Erschliessen von digitalen Ökosystemen
Digitale Ökosysteme entstehen branchenübergreifend, lassen bisherige Grenzen verschwimmen und verändern wie Unternehmen die Wertschöpfung für ihre Kunden realisieren. Durch die Nutzung von Zugangspunkten wie APIs nutzen viele Unternehmen Ökosysteme innerhalb und ausserhalb ihrer Branche. Sie teilen und verwenden Daten, um ihren Kunden einen Mehrwert bieten zu können. Durch das Agieren in einem digitalen Ökosystem lässt sich der Technologie-Stack eines Unternehmens besser realisieren und die gemeinsame Nutzung von Cloud-basierten Plattformen mit Dritten in einem Software-as-a-Service-Modell kann den Zugriff auf Funktionen und Daten vereinfachen. Sie können genutzt und zusammengefasst werden, um den Kunden in ihrer spezifischen Situation einen Mehrwert zu bieten. Untersuchungen haben ergeben, dass 79 % der leistungsstärksten digitalen Unternehmen auch an einem digitalen Ökosystem mitwirken.
Aufbrechen starrer Strukturen
Viele Unternehmen haben mit verschiedenen digitalen Organisationsstrukturen experimentiert und die Verantwortung für die Leitung der digitalen Transformation in die Hände des Geschäfts- und des ITBereichs gelegt oder neue digitale Rollen im Unternehmen eingeführt wie etwa CDOs. Eine «goldene Strategie» gibt es hierbei nicht. Wir haben erlebt, dass Unternehmen erfolgreich waren oder gescheitert sind, indem sie die Verantwortung für die digitale Transformation im Geschäfts- und IT-Bereich angesiedelt oder eine spezielle digitale Geschäftseinheit gebildet haben.
Unerlässlich ist jedoch, starre Strukturen aufzubrechen und das gesamte Unternehmen auf die Transformation vorzubereiten – nicht nur einzelne Geschäftsbereiche. Früher als später wird dabei entdeckt, dass die existierende Kultur tiefgreifend in Frage gestellt wird. Es geht dabei nicht darum, eine «neue Kultur» zu übernehmen, sondern schrittweise die aufkommenden Probleme der Transformation vor dem Hintergrund neuer Paradigmen zu deuten. Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie die digitale Transformation weder als eine reine Technologietransformation noch eine rein geschäftsorientierte Transformation verstehen. Vielmehr bauen sie erfolgreich eine Organisationsstruktur auf, die auf funktionsübergreifender Zusammenarbeit und Teams mit diversen Fähigkeiten ausgerichtet ist und sowohl geschäftliche Aspekte als auch Design und Technologie umfasst.
Aus Daten werden Erkenntnisse
Daten sind der Treibstoff der digitalen Transformation aber führende digitale Unternehmen unterscheiden sich nicht durch die Quantität der Daten vom Rest. Massgeblich ist, dass sie Erkenntnisse daraus gewinnen können und diese dann einsetzen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dies beinhaltet die Entwicklung einer Datenstrategie und die Investition in taktische Fähigkeiten wie die Stammdatenverwaltung parallel zur Entwicklung analytischer Fähigkeiten. Statt sich jedoch nur auf bestimmte Technologien zu konzentrieren, setzen viele erfolgreiche digitale Organisationen darauf, die richtigen Daten zu ermitteln und sie den richtigen Personen im richtigen Kontext und Format bereitzustellen. Der Schlüssel ist die Investition in die Entwicklung von analytischen Fähigkeiten zur Beurteilung verschiedener Datenquellen und Identifizierung der spezifischen Daten, um daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Damit sich erfolgreiche Firmen nicht im Meer an Daten verlieren, empfiehlt es sich, die Auswertung stets aus Sicht des verbesserten Kundenerlebnisses oder höherer Produktivität zu denken.
Strategische Partner
Das schnelle Aufkommen neuer Technologien und die immer komplexer werdende Auswahl, Entwicklung und Implementierung der geeigneten Lösung führt zu einem breiten Spektrum an digitalen Möglichkeiten. Der Wettbewerb um die klügsten digitalen Köpfe ist in voller Fahrt, da wenige Unternehmen diese rekrutieren oder ausbilden und intern fördern können. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten damit, wichtiges strategisches Know-how, das für den Erfolg des Unternehmens von entscheidender Bedeutung ist, von Dritten zu beziehen. Unternehmen müssen also akzeptieren, dass bestimmtes neues Know-how auf dem Markt so begehrt ist, dass es praktisch unmöglich ist, dafür Fachkräfte einzustellen. Deshalb sollten Sie Partnerschaften eingehen, um Zugang zu diesem Wissen zu erhalten. Ein Schwerpunkt sollte auf der Entwicklung von Partnerschaftsmodellen liegen, die es Ihnen ermöglichen, sie effizient zu verwalten und skalieren. Auf die gleiche Weise, wie sie verschiedene Ökosysteme nutzen, müssen Unternehmen also nun verstärkt mit verschiedenen Partnern interagieren, die ihre Fähigkeiten ergänzen, um ihre digitale Transformation in Gang zu bringen.
Das digitale Fundament
Eine solide digitale Grundlage und Plattform aufzubauen, hat sich als eines der grössten Hindernisse für die Digitalisierung erwiesen. Die Realität für die meisten Unternehmen sieht so aus, dass zahlreiche Back-End-Altsysteme kritische Datenquellen sind. Sie sind jedoch so komplex, dass jegliche Änderung an diesen Systemen mit mühseligen Governance- und Release- Management-Prozessen verbunden ist. Es besteht ein hohes Risiko, dass dabei der Rhythmus und die Energie im digitalen Innovationsprozess zerstört und möglicherweise zeitkritische digitale Releases verzögert. Um dem Rechnung zu tragen, müssen Unternehmen ein kombiniertes, doppelgleisiges IT-Setup betreiben, um auf wichtige Daten zuzugreifen und schnelle Releases zu ermöglichen. Gleichzeitig zur Entwicklung der digitalen Plattform stellen digital fortschrittliche Unternehmen sicher, dass sie ihre alten Technologieressourcen nicht vernachlässigen. Im Fokus steht jedoch dabei weiterhin, kontinuierlich zu investieren und zu optimieren und Schritt für Schritt mehr Services in die Cloud zu verlagern.
Wie geht es weiter?
Neu entstehende Technologien werden die Komplexität und Unsicherheit weiter verstärken. Wir sind sicher, dass sich der radikale Wandel intensiver und auf mehr Branchen auswirkt als je zuvor. Unternehmen, die mutig sind und proaktiv ihr Geschäftsmodell neu aufbauen und ihren Betrieb digitalisieren, statt einfach nur die Massnahmen ihrer Mitbewerber zu wiederholen, werden langfristig erfolgreich sein. Jedes Unternehmen ist jetzt ein digitales Unternehmen und muss in der digitalen Arena auf Sieg spielen.
Autoren:
Manuel Fischer und Nicolai Friis Touborg