Die heimlich-still-und-leise-Evolution

Wireless Wan

Jan Willeke, Area Director Central Europe, Cradlepoint

Jede Veränderung in der Netzwerktechnik ist auf eine Veränderung der Computerarchitekturen und der Art der daran angeschlossenen Geräte zurückzuführen. Vom Mainframe über verteiltes Computing, Client-Server und SD-WAN bis zu Hybrid-Cloud- und Edge-Computing. Wir bewegen uns weiter über feste Standorte hinaus und verbinden Geräte, Orte und Dinge zunehmend drahtlos. Jan Willeke, Area Director Central Europe bei Cradlepoint, im Gespräch mit Ulrich Parthier, Publisher it management.

Ulrich Parthier: Lassen Sie uns einen Blick in die Vergangenheit werfen, um die Zukunft besser zu verstehen. Die 2000er Jahre waren ja geprägt vom virtualisierten, Server-zentrierten Computing.

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Jan Willeke: Mit der zunehmenden Globalisierung der Unternehmen traten Server-Farmen an die Stelle von Mainframes und verteilten Midrange-Computern.

Die Anwendungen wurden stärker zentralisiert, während auch virtuelle private Netzwerke und Multiprotocol Label Switching, kurz MPLS, in den Mittelpunkt rückten. Das TCP/IP-native MPLS bot eine Möglichkeit, den Verkehr zu priorisieren und eine effizientere Weiterleitung von Daten über geleaste Leitungen zu schaffen.

Intelligente Netzwerke erkannten damals, dass verschiedene Arten von Datenverkehr aus den Geschäftsstandorten unterschiedliche Prioritäten erforderten. Dank MPLS ließen sich unterschiedliche Dienstqualitäten über das WAN nutzen, was eine nahtlose End-to-End-Konnektivität von Anwendungen und entfernten LANs ermöglichte. Das Netzwerk wurde zu einem differenzierten, vom Betreiber bereitgestellten Dienst.

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Ulrich Parthier: Und dann begann ab 2010 der Aufstieg von Cloud Computing und SD-WAN.

Jan Willeke: Die Tech-Szene boomte in dieser Zeit, um es vorsichtig auszudrücken. In den 2010er Jahren kamen das iPad, Microsoft Azure und die erste LTE-Aktivierung auf den Markt. Als Netzwerke, Geräte und Anwendungen immer mobiler wurden und die Bandbreitennutzung geradezu explodierte, begann der Aufstieg des Cloud Computing.

Die Befragten einer Studie der International Data Corporation (IDC) gaben an, dass einer ihrer Hauptgründe für die Einführung von SD-WAN die „Vereinfachung der WAN-Verwaltung zur Unterstützung von Hybrid-IT/Multicloud“ sei. SD-WAN ist die letzte Epoche der kabelgebundenen Netzwerkwelt für feste Standorte.

Ulrich Parthier: Was uns in die Gegenwart bringt: die 2020er Jahre, das Zeitalter des hybriden Cloud-Computing und drahtlosen WAN.

Jan Willeke: Dank geringer Latenz und hoher Bandbreite von 4G- und 5G-Lösungen sind drahtlose Verbindungen heute zu einem wesentlichen Bestandteil vom WAN-Infrastrukturen geworden.

Wireless WAN (WWAN) bietet die Agilität und Reichweite, die moderne WANs benötigen, um eine schnelle Bereitstellung zu ermöglichen, einen hochverfügbaren Cloud-Zugang zu unterstützen und Menschen, Orte und Dinge überall zu verbinden – und das mit viel weniger Personalaufwand als je zuvor.

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Ulrich Parthier: Dann sehen Sie die WAN-Modernisierung als eine kontinuierliche Entwicklung?

Jan Willeke: Mit Sicherheit. Wide Area Networks: die drei kleinen Worte, die unsere Welt verbinden. Von den bescheidenen Anfängen bis zu einem verzweigten, globalen Netz wird sich das WAN zusammen mit den Anforderungen von Computern, Geräten, Konnektivität und Unternehmen weiterentwickeln.

Jede Änderung in der Netzwerktechnik ist auf eine Änderung der Computerarchitekturen und der Art der daran angeschlossenen Geräte zurückzuführen. Beides findet parallel statt, und das Netzwerk folgt immer: vom Mainframe über verteiltes Computing, Client-Server und SD-WAN bis zu Hybrid-Cloud- und Edge-Computing.

Ulrich Parthier: Lassen Sie uns nochmals zu den Vorteilen von Wireless WAN kommen. Welche Argumente sprechen dafür?

