Edge Computing verändert die digitale Landschaft nachhaltig: Neben einer verbesserten User Experience bietet die Technologie auch geringere Latenzzeiten und mehr Sicherheit. Diese Veränderung geht mit einem signifikanten Wachstum einher.
So rechnet das Marktforschungsunternehmen IDC bis 2025 mit einem jährlichen Wachstum von 16,4 Prozent verglichen mit dem Wert im Jahr 2022 – allein für den europäischen Markt. Die Verbindung von Edge Computing mit 5G, IoT und KI ermöglicht schnelle Datenverarbeitung, leistungsstarke Analysen und vernetzte Erfahrungen. Daher expandiert der Markt für digitale Edge-Rechenzentren schnell.
Unternehmen müssen mehrere Komponenten bei der Wahl ihrer Edge-Standorte berücksichtigen, um das volle Potenzial erschließen zu können. Dazu zählen neben dem optimalen Edge-Rack auch geeignete Strategien zur Integration der bestmöglichen Stromversorgungs- und Kühlsysteme sowie zur Implementierung effektiver Verwaltungsstrategien. Wie tragen Unternehmen dafür Sorge, dass ihre Edge-Standorte den Anforderungen einer höheren Verarbeitungsleistung von IT-, Speicher- und Netzwerkgeräten gerecht werden?
Die ideale Edge-Lösung
Wer versucht, sich hier an eine Blaupause zu halten, wird jedoch schnell an die Grenzen des Lösbaren kommen, denn: Es gibt keine Universallösung. Vielmehr müssen stets die individuellen Bedürfnisse und die unterschiedlichen Umgebungen beim Aufbau eines geeigneten Edge-Rack- oder Mikro-Rechenzentrums berücksichtigt werden. Faktoren wie Stromverteilung, Backup-Systeme oder Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle variieren von Standort zu Standort. Nur wenn alle Aspekte fachgerecht in die Planung und Implementierung mit einbezogen werden, können optimale Performance und Zuverlässigkeit gewährleistet werden.
Nachdem die Computer- und Speichertechnologie immer näher an den Kunden heranrückt, wird die Notstromversorgung wichtiger denn je. Unterbrechungsfreie Stromversorgungssysteme (USV) rücken dabei immer mehr in den Fokus. Sie ermöglichen eine kontinuierliche und zuverlässige Stromversorgung und gewährleisten selbst bei neuen Spitzenanwendungen Geschäftskontinuität während Stromausfällen. Dadurch schützen sie Daten, Software und Hardware von Unternehmen und wahren wertvolle Ressourcen.
Zudem verhindern USVen kostspielige Ausfallzeiten. Der Einsatz moderner Lithium-Ionen-Batterien bringt dabei weitere Vorteile mit sich: Im Gegensatz zu herkömmlichen Batterien verfügen sie über die doppelte Lebensdauer und müssen daher seltener ausgetauscht werden. Da sie deutlich höheren Temperaturen standhalten und signifikant schneller wieder aufgeladen werden können, eignen sich Backup-Systeme mit Lithium-Ionen-Batterien besonders gut für Edge- und verteilte IT-Umgebungen.
Gerade an kleinen Edge-Standorten kann eine Leistungsdichte von gerade einmal 2 kW bereits genug Wärme erzeugen, um IT-Systeme nachhaltig zu beeinträchtigen. Deswegen sind spezielle Kühllösungen essenziell, um eine angemessene Temperatur und Luftfeuchtigkeit gewährleisten zu können. Perimeterkühlung, In-Rack-Kühlsysteme und Wärmetauscher an der rückseitigen Tür des Gehäuses sind allesamt effektive Optionen, die eine effiziente Temperaturregulierung bei optimaler Raumnutzung ermöglichen.
Wer glaubt, eine 08/15-Edge-Lösung implementieren zu können, wird schnell an die Grenzen des Machbaren stoßen. Die Anforderungen an ein Edge-Rack oder Mikro-Rechenzentrum sind so individuell wie spezifisch. Eine Universallösung gibt es nicht.
Andrea Ferro, Vertiv
Edge: Effiziente Verwaltung und Sichtbarkeit
Wurden die entsprechenden Komponenten ausgewählt, müssen Unternehmen als nächstes die Verwaltung ihrer Edge-Rechenzentren priorisieren. Nur so können sie gewährleisten, dass sie die Kontrolle über ihre stetig wachsende Edge-Präsenz behalten und sich nicht in Fallstricken verheddern. Dies erfordert einen strategischen Ansatz, der eine gründliche Vorbereitung des jeweiligen Standorts auf das wachsende Datenvolumen miteinschließt.
Grundvoraussetzung dafür ist, sich einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen IT-Geräte im Edge-Ökosystem zu verschaffen und so die Infrastruktur besser verwalten zu können. Dafür müssen Unternehmen ihre Ressourcen, basierend auf diesen Einsichten, auf Mitarbeiter mit entsprechendem Fachwissen aufteilen, die sich in solchen Systemen zurechtfinden. So können Probleme proaktiv gelöst und das Risiko von Ausfallzeiten minimiert werden.
Darüber hinaus kann eine zentralisiertes IT-Managementsystem eine entscheidende Rolle bei der Rationalisierung von Prozessen spielen und eine sichere, standardisierte wie auch automatisierte Verwaltung von Edge-Netzwerken ermöglichen. Durch diese Konsolidierung wird es für Unternehmen möglich, eine größere betriebliche Effizienz, eine geringere Komplexität und eine bessere Kontrolle über ihre Edge-Infrastruktur zu erreichen.
Ferndiagnose und -wartung
Edge-Standorte sind naturgemäß oft schwer zu erreichen oder gelten als sogenannte „Dark Sites“ – das heißt, sie sind so konzipiert, dass sie ohne menschliches Eingreifen funktionieren. Ausfallzeiten an solchen Standorten können jedoch schwerwiegende Folgen haben und sogar zu einer Unterbrechung der Bereitstellung digitaler Produkte oder Dienstleistung für Kunden führen.
Aus diesem Grund sollten Unternehmen Fernwartungssysteme implementieren, die potenzielle Ausfälle an unbemannten Edge-Standorten bestenfalls bereits im Vorfeld proaktiv erkennen und beheben können (Stichwort: Predictive Maintenance). Solch robuste Diagnosesysteme ermöglichen es, Status und Performance einer Edge-Infrastruktur in Echtzeit zu überwachen und sich anbahnende Probleme zu beheben, bevor sie sich zu größeren Störungen entwickeln.
Ein permanent aktives wie vernetztes Out of Band-Management erfordert weniger physische Eingriffe und beschleunigt Lösungsprozesse. So wird die Anfälligkeit des Ökosystems signifikant verringert und ermöglicht es Unternehmen darüber hinaus, die allgemeine Widerstandsfähigkeit und den kontinuierlichen Betrieb kritischer Dienste sicherzustellen.
Fazit
Edge Computing bietet vielfältige Möglichkeiten für die digitale Transformation, aber alles beginnt mit strategischen Entscheidungen in der Aufbauphase. Mit den richtigen Maßnahmen und Tools können Unternehmen ein starkes Management, eine effektive Diagnose und eine schnelle Lösung von Problemen mit IT-Geräten an allen Edge-Standorten sicherstellen. Gelingt es, die jeweiligen Standorte und das Ökosystem gleichzeitiger Bereitstellung der gewünschten Reaktionsfähigkeit und Betriebszeit zu gewährleisten, gehen Unternehmen einer erfolgreichen Phase in der Ära des Edge-Computing entgegen.