte Proof-of-Stake (PoS). PoS ersetzt die energieaufwendigen mathematischen Vorgänge durch einen alternativen Ansatz zur Sicherung und Validierung des Netzwerks.

Der Energieverbrauch von PoS-Kryptowährungen ist wesentlich geringer als bei Bitcoin. Ethereum zählt beispielsweise dazu. Der Energieverbrauch ist ungefähr vergleichbar mit der des Bezahlnetzwerks VisaNet. Dies entspricht etwa 0,2 Terawattstunden pro Jahr und ist somit um das Tausendfache geringer als bei Bitcoin. Betrachtet man die Energie pro Transaktion, so übertreffen einige PoS-Kryptowährungen Visa um Längen.

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Werden Proof of Work und Bitcoin verdrängt?

Noch ist es nicht so weit, dass Bitcoin durch energieeffizientere Mechanismen ersetzt wird. Die derzeitige Akzeptanz, die aufgebaute Infrastruktur und die Anonymität, die Bitcoin als Zahlungsmittel gewährleistet, sorgen für eine starke Werterhaltung der Kryptowährung. Die größte Herausforderung für Bitcoin ist, abgesehen von einem Verlust an Überzeugung, der sich noch entwickelnde regulatorische Rahmen und die geteilte Meinung über den Energieverbrauch des PoW-Mechanismus. Letzteres betrachten wir eher als Widerspruch. Einerseits kann man gegen PoW argumentieren, da es energieeffizientere Mechanismen gibt. Andererseits sprechen die starken Sicherheitsmerkmale des Mechanismus für sich. Vielmehr jedoch, sollte man sich den übergeordneten Wert anschauen, den PoW-Mechanismen der Wirtschaft bringen können. Die tatsächlichen Auswirkungen die sich aus der Implementierung von PoW-Mechanismen ergeben, die wirkliche Energieintensität im Vergleich zu klassischen Zahlungssystemen, müssen erst noch umfänglich erforscht und ermittelt werden.

Darüber hinaus häufen Regierungen und Institutionen Bitcoin weiterhin als liquide Geldreserve an. Das kann sich möglicherweise ändern. Heute jedoch ist Bitcoin der digitale Vermögenswert, welcher von diesen Einrichtungen bevorzugt wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies im Laufe der Zeit auf andere Vermögenswerte ausweitet. Die Herausforderung besteht nach wie vor darin, den zukünftigen Wert vieler Kryptowährungen zu prognostizieren.

Investments in energieschonendere Blockchain-Mechanismen

Die gesamte Krypto-Investmentstrategie umzubauen und nur noch in Blockchain-Anwendungen und Kryptowährungen zu investieren, die auf einem energieeffizienteren Mechanismus wie PoS funktionieren, lohnt sich unserer Einschätzung nach nicht. Dank der Akzeptanz und der Aktivität der Entwickler können wir digitale Vermögenswerte heute je nach ihrem Zweck und ihrer Funktionalität in verschiedene Kategorien einteilen.

Viele Vermögenswerte haben sich als dezentralisierte Währungen ausgedehnt und somit ihr Investitions- und Wachstumspotenzial vergrößert. Bitcoin ist von Natur aus auf sichere Transaktionen ausgelegt. Während andere Vermögenswerte wie Ethereum ähnlich agieren, können sie nicht ganz den qualitativen Eigenschaften von Bitcoin entsprechen. Die Krypto-Landschaft ist mehr als nur eine Währung. Sie umfasst inzwischen ein reichhaltiges Ökosystem dezentraler Anwendungen, was zu einer Vielzahl von investierbaren Bereichen führt.

Ein Ausblick auf die kommende Entwicklung

Die Optimierung des Energieverbrauchs sollte angesichts der weltweiten Klimaprobleme eine hohe Priorität haben. Kohlenstoffintensive Miner suchen schon heute nach ESG-freundlichen Energiequellen, um Bitcoin zu schürfen. Außerdem können PoS-basierte Systeme den Energiebedarf von PoW unterbieten. Der Algorithmus der Blockchain-Technologie hat insgesamt das Potenzial, die Umwelt positiv zu beeinflussen.

Pedro

Palandrani

Director of Research

Global X ETFs

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