Gartner-Analyse

Cloud Computing: Wo Wettbewerbsvorteile winken

Cloud Computing ist für Unternehmen heute nicht mehr wegzudenken. Dies spiegelt sich deutlich in den Marktzahlen wider.

Laut einer aktuellen Prognose von Gartner werden Unternehmen weltweit ihre Ausgaben für Public Cloud Services im Jahr 2024 um 20,4 Prozent auf insgesamt 678,8 Milliarden US-Dollar steigern. 2023 waren es noch 563,6 Milliarden Dollar.

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Auch die Einführung von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) wird das Wachstum von Cloud-Plattformen vorantreiben. Diese Entwicklung stellt eine große Chance für IT-Services Anbieter dar, sich als Partner für eine verantwortungsvolle und maßgeschneiderte Einführung von GenAI zu positionieren. Aber wie gut sind sie darauf vorbereitet? Haben sie sich bereits die nötigen Qualifikationen als Partner der Hyperscaler angeeignet?

Es gibt Daten, die Rückschlüsse auf diese und andere Entscheidungen der Anbieter zulassen: Die großen Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services, Microsoft und Google verfügen heute über ein riesige Partner-Ökosystem. Eine Analyse der Daten aus den Online-Verzeichnissen der einzelnen Partnerprogramme gibt eine Orientierung für strategische Investitionsentscheidungen von IT-/Cloud-Dienstleistern, auch im Hinblick auf die großen Trendthemen. Gartner hat sich die Zahlen für Europa genauer angeschaut und daraus Empfehlungen für Verantwortliche von IT-Anbietern abgeleitet.

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Bild 1: Beobachtung 1 – Partner bleiben oft bei einem Hyperscaler. (Bildquelle: Gartner)

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Partner bleiben oft bei einem Hyperscaler

Betrachtet man die Verteilung der Cloud-Partner (Bild 1) hinsichtlich der Tiefe ihres Engagements, ergibt sich ein divergierendes Bild: Amazon hat das größte PartnerÖkosystem in Europa, gefolgt von Microsoft und Google. Von den 2.590 Partnern in Europa zeigen nur 596 (23 Prozent) ein signifikantes Engagement mit mindestens einer Spezialisierung (z.B. MS Azure) oder mindestens einer Mitgliedschaft in einem speziellen Programm (z.B. AWS Partner Network). Diese Unternehmen werden im Folgenden als „signifikante“ Partner bezeichnet.

Multi-Cloud ist ein Trend, der Unternehmen seit einiger Zeit beschäftigt. Die Verteilung zeigt jedoch, dass nur 318 (zwölf Prozent) aller Partner in mehr als einer Cloud aktiv sind. Bei den signifikanten Partnern liegt der Anteil der Multi-Cloud-Anbieter sogar nur bei elf Prozent. Die Partner sehen in den Partnerprogrammen also vor allem eine Möglichkeit, sich auf ihre primäre Wahl zu spezialisieren, aber nicht so sehr, sich als Multi-Cloud-Anbieter zu positionieren.

Bemerkenswert ist auch, dass Amazon über den größten Anteil an signifikanten Partnern verfügt. Nur knapp 11 Prozent der Google-Partner sind signifikant in der Partnerschaft engagiert, im Vergleich zu Amazon (24 Prozent) und Microsoft (26 Prozent).

Empfehlung: Cloud-Partner sollten erwägen, einen zweiten Hyperscaler ins Boot zu holen. Eine Multi-Cloud-Strategie ist zwar keine Erfolgsgarantie, kann aber für Differenzierung und Vertrauen bei europäischen Endkunden sorgen.

Wer bietet die größten Chancen

Bild 2 zeigt die Anzahl der Partner in verschiedenen europäischen Ländern im Vergleich zu den Marktanteilen von Amazon, Google und Microsoft im Bereich Infrastructure-as-a-Service. Hinsichtlich der Chancen ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Die größten Chancen scheinen der deutsche und der französische Markt zu bieten: Zum einen bieten sie Raum für das Wachstum des Partner-Ökosystems, zum anderen sind hier die Ausgaben für die drei Hyperscaler hoch.

