Wenn es um Digitalisierungsprozesse in Unternehmen geht, ist immer öfter von Hyperautomation die Rede. Doch was ist das eigentlich? Nicht einmal die Begrifflichkeit scheint sonderlich scharf umrissen zu sein. Für die einen handelt es sich dabei nur um eine umfassende Form der Prozessoptimierung, für andere ist Hyperautomation das Allheilmittel für die Zukunft.
Die Wahrheit liegt wie so oft irgendwo dazwischen.
Was ist eigentlich Hyperautomation?
Der Begriff Hyperautomation geht auf das Marktforschungsunternehmen Gartner zurück. Damit ist eine fundierte Methodik gemeint, um durch Automatisierung von Geschäftsprozessen taktische und strategische Ziele zu erreichen. Es geht also um die Kombination von verschiedenen Ansätzen und Technologien, um das Höchstmaß an Effizienz aus digitalen Möglichkeiten herauszuholen. Anders als bei der reinen Robotic Process Automation (RPA) können so nicht nur einzelne Tasks, sondern komplexe Prozesse automatisiert werden. Wichtige Bestandteile der Hyperautomation sind daher neben RPA auch die Künstliche Intelligenz (KI) und das Maschinelle Lernen (ML). So können innerhalb eines komplexen Systems Geschäftsprozesse sogar selbständig entdeckt und automatisiert werden, indem die KI selbst neue Bots für die Erledigung erschafft. Die Automatisierung automatisiert sich quasi selbst.
Wie funktioniert Hyperautomation?
Hyperautomation besteht aus einer Reihe von Technologien, die sich gegenseitig unterstützen und damit vor allem einen großen Schwachpunkt reiner Prozessautomation ausmerzen, nämlich die mangelnde Verarbeitung nicht dokumentierter Prozesse mit unstrukturierten Daten. Durch Analysewerkzeuge, intelligente Dokumentenverarbeitung und die schon erwähnte Fähigkeit zur selbständigen Prozessentdeckung werden RPA Bots dazu befähigt, weit mehr als nur die bisherigen Aufgaben zu erfüllen. Im Grunde übernimmt die Hyperautomation somit eine weitere Ebene menschlicher Arbeit, nämlich das Einsetzen und Kalibrieren der RPA Bots für existente und kommende Prozesse. Während RPA bislang vor allem einfache, repetitive Aufgaben effizient lösen konnte, sind dieselben Bots dank Hyperautomation in der Lage, einen noch viel höheren Grad der Automatisierung und damit auch der Optimierung zu erreichen.
RPA als fundamentaler Bestandteil von Hyperautomation
In manchen Beiträgen zum Thema klingt es fast so, als würde die Hyperautomation die klassische Robotic Process Automation ablösen. Doch das stimmt so nicht. RPA ist vielmehr ein entscheidender Bestandteil von Hyperautomation. So wie ein Betrieb nur dann funktioniert, wenn es nicht nur ein gutes Management, sondern auch gute Arbeiter gibt, funktioniert auch Hyperautomation nur dann, wenn Bots letztlich auch die Aufgaben ausführen, die eine maschinenlernende KI identifiziert hat. Fortschrittliche künstliche Intelligenz kann unstrukturierte Daten besser analysieren und sie in einem effizienten Workflow einbetten. RPA Bots hingegen verarbeiten auch in der Hyperautomation nach wie vor die Daten und sorgen letztlich dafür, dass die anfallende Arbeit getan wird.
Aufgaben und Schritte zur Ausgestaltung
Bevor Sie sich daran machen, Hyperautomation in Ihrem Unternehmen zu etablieren, sollten Sie unbedingt vorab eine nachhaltige und langfristige Strategie formulieren. Viele reine RPA Anwendungen können als kleine Inseln im Unternehmen quasi über Nacht implementiert werden. Hyperautomation funktioniert allerdings nur als ganzheitlicher Ansatz. Sie muss zum Kernelement Ihrer IT-Strategie werden und muss all die kleinen isolierten Inseln einfangen, aus denen Ihre momentane Prozessstruktur womöglich besteht. Dies erfordert geeignete Strukturen und Prozesse und natürlich auch das nötige Know-How durch interne oder externe Expertise. Nicht zuletzt brauchen Sie eine technische Infrastruktur, die Hyperautomation nachhaltig abbilden kann.
Vorteile der Hyperautomation
Effizienz ist das wirtschaftliche Dogma, dem alle Unternehmen unterliegen. Effizienz bedeutet Kostenreduktion und Gewinnmaximierung, aber auch Ressourcenschonung und die Ausgestaltung einer Arbeitswelt mit mehr Rücksicht auf die Work-Life-Balance. Hyperautomation führt bei richtiger Anwendung zu einer Verringerung der Betriebskosten, zu weniger Fehlern und zu besseren Ergebnissen – beispielsweise durch mehr Kundenzufriedenheit durch personalisierte Customer Experiences. Sie führt aber auch zu einer zufriedenen Belegschaft, die sich endlich auf Aufgaben konzentrieren kann, für die sie einmal ausgebildet wurde. Das konfliktfreie Seite an Seite von Mensch und Maschine ist das letztliche Ziel der Hyperautomation – und wohl auch die schwierigste Aufgabe.
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