Auf den ersten Blick scheinen Nachhaltigkeit und Digitalisierung gegensätzlich. Tatsächlich gehören sie sehr eng zusammen.
Denn neben der Performanz und Sicherheit der technischen Infrastruktur gewinnen die Aspekte der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit für viele zukunftsgerichtete Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Als ganzheitliche Lösung ist Green IT nicht nur gut für Umwelt und Mensch. Sie wirkt sich auch positiv auf Budget, Image und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens aus. Den immensen Potenzialen der Green IT stehen nur geringe Einstiegshürden gegenüber.
Trends wie Cloud Computing oder Streaming sowie zuletzt auch die Auswirkungen der Coronapandemie haben ihren Teil zum neu entfachten Datenhunger beigetragen. Die Erkenntnis: Digitaler Komfort kostet Energie und Ressourcen.
Schätzungen von IT-Experten zufolge ist die Informationstechnologie weltweit für bis zu drei Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Ihr Anteil am Gesamtausstoß von Kohlendioxid könnte der Europäischen Umweltagentur EEA zufolge in den nächsten Jahren sogar über acht Prozent betragen.
Green IT: Technologienutzung wird nachhaltig
Das Konzept der Green IT verbindet die wachsenden technischen Herausforderungen mit den Aspekten des für Klima und Mensch notwendigen Umweltschutzes. Dabei bildet die Green IT im Idealfall einen ganzheitlichen Ansatz, um die Umwelt zu entlasten, die IT-Infrastruktur zu optimieren und die Kosten zu reduzieren. Mögliche Ziele der Green IT sind:
- Verringerung des Energieverbrauchs bei der Nutzung von IT
- Senkung des Ressourcenverbrauchs bei der Produktion von Hardware und Software
- Herstellung von Hardware mit Fokus auf Recyclingfähigkeit und Langlebigkeit
- Minimierung von Schadstoffen in Hardware und Verbrauchsmaterialien Recycling, energiesparende Entsorgung und Refurbishing von Hardware nach den EU-Rechtsnormen RoHS und WEEE
- Zentralisierung von IT-Diensten und Geräten
- Soziale, gesunde und faire Arbeitsbedingungen in der Produktion und bei Lieferketten (CSR)
- Vermeidung von überflüssigen Ausdrucken auf Papier
- Verringerung der Abwärme und Schadstoffemissionen bei der IT-Nutzung und -Produktion
- Einsatz von IT zur Emissionsverringerung durch andere Produkte und Dienstleistungen
- Betrieb der IT mit erneuerbaren Energien
Der Weg zur Zero Emission IT
Ein wichtiger Hebel für eine Green-IT-Strategie, der zugleich einfach und schnell umzusetzen ist, ist der Strombezug aus erneuerbaren Energien. Um die Emissionen dauerhaft auf null zu senken, sind auch eigene Solaranlagen ein mögliches Mittel.
Zur Erreichung einer Zero Emission IT sollten vor allem ökologische Alternativen zu konventionellen Rechenzentren in Betracht gezogen werden. Denn lag der Anteil des Stromverbrauchs für Cloud-Dienste vor zehn Jahren noch bei 10 Prozent, macht er heute bereits 35 Prozent des Gesamtverbrauchs aus und soll bis 2025 auf einen Anteil von 60 Prozent steigen. Wichtige Faktoren für den Betrieb klimaneutraler Rechenzentren sind die Versorgung durch Solar- und Windenergie, die Wiederverwendung der Abwärme sowie stromsparende Kühlungslösungen.
Infrastruktur und Zentralisierung
Die Planung und Umsetzung der technischen Infrastruktur ist die größte Herausforderung in IT-Abteilungen. Wenn neben Kriterien wie Leistungsfähigkeit, Stabilität oder Sicherheit auch Nachhaltigkeit zum Faktor im Unternehmen wird, ändert sich die Herangehensweise im IT-Management und bei der notwendigen Analyse von Ist und Soll. Hier einige Anregungen:
- Cloud-Computing trägt erheblich zur erfolgreichen Green-IT-Strategie bei. Dabei wird ein Teil der IT-Infrastruktur in externe Rechenzentren ausgelagert und virtualisiert, was zu einer erheblichen Ressourcenschonung führt.
