Bereits viele Branchen haben aufgrund neuer Technologien einen Umbruch durchgemacht. Derzeit erlebt die Automobilindustrie einen starken Wandel durch Software. Ein Kommentar von Zohar Fox, CEO von Aurora Labs.
Anforderungen an Arbeitskräfte, Lebenszyklen von Fahrzeugen, Geschäftsmodelle für Hersteller – all das wird auf den Kopf gestellt, wenn sich Automobilhersteller zu Softwarekonzernen wandeln. Wollen OEMs den Wettbewerb anführen, werden sie nicht um Vehicle Software Intelligence (VSI) herumkommen. Bei VSI handelt es sich um eine Kategorie an Lösungen, die auf KI basieren und detaillierte Einblicke in die Fahrzeugsoftware ermöglichen. Vehicle Software Intelligence-Lösungen bilden die Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Softwaresystemen im Fahrzeug ab und helfen so dabei, die Softwarequalität und -sicherheit zu erhöhen. Wir stellen drei Anwendungsbeispiele vor, für die Automobilhersteller auf Vehicle Software Intelligence-Lösungen setzen sollten.
1. Softwareabhängigkeiten verstehen
Eine aktuelle Studie der TU München in Zusammenarbeit mit der BMW Group untersucht die Abhängigkeiten eines modernen Fahrzeugsoftwaresystems. Dabei zeigt sich: Zwischen den 94 Softwaresystemen bestehen 1.451 Abhängigkeiten.
Vehicle Software Intelligence deckt diese Interdependenzen nicht nur auf, sondern analysiert das Verhalten der Softwaresysteme. Dadurch behalten Fahrzeughersteller den Überblick, wie Änderungen in einem System jede Codezeile in davon abhängigen anderen Systemen beeinflussen. Diese Transparenz ist entscheidend für eine proaktive Wartung, die Fahrzeugsicherheit und um neue Vorschriften umsetzen zu können.
2. Überflüssigen Code entdecken
Ein großer Teil der Fahrzeugsoftware wird von der Open Source Community entwickelt. Teilweise läuft auf Fahrzeugen noch Softwarecode, der vor vielen Jahren entwickelt wurde. Außerdem interagiert die Hersteller-eigenen Software mit den Systemen zahlreicher Zulieferer. Für Automobilhersteller ist es deshalb oft schwierig, die ASIL-D-Zertifizierung (Automotive Safety Integrity Level) zu erhalten, laut der kein überflüssiger Code auf Fahrzeugen laufen darf.
Mithilfe von Vehicle Software Intelligence-Lösungen können Hersteller überflüssigen Code aufspüren und löschen – das erhöht die Sicherheit und vereinfacht die ASIL-D-Zertifizierung.
3. Softwareupdates dokumentieren
Laut unserer aktuellen Automotive Software Survey wird jedes Fahrzeug ab 2025 zwischen zwei und sechs Over-the-air (OTA) Updates jährlich erhalten. Die Richtlinien des Weltforums für die Harmonisierung von Fahrzeugvorschriften (UNECE WP.29) sehen vor, dass Fahrzeuge künftig nur dann ihre Typgenehmigung ohne zusätzliche Tests behalten, wenn der Hersteller nachweisen kann, dass ein Update einen Fehler behebt oder es sich um einen Security Patch handelt.
Mithilfe von KI-basierter Vehicle Software Intelligence können Fahrzeughersteller nachweisen, welche Codezeilen und welche Funktionen ein Softwareupdate genau betrifft. Das beschleunigt den Typgenehmigungsprozess und senkt die damit verbundenen Kosten.