Die digitale Transformation vieler Unternehmen wurde durch die Corona-Pandemie enorm beschleunigt. Kurzfristige Entscheidungen waren im Jahr 2020 gefragt. Aber auf was müssen wir uns im Jahr 2021 einstellen und wie kann dies Unternehmensentscheidungen beeinflussen?
#1 Entscheidungen auf dem Prüfstand
In diesem Jahr wird es vor allem darum gehen, abzuwägen, wie viele von den 2020 kurzfristig getroffenen Entscheidungen überdauern werden. Die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation vieler Unternehmen beschleunigt, denn nur durch Anpassungen und Erweiterungen der Infrastruktur konnte die Business Continuity sichergestellt werden – da es schnell gehen musste, lief das vielerorts im Notfallmodus ab. Aber auch die Art und Weise, wie gearbeitet wird, hat sich verändert. Im vergangenen Jahr wurden viele Geschäftsbeziehungen fast ausnahmslos digital gepflegt, physische Treffen im Arbeitsalltag haben stark abgenommen. Videokonferenzen haben mehr und mehr das eigene Büro ersetzt. Für das kommende Jahr müssen sich Unternehmen fragen, ob sie die etablierten Standards beibehalten wollen, ob es ein Zurück zum Status-Quo geben soll, oder ob es dauerhafter Änderungen bedarf.
#2 Cloud: Von Technologie zu Strategie
Die Cloud als Technologie ist inzwischen gut etabliert. Was fehlt ist die Souveränität im Umgang mit ihr. Die Cloud bietet viele Schlüsseltechnologien, von denen Unternehmen sofort profitieren könnten. Aber dazu kommt es nicht, da der Mehrwert noch nicht in den Unternehmenskulturen verankert ist. Es ist fast so, als hätten sie einen Ferrari zur Verfügung, machen damit aber nur Tempo-30-Zonen unsicher. Es herrscht noch eine Diskrepanz zwischen dem Stand der Technologie und dem Stand von Unternehmen. Darauf sollten sie im kommenden Jahr viel Zeit verwenden: Die Technologie richtig zu nutzen lernen und das Gelernte mithilfe einer Cloud-Strategie umzusetzen.
#3 Kostenfalle Cloud?
2020 ging es notgedrungen darum, die Business Continuity aufrecht zu erhalten. Die Cloud war ein adäquates Mittel dafür, um das schnell umzusetzen. Im kommenden Jahr werden viele CFOs die Cloud-Ausgaben genauer betrachten und dabei feststellen, wie hoch diese sind. Ob sie die digitale Transformation in ihren Unternehmen dann genauso schwungvoll weiter vorantreiben, wie sie gestartet sind, wird sich zeigen.
Woran sich Public-Cloud-Nutzer aber gewöhnen müssen ist, dass die Kosten permanent schwanken werden und nicht so planbar sind, wie bei einem Private-Cloud-Modell. In diesem Zusammenhang sollten Unternehmen sich Gedanken machen, wie sie Ausgaben für die Cloud deklarieren. Auf den ersten Blick erfüllt das Nutzen der Public Cloud alle Anforderungen von Opex-Ausgaben. Doch nur weil sich Geld über die Pay-as-You-Go-Modelle schneller ausgeben lässt, ist es am Ende nicht zwangsläufig günstiger. Public-Cloud-Kosten sind eine Investition in die eigene Infrastruktur. Dementsprechend empfiehlt es sich, diese zukünftig auch dementsprechend zu verbuchen: als Capex-Ausgaben. Das macht die Kosten planbarer und ist, mit dem Hintergrund, dass die Grenzen zwischen Private und Public Cloud weiter verschwimmen, auch zukunftsfähig.
#4 Industrieländer werden beim 5G-Ausbau überholt
Auch wenn viele Smartphones bereits eine 5G-Verbindung unterstützen, greifen die meisten nicht darauf zu. Nutzer merken dies oft nicht einmal. Der Grund: Ohne ein Netzwerk ist auch die Funktion nutzlos. Viele Telekommunikationsanbieter machen zwar gute Fortschritte beim Ausbau von 5G, es wird aber noch einige Zeit dauern, bis 5G flächendeckend zur Verfügung steht. Zudem erfordert der Ausbau, je nach geographischer Lage, enorme Kapitalinvestitionen in die Infrastruktur.
Anders sieht das in Entwicklungs- oder Schwellenländern aus. Diese verfügen oftmals über keine Altsysteme oder bestehenden Infrastrukturen, die aktualisiert werden müssen. Daher richten sich die Länder direkt an der neuesten Technologie aus – was viel einfacher ist, als ein bestehendes System überholen zu müssen. Auf diese Weise können sie bei der Einführung des neuen Standards den Industrieländern den Rang ablaufen. Gerade bei unseren Kunden in Afrika und einigen asiatischen Ländern sehen wir ein enormes Wachstum an 5G-Infrastruktur, weil sie die Implementierung der Technologie schnell vorantreiben können. Es würde uns nicht überraschen, wenn diese Länder bis Ende 2021 ausschließlich auf 5G setzen, wohingegen der Rest der Welt wahrscheinlich ein paar Jahre brauchen wird, um dieses Niveau zu erreichen.
#5 ML-Modelle operationalisieren
Zusätzlich zu einer Pandemie und einer möglichen Rezession kämpfen wir weiterhin mit exponentiell wachsenden Datenmengen und der immer größer werdenden Komplexität neuer Technologien. Um Mehrwert aus den beiden letztgenannten Entwicklungen zu ziehen, sollten Unternehmen auch im kommenden Jahr auf Machine Learning (ML) zurückgreifen. Allerdings geht es nicht nur um das Aufsetzen von ML-Modellen, sondern darum, diese auch einzusetzen und zu operationalisieren. Es wird im Jahr 2021 nicht mehr ausreichen, Modelle einfach in Produktion zu nehmen – sie müssen spürbaren Nutzen für den Endanwender generieren. Dazu ist es nötig, dass Unternehmen ein Verständnis für ihre Modelle entwickeln und diese ständig anpassen und optimieren. Zudem müssen sie auf deren Funktionalität sowie wirtschaftliches Potenzial vertrauen und das auch so kommunizieren. Wettbewerbsfähig werden künftig nur solche Unternehmen sein, die diese Punkte umsetzen und auf Basis KI-abgeleiteter Erkenntnisse handeln.