- Eine Umstellung auf Cloud-Computing und Cloud-Hosting erleichtert die Automatisierung von IT-Prozessen wie Backups, Synchronisierung, Downloads oder Kommunikation und deren Ausführung in Zeiten mit freien Systemkapazitäten.
- Unternehmen, die einen eigenen Serverraum betreiben, können den Energieverbrauch durch einfache Eingriffe wie Passivkühlung, Abdunklung, zusätzliche Dämmung und optimierte Wärmeabführung stark reduzieren.
Langlebigkeit und Energieeffizienz von Hardware
Effizienz bedeutet Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit. Nachhaltigkeit beginnt deshalb schon bei der bedarfsgerechten Beschaffung von Hardware. In der Praxis sind viele Geräte für die tatsächliche Nutzung überproportioniert: Kompakte Clients, bei denen die eigentliche Rechenleistung und der Software-Zugriff auf zentrale, externe Server ausgelagert wird können den Energieverbrauch um bis zu 70 Prozent senken.
Bei der Anschaffung sollten Produkte ausgewählt werden, deren Lieferketten nachvollziehbar sind und bei deren Produktion Hersteller auf die Schonung von Ressourcen und die Recyclingf higkeit der Komponenten achten.
Wenn Hardware irreparabel wird oder schlicht das Ende des Lebenszyklus erreicht, sollte sie sachgerecht entsorgt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass einzelne Komponenten in den Recycling-Kreislauf gelangen und wiederverwertet werden können.
Die effizienteste Technik ist nur halb so gut, wenn sie nicht konsequent und effizient genutzt wird.
Digital und papierlos arbeiten
Think before you print – was immer häufiger in der Signatur von E-Mails zu lesen ist, drückt sich auch in Statistiken aus: Nur rund 30 Prozent aller Ausdrucke verlassen das Unternehmen. Hochwertige Ausdrucke sind also weitestgehend überflüssig, weil ihr repräsentativer Charakter entfällt.
Der Weg zum vollkommen papierlosen Büro ist zwar noch weit, doch es bieten sich viele Möglichkeiten für ein zeitgemäßes Paper Output Management. Auch der Wechsel auf Tintenstrahldrucktechnologie kann sich lohnen. Die Systeme benötigen deutlich weniger Strom und weniger Tinte, sind langlebiger und verursachen weniger Sondermüll als Lasersysteme.
Die Idee vom papierlosen Büro beinhaltet die große Chance, die IT nachhaltig zu wandeln und umweltfreundlich zu gestalten. Wichtige Bestandteile sind ein digitales Dokumentenmanagement und Collaboration-Lösungen wie Teams oder Slack, Jira oder Asana. Diese Tools sind Teil einer modernisierten Kommunikationsinfrastruktur, eines zentralisierten Datenmanagements und eines veränderten Arbeitsablaufs. Damit sind sie ein entscheidender Faktor für mehr Energieeffizienz, geringere Kosten und höhere Skalierbarkeit.
Faktor Mensch: Umweltbewusstes Verhalten
Die effizienteste Technik ist nur halb so gut, wenn sie nicht konsequent und effizient genutzt wird. Der größte Multiplikator in der Green-IT-Strategie eines Unternehmens ist der Mensch. Die Sensibilisierung der Beschäftigten für ein umweltbewusstes Handeln ist deshalb ganz bedeutend für einen geplanten Change zu mehr Nachhaltigkeit.
Eine ganzheitliche Green-IT-Strategie deckt eine ganze Reihe von ressourcenschonenden Maßnahmen ab, die Geräte, Quellen und Prozesse bis hin zu Denkweisen und Nutzerverhalten umfasst. Vieles davon ist mit überraschend wenig Aufwand und geringen einmaligen Kosten verbunden.