Gartner Bild 2
Bild 2: Beobachtung 2 – Deutscher und französischer Markt bieten größte Chancen. (Bildquelle: Gartner)

Empfehlung: CSPs sollten die Größe des Partner-Ökosystems und die Ausgaben für Public Clouds für jedes Land bewerten, um unterversorgte Märkte und damit Wachstumschancen zu identifizieren. Es lohnt sich auch, sich regelmäßig darüber zu informieren, in welchen Regionen die Hyperscaler neue Rechenzentren planen, da sich hier neue Möglichkeiten ergeben.

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KI-Qualifikation steht noch nicht im Fokus

Bild 3 zeigt, in welche „Kompetenzen“, „Spezialisierungen“ und „Initiativen“ die Partner auf der Grundlage der Partnerzertifizierungen in verschiedenen Technologiebereichen investieren. Die Investitionsbereitschaft in diese Kompetenzen zeigt, dass sie sich von der Beherrschung dieser Technologien eine Stärkung ihrer Wettbewerbsposition versprechen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um neun Technologiebereiche, für die von allen drei Hyperscalern verifizierte Kompetenznachweise vorliegen.

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Bild 3: Beobachtung 3 – KI-Qualifikation steht noch nicht im Fokus. (Bildquelle: Gartner)

Es zeigt sich, dass fast die Hälfte aller untersuchten Zertifizierungen auf die Anwendungsentwicklung (meist Microsoft) und ein weiteres Viertel auf die Datenanalyse entfallen. Die restlichen 31 Prozent verteilen sich auf sieben weitere Bereiche.

Dass der Anteil für SAP Services relativ gering ist, liegt daran, dass es sich um ein Nischenthema handelt. Erstaunlich ist hingegen, dass die Themen Container und Kubernetes sowie Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen (KI und ML) unterrepräsentiert sind. Und auch das Thema Cloud Managed Services ist überraschenderweise eher klein. Investitionen in diesen Bereich können sich lohnen, um ein Differenzierungsmerkmal zu schaffen.

Der geringe Anteil an Referenzen im Zusammenhang mit Containern und Kubernetes lässt vermuten, dass die Partner sowohl bei der Softwareentwicklung als auch bei den Migrationsdienstleistungen Investitionen in den Aufbau von Spezialkompetenzen in Containerumgebungen nicht für unbedingt notwendig halten. Bei KI und ML ist die niedrigere Zahl wahrscheinlich auf die Schwierigkeit zurückzuführen, diese Kompetenzen zu zertifizieren. Dies kann mit der Neuheit des Themas zusammenhängen, aber auch mit der Schwierigkeit, Fachkräfte in diesem Bereich zu finden, zum Beispiel qualifizierte Datenwissenschaftler. Diese sind jedoch unerlässlich, um die nachzuweisenden Fähigkeiten demonstrieren zu können.

Empfehlung: IT-Service-Anbieter sollten beginnen, in die Bereiche KI und ML sowie Container und Kubernetes zu investieren. Derzeit haben nur wenige Wettbewerber nachweisbare Referenzen in diesen Bereichen. Für Kunden werden sie jedoch immer wichtiger, da sie diese für die Entwicklung neuer digitaler Produkte und Dienstleistungen benötigen.

Zudem sollten IT-Service-Anbieter geprüfte Cloud-Managed-Services-Zertifikate in ihr Portfolio aufnehmen, um den Kreislauf aus Anwendungsentwicklung, Datenanalyse und Sicherheit zu schließen. Denn Kunden suchen End-to-End-Lösungen von Anbietern, die Gartner als Cloud-IT-Services bezeichnet. Dabei handelt es sich um Partner, die eine Kombination aus Managed Services und Professional Services für die Cloud anbieten.

Fazit

Die Cloud ist in Unternehmen heute gesetzt, um die Digitalisierung und die Entwicklung innovativer Themen wie Künstliche Intelligenz (KI) voranzutreiben. Dabei wird die Public Cloud eine immer größere Rolle spielen, da sie den Unternehmen mehr Flexibilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz bietet als die Private Cloud oder die traditionelle IT.

Um die Vorteile der Public Cloud voll auszuschöpfen, brauchen die Unternehmen jedoch Partner, die die entsprechenden Kompetenzen, also nachgewiesene Qualifikationen, für diese Themen bei Amazon, Microsoft oder Google mitbringen. Noch gibt es wenige Partner, die diese Anforderungen erfüllen können. Das ist eine Chance für die Dienstleister, sich mit ihrer Cloud-Qualifikation von anderen abzuheben und einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

René

Büst

Senior Director Analyst

Gartner

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