Kommentar

Der deutschen Digitalpolitik fehlt der Fokus auf die Daten

Der IT-Branchenverband Bitkom zog vergangene Woche eine durchwachsene Bilanz im Hinblick auf die bisherige Digitalpolitik der Bunderegierung. Abgesehen von ein paar Vorzeigebeispielen muss Deutschland im internationalen Vergleich dringend aufholen.

Dieser Kraftakt ist nur zu stemmen, wenn die herausragende Rolle von Daten ins Zentrum gestellt wird. 

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Die große Koalition steuert auf das Ende der aktuellen Legislaturperiode zu, in der sie 82 Prozent ihrer Digitalvorhaben ganz oder teilweise umgesetzt hat. Der Digitalverband Bitkom bezeichnete seine Bilanz der Digitalpolitik als „durchwachsen“, verweist darin aber auch auf einige gute Beispiele im Gesundheitswesen oder dem Bildungssektor. Im internationalen Vergleich, den etwa die Verbraucherumfrage „Digital Sentiment Survey“ von McKinsey & Company herstellt, hinkt Deutschland hinterher. Das Tempo der digitalen Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft muss daher deutlich anziehen, wenn Deutschland den Rückstand aufholen will, der sich unter anderem in einem schwach ausgeprägten digitalen Nutzungsverhalten der Deutschen (65 Prozent) gegenüber dem europäischen Durchschnitt (80 Prozent) äußert. 

Digitale Großbaustellen

Selbst beim Betrachten der Positivbeispiele trübt sich das Bild. Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und Gesundheits-Apps auf Rezept wurden Weichen für das digitale Gesundheitswesen gestellt. In der Vernetzung von Gesundheitseinrichtungen, bei Diagnosen von Krankheiten oder in der Telemedizin ist Deutschland aber weit hinter die USA und Spanien zurückgefallen, zeigt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Auch beim Digitalpakt Schule, der mittlerweile viele Finanzhürden genommen hat, fließt das Geld weiterhin zu langsam. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, IT-Services stärker zu integrieren, damit Lernprozesse erfolgreicher ablaufen. 

Digitalisieren geht nur mit Daten

Auch Wirtschaft und Forschung, gerade in Klimafragen, verlangen umfangreiche und nachhaltige Digitalisierungsmaßnahmen, die eine flächendeckende 5G-Versorgung voraussetzen. Ansonsten verliert Deutschland in der digitalisierten Arbeitswelt komplett den Anschluss. Parallel gilt es, sich cyber-resilient aufzustellen, damit Cyberattacken beim Staat und in den Unternehmen ins Leere laufen. Der Fokus muss jedoch darin liegen, dass alle Akteure in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft die Fähigkeit erlangen, das volle Potenzial aus allen verfügbaren Daten zu heben. Daher müssen Erhebung, Transfer, Auswertung und Nutzung höchste Priorität genießen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn einige wesentliche Fortschritte realisiert werden: 

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  • Dateninfrastrukturen leistungsfähig und nachhaltig ausgestalten
  • Innovative und verantwortungsvolle Datennutzung steigern
  • Datenkompetenz erhöhen und Datenkultur etablieren
  • Den Staat zum Vorreiter machen

Digitalisierung sollte in Deutschland von allen als Chance begriffen werden. Dem Staat obliegt es dabei, eine Führungsrolle einzunehmen. Das nun angedachte Digitalministerium könnte sich als passendes Instrument erweisen, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sowie innovative Technologieprojekte zentral zu steuern und zu beschleunigen. Das nimmt jedoch die Unternehmen nicht aus der Verantwortung. Diese müssen ihre Herausforderungen im Umgang mit Daten selbst lösen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Peter

Hanke

Geschäftsführer Deutschland

NetApp, Inc.

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