Bei der Planung und Optimierung einer Netzwerkumgebung ist Weitsicht gefragt. Das Netzwerk soll agil, effizient und skalierbar sein, kurzum in jeglicher Hinsicht zukunftssicher. Hier kommt ein neuer Ansatz für die Netzwerkplanung und das Netzwerkmanagement ins Spiel.
Intent-based Networking (IBN) stellt Dienste, Kombinationen von Leistungsmerkmalen und Infrastrukturfunktionen in einem hierarchischen strukturierten Modell zur Verfügung. Dieses orientiert sich am „Intent“, also der Absicht oder dem Ziel, dass hinter der Planung steckt. Dieses Modell ermöglicht es, eine Applikation, ein Funktions- oder Leistungsmerkmal, ein ganzes Netzwerk oder eine spezielle Ressource auf das Ziel zu abstrahieren. Dieses Ziel ist hersteller- und technologieunabhängig erreichbar. Starre Strukturen, die am Geschäftsziel oft vorbeigehen, und das enge Korsett jahrzehntelanger Herstellerbindung gehören somit der Vergangenheit an.
Mehrschichtige Abstraktionsskala
Ein serviceorientiertes IBN-System modelliert Dienste auf einer mehrschichtigen Abstraktionsskala, von der Abbildung der Geschäftsprozesse in der höchsten Schicht bis zur zugrundeliegenden Infrastruktur als unterste Schicht. Jede einzelne Schicht ist ein lokales Zielmodell, das einer impliziten Anfrage entspricht. Ein Beispiel wäre: „In der gesamten Büroumgebung für optimale VoIP-Sprachqualität sorgen“. Dieses Ziel ist auf verschiedene Weise realisierbar, je nach Hersteller dürfte es verschiedene Möglichkeiten geben. Aus diesem Grund greift Intent-based Networking auf Referenzdesigns zurück. Diese geben eine bestimmte Art und Weise vor, wie das Ziel zu erreichen ist und welche Richtlinien zu beachten sind.
Auf jeder Schicht der Abstraktionsskala beschreibt jedes Modellelement die Erwartungen in Form von Eigenschaften oder SLAs. Ebenfalls erfasst werden der aktuelle Status und die aktuellen Bedingungen, die durch Probes, also Sondierungen ermittelt werden. Jede Schicht bildet ein autonom verwaltetes System, das für die SLA-Erfüllung verantwortlich ist. Kann eine Modellschicht die Erwartungen nicht erfüllen, kommt eine Anomalierichtlinie zum Tragen. Auf jeder Schicht kann ein Modellelement eine Netzwerk- oder Rechenzentrumskomponente, eine Cloud-Anwendung oder eine Netzwerkfunktion – beliebig zusammengestellt – abbilden. Das Modellelement ist zukunftsgerichtet, aber selbstverständlich auf die gegenwärtigen Netzwerkdienste anwendbar.
Ein IBN-System nutzt eine Kombination von Probes und In-Memory-Datenbanken zur Erfassung des Ressourcenzustands. Kontinuierliche Datenerfassung sorgt dafür, dass die Daten immer auf dem neuesten Stand sind. Der Ressourcenzustand wird dann durch zielorientierte Modellelemente jedes Dienstes im Kontext betrachtet.
Autonom und leistungsfähig durch Local-Intent-Konzept
Der autonome Charakter von Intent-Based Networking geht auf das Local-Intent-Konzept zurück. Hierbei bilden jedes Zielmodell und jede Schicht der Abstraktionsskala eine unabhängige Einheit. Diese enthält individuelle Informationen zu Kontext, Zustand, Zielen, Lösungen und Ausfallstrategien. Die Richtlinien legen fest, worauf sich ein Modellelement zur Problembehebung berufen kann und wann eine Anomalie vorliegt. Ist dies der Fall, wird das Ziel oder SLA des nächsthöheren Elements nicht erfüllt, und es müssen vordefinierte fehlerspezifische Abhilfemaßnahmen eingeleitet werden. Jedes Absichtsmodellelement ist mit einem Microservice vergleichbar, eine Kombination aus unabhängigen Prozessen, die untereinander kommunizieren.
Statt eines festen Managementprozesses, der jede Hardwarekomponente überwacht, wird eine Reihe verschachtelter Intent-modellierter Domains herangezogen, ihre eigenen Leistungsziele erfüllen sollen. Das Management der übergeordneten Ziele basiert auf Zielmodellen und ist auf Services in großem Maßstab anwendbar. Dadurch ist ein vollständig autonomes Netzwerkverhalten realisierbar, mit der Option manuelle Prozesse einzufügen, wenn dies erforderlich scheint. Intent-Based Networking ist jedoch dafür ausgelegt, möglichst vollautomatische Betriebsprozesse auf allen Schichten zu realisieren. Dieser Ansatz ist im Sinne einer vollständigen Automatisierung des Servicelebenszyklus, um die gewünschte Effizienz und Agilität des Netzwerks zu erreichen.
Mit Intent-Based Networking zum zukunftssicheren Rechenzentrum
Eine Netzwerkinfrastruktur ist eine gewaltige Investition und kann zu einer massiven Kostenfalle werden. Die heute vielerorts geforderte digitale Transformation setzt oft eine grundlegende Umstellung der Infrastruktur auf Virtualisierung oder ein softwaredefiniertes Netzwerk voraus. Intent-Based Networking ist ein Ansatz, um die Transformation schneller herbeizuführen. Als eine moderne Form der Netzwerkadministration ist Intent-based Networking konzipiert, um administrative Aufgaben im Netzwerk zu automatisieren. IBN steht für eine Abkehr von den traditionellen Ansätzen der Vernetzung. Der neue Ansatz vereint ein netzwerksystemorientiertes Management mit einer virtualisierten und programmierbaren physischen Infrastruktur und ist API-basiert. Es ist in der Lage, den Netzwerkzustand zu erkennen, indem es die Daten aus dem Netzwerk sammelt, um die Netzwerkeffizienz kontinuierlich zu überwachen.