Kommentar

Digitalisierung im Mittelstand: Mit kleinen Schritten zu großen Sprüngen

Hinken Sie noch hinterher? Oder sind Sie schon vorne mit dabei? Studien zur Digitalisierung im Mittelstand skizzieren gern entweder nur das eine oder das andere Bild. Wie so oft ist die Realität aber nicht schwarz-weiß, sondern bunt, mit vielen Zwischentönen – und muss differenziert betrachtet werden.

Während die einen Unternehmen bereits Roboter, virtuelle Realität oder Künstliche Intelligenz einsetzen, wird bei anderen noch fleißig gefaxt. Die Unternehmensberatung Ernst & Young sieht in Deutschland eine „Digitalisierung der zwei Geschwindigkeiten im Mittelstand“. Wie schnell, konsequent und erfolgreich mittelständische Unternehmen hierzulande digitalisieren, hängt von Größe, Branche und Standort ab. Zwischen Ost und West, Nord und Süd gibt es sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen für den digitalen Fortschritt. Dennoch gibt es einen Common Sense: An mehr Investitionen, mehr Knowhow und mehr mutigen Projekten führt kein Weg vorbei. Vor allem die Hidden Champions, die heimlichen Weltmarktführer, müssen endlich zu Digital Champions werden.

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Wert der Daten erkennen

Das Warum – neue Geschäftsmodelle entwickeln, neue Kunden gewinnen, mit der weltweiten Konkurrenz mithalten, Effizienz schaffen, Zeit und Kosten sparen – ist allen klar. Das Wie ist zuweilen eine Herausforderung. Nur muss und kann eben nicht jedes Unternehmen gleich von heute auf morgen zum Digital Champion werden. Digitale Transformation gelingt nicht über Nacht. Um große Sprünge zu machen, müssen wir mit kleinen – gut durchdachten, strategischen – Schritten anfangen. Der erste Schritt, der leichter geht, als viele denken, ist: die Chancen der Datenanalyse besser zu nutzen. Noch zu selten ist mittelständischen Unternehmern der Wert ihrer Datenschätze bewusst. Ein grober Fehler, bedenkt man, dass es von ihnen in den meisten Unternehmen mittlerweile Petabyte gibt: Maschinendaten, Sensordaten, Kundendaten, Materiallisten, Lagerbestände, Finanzdaten, Social Media, um nur einige zu nennen. Um aus ihnen schlau zu werden, müssen sie herausgefiltert, Zusammenhänge erschlossen, Anwendungsfelder genutzt werden.

Vom Erfolg der Großen lernen

Auch davon gibt es genug: Wenn beispielsweise Siemens Healthineers erfolgreich mit Daten medizintechnische Geräte vorausschauend wartet, Anomalien feststellt und so teure Ausfälle verhindert, wieso sollte es ein Maschinenbauer auf der Schwäbischen Alb nicht auch tun? Diese vorausschauende Wartung („Predictive Maintenance“) spart schließlich viel Zeit und Geld. Wenn Maersk, die größte Containerschiffsreederei der Welt, mit Daten ihre Logistikkette auf Vordermann bringen kann, wieso nicht auch ein Autozulieferer aus Sachsen-Anhalt? Wenn große Handelsketten ihre Daten auswerten, um das Kundenerlebnis zu optimieren, Preise besser zu kalkulieren, Läden ansprechender zu gestalten, wieso nicht auch ein Einzelhändler in Westfalen? Wer seine Daten kennt, versteht auch sein Unternehmen und seine Kunden besser.

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Vision, Action, Speed

Wieso also nicht? Während Studien der Bitkom zeigen, dass Technologien wie Big Data, Cloud und Künstliche Intelligenz für die Mehrheit der deutschen Unternehmen mittlerer Größe von zentraler Bedeutung sind, sieht eine groß angelegte Commerzbank-Studie anno 2018 nur bei rund jedem zehnten mittelständischen Unternehmen Datenanalysen im Einsatz. Viele Unternehmen wissen zunächst nicht, wo anzufangen. Es herrscht noch immer das Bild, dass es für Datenanalysen einer äußerst komplexen Technologie bedürfe. Und um aus ihr schlau zu werden, müsse man selbst ein IT-Fachmann sein, der im Schlaf coden kann. Mittlerweile gibt es aber längst kostengünstige Plattformen zur Datenanalyse aus der Cloud, die jede noch so IT-fremde Führungsperson im Büro oder in der Backstube einfach bedienen kann. Um die Diskrepanz zwischen Denken und Handeln aufzubrechen, erfordert es – wie Bitkom-Präsident Achim Berg richtig konstatiert: Vision, Action und Speed.

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Digitale Tüftler auf Überholspur

Was ist also zu tun? Die Digitalisierung und insbesondere Datenanalysen sind nicht nur Sache der IT. Die Initiative dafür muss von der Führungsebene ausgehen und alle Mitarbeiter aus allen Abteilungen müssen ins Boot geholt werden. Das ist die Vision. Die IT setzt die Initiative dann mit der richtigen Technologie um, startet Pilotprojekte, toleriert Fehler, lernt aus ihnen, macht es nächstes Mal besser. Auch müssen die Anwender in den Abteilungen geschult werden, wie sie mit der Software umgehen und das meiste für das Projekt rausholen können. Das ist die Action. In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele Weltmarktführer wie in Deutschland, rund 1.500. Sie sind so erfolgreich, weil sie sich dem Tüftlertum verschrieben haben, kombiniert mit langfristiger Planung, Spezialisierung und Perfektion.

Gelingt es ihnen, diese klassisch mittelständischen Tugenden in das digitale Datenzeitalter zu übersetzen und mit einem Schuss pragmatischer Kreativität à la Silicon Valley zu verbinden, kann die Zukunft kommen. Und viele von ihnen sind schon vorne mit dabei. Das zeigen die vielen innovativen Ideen und Projekte der Unternehmen, die bei den Digital Champion Awards der Deutschen Telekom ausgezeichnet werden – sie warten nicht ab, sondern gestalten, entscheiden nicht aus dem Bauch heraus, sondern setzen auf smarte Technologien, Fakten, Daten, die ihnen dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist der Speed – bitte mehr davon.

Thomas

Timm

Deutschland-Chef

Teradata

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