Jan Willeke: Ich sehe da mit Blick auf Unternehmen die Lösung vieler Netzprobleme, zudem bieten sich neue Chancen – die wiederum Basis für weitere Umgestaltungen sind. Das lässt sich an mehreren Punkten veranschaulichen. Stichwort Netzwerkausfallsicherung: Die digitale Transformation von Unternehmen braucht funktionierende Netze, die durchgehend verfügbar sein müssen. Dies gelingt durch mehrschichtige Systeme mit unterschiedlichen Verbindungsarten, mit und ohne Kabel. Failover springt ohne Unterbrechung von einem zum anderen Verbindungstyp, ob nun wired oder wireless. Haben LTE-Verbindungen eine geringere Bandbreite, erkennen und gewichten SD-WAN-Richtlinien den kritischen Datenverkehr. Bei LTE- und 5G-Verbindungen der Gigabit-Klasse ist ein Failover des gesamten Verkehrs möglich. Alles in allem lassen sich Wireless-Failover-Funktionen viel schneller und leichter bereitstellen als neue Kabel installieren.

Was wir derzeit sehen, ist eine dramatische Transformation des Netzwerk-Edge. Die Ausweitung des Netzwerk-Edge erlaubt zahlreiche neue Standorte, Dienste und Initiativen zur digitalen Transformation.

Jan Willeke, Area Director Central Europe, Cradlepoint

Ulrich Parthier: Wie sieht es mit einer Erweiterung der Netzwerkbandbreite aus?

Jan Willeke: Das ist ein weiteres Plus von SD-WAN: Es kann zeitgleich mehrere Verbindungen zusammenfassen und generiert so eine höhere Bandbreite. Das Hinzufügen einer drahtlosen Verbindung zum Kabelnetz oder der Gebrauch verschiedener drahtloser Verbindungen ist eine gute Alternative zur Erhöhung der Bandbreite.

Drahtlose Verbindungsoptionen übersteigen mit Geschwindigkeiten von über 1 Gbit/s bei 5G relativ zügig das Leistungspotenzial kabelgebundener Verbindungen.

Ulrich Parthier: Sollte man die mobile Konnektivität zur Hauptverbindung machen?

Jan Willeke: In jedem Fall. Drahtlose WANs bieten eine bessere betriebliche Flexibilität für verschiedene Unternehmensstandorte. Eröffnung oder Wechsel von Zweigstellen und Büros werden dadurch erheblich einfacher. Die Technologie ist auch auf Baustellen oder in Pop-up-Stores sinnvoll, in denen nur drahtlose Netzwerke möglich sind. Auch wenn ein hochredundantes Netz mit geringen Betriebskosten aufgebaut werden soll, bietet sich Wireless als starke Alternative zu kabelgebundenen Verbindungen an.

Ulrich Parthier: Gibt es ein weiteres Plus, das für Wireless WAN spricht?

Jan Willeke: Ja, die Ausweitung der IoT-Funktionen. Dabei geht es nicht um nur gelegentlichen Datenaustausch, gängige Anwendungsfälle sind Videoüberwachung oder Prozesse in Medizin, Fertigung und Industrie. Hierfür sind geringe Latenzzeit und hohe Bandbreite von Drahtlosverbindungen besonders wichtig.

Ulrich Parthier: Und wie sieht es insgesamt mit der veränderten Unternehmensmobilität aus?

Jan Willeke: Prozesse mobil zu unterstützen wird als wachsender Markt für Datenkonnektivität angesehen, da sich Unternehmen bemühen, zu papierlosen Büros überzugehen und die Datenerfassung zu intensivieren. Durch LTE wird hier schon vieles umgesetzt, 5G wird noch weitere Möglichkeiten eröffnen. Man denke an Daten- und Video-Uploads in Echtzeit, automatisierte Routenplanungen und die Konnektivität ganzer Fahrzeuge.

Ulrich Parthier: Vielleicht noch ein Fazit zum Abschluss?

Jan Willeke: Was wir derzeit sehen, ist eine dramatische Transformation des Netzwerk-Edge. Unternehmensnetze sind heute nicht mehr an feste Standorte gebunden. Sie formieren sich aus Menschen, Cloud-Diensten, Fahrzeugen, Pop-up-Standorten und einem immer größer werdenden Kosmos an IoT-Geräten.

Die Edge-Ausweitung erlaubt auch neue Initiativen zur digitalen Transformation. Insgesamt ergibt sich für Unternehmen eine große Flexibilität, die auf der hohen Reichweite und den sich weiter entwickelnden Fähigkeiten der Wireless WANs beruht.

Ulrich Parthier: Herr Willeke, wir danken für das Gespräch!

Jan

Willeke

Area Director Central Europe

Cradlepoint

(Bildquelle: Cradlepoint)
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