In Sachen Tech haben Unternehmen alle Hände voll zu tun: Künstliche Intelligenz, gesetzliche Vorgaben und Nachhaltigkeit. Daneben offenbaren sich nun auch die horrenden Cloud-Ausgaben, die sie dringend bremsen müssen.
Doch das ist in einer komplexen Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebung gar nicht so einfach.
Rund ein Viertel der Unternehmen (24 Prozent) investiert jährlich mehr als zwölf Millionen US-Dollar in die Public Cloud; bei 56 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen belaufen sich diese Ausgaben bereits auf mehr als 1,2 Millionen. Diese Zahlen gehen aus einer aktuellen globalen Flexera-Studie hervor. Demnach treiben Cloud-Services die Kosten so stark in die Höhe, dass Unternehmen ihre IT-Budgets im Schnitt um sage und schreibe 18 Prozent überschreiten.
Unternehmen schmeißen Geld zum Fenster raus
Das Paradoxe dabei: Eigentlich sollte der Umstieg auf die Cloud für Kosteneinsparungen sorgen. So lautet zumindest eines der vielen Versprechen von Cloud-Service-Providern. Laut einer aktuellen IDC-Studie kommt dieses Versprechen gut an. Denn 44 Prozent der befragten deutschen Entscheider erwarten, dass sich ihre Ausgaben auf diese Weise minimieren lassen. Mehr Effizienz, Flexibilität und Sicherheit für weniger Geld? Wer sagt da noch „Nein“ zu Cloud-first? Doch laut Flexera ist das genaue Gegenteil der Fall. Als Top-Herausforderung hinsichtlich Cloud Computing geben 82 Prozent der Befragten die hohen Kosten an. Im Zuge dessen konnte festgestellt werden, dass 28 Prozent der Ausgaben unnötige Geldverschwendung sind. Kurz gesagt: Die Migration in die Cloud allein verschafft noch lange keine Kostenvorteile.
Einer der Gründe, warum Cloud-Ausgaben durch die Decke gehen, ist ein unausgereiftes Finanzmanagement. Folglich treffen Entscheider kostspielige, wenig ressourcenschonende Entscheidungen hinsichtlich ihrer Cloud-Nutzung. Wer verhindern möchte, dass die Cloud-Ausgaben den Rahmen sprengen, sollte in erster Linie dafür sorgen, dass alle relevanten Geschäftsbereiche an einem Strang ziehen. Daher gehört FinOps – häufig auch Cloud FinOps – in jedes moderne Unternehmen, das eine Cloud-first-Strategie anstrebt.
Ops mal zwei: FinOps und AIOps als Finanzoptimierungsmittel
FinOps steht für Financial Operations und ist eine Verbindung aus Finance und DevOps. Der Grundgedanke dieses kulturellen Konzepts: Finanz-, IT- und Geschäftsteams arbeiten eng zusammen, um gemeinsam auf Grundlage von Daten über Kompromisse zwischen Leistung, Geschwindigkeit und Kosten zu entscheiden. Ziel ist es, Cloud-Investitionen zu optimieren und den Geschäftswert selbst in komplexen Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen, in denen die Kosten schwer zu kontrollieren sind, zu maximieren. Zusätzlich sollten Unternehmen die Einrichtung eines designierten Cloud Center of Excellence in Betracht ziehen, in dem Strategie und Expertise zusammenfließen.
Wie förderlich FinOps potenziell sein kann, zeigt eine Schätzung von McKinsey. Das Beratungsunternehmen geht bei fachgerechtem Einsatz von 20 bis 30 Prozent geringeren Cloud-Kosten aus. Dabei zeigt das Konzept seine größte Wirkung, wenn es von Anfang an realisiert wird. Und tatsächlich erkennen immer mehr Entscheider die Vorteile von FinOps. So hat sich laut einer weiteren IDC-Untersuchung die Anzahl jener Unternehmen, die auf diese Weise ihre Ausgaben managen, in den letzten zwei Jahren verdoppelt.
Nicht nur ein mangelhaftes Finanzmanagement ist kostspielig. Auch ineffiziente Prozesse und Ausfälle strapazieren das Geschäftskonto. Daher braucht es neben FinOps einen weiteren Ansatz wie AIOps (AI for IT Operations). Auf diesem Weg lassen sich Schwachstellen und Störpotenziale identifizieren und beheben, bevor sie zu einem ernsthaften – und vor allem teuren – Problem werden. So verschafft eine Integrationsplattform zum Beispiel einen ganzheitlichen Überblick über die gesamte IT-Umgebung, einschließlich aller Abläufe. Diese Transparenz ist Grundvoraussetzung für Optimierungsmaßnahmen.
Ohne die richtige Migrationsstrategie funktioniert es nicht
Als Teil ihrer Cloud-first-Strategie planen die meisten Unternehmen entweder einen Teil ihrer IT-Workload oder das vollständige Gesamtpaket in die Cloud zu übertragen. Viele haben diesen Schritt sogar schon getan. Allerdings hat die Realität jene Unternehmen, die eine nicht durchdachte Lift-and-Shift-Migration vorgenommen haben, schnell eingeholt. Bei diesem Vorgehen wird die Workload lediglich auf virtuelle Server in der Cloud migriert, was in den wenigsten Fällen zu den erhofften Vorteilen führt.
Vielmehr braucht es eine ganzheitliche Strategie, die alle wichtigen Stationen eines Modernisierungsprozesses abdeckt. So bilden die konkrete Zielsetzung und die Verteilung von Verantwortlichkeiten die Grundlage für die Migration. Wenn Unternehmen nicht wissen, wohin ihre Reise gehen soll und wahllos Workloads in die Cloud übertragen, fehlen dem Projekt die Standbeine. Und ein Haus ohne Fundament fällt über kurz oder lang in sich zusammen.
Das gilt auch für den Aufbau einer modernen Infrastruktur. Danach gilt es, die gesamte IT-Umgebung zu analysieren (IT-Healthcheck) und Antworten auf folgende Fragen zu finden: Welche Daten, Anwendungen und Systeme sind im Einsatz? Welches Cloud-Modell ist das richtige für unseren Use Case? Welche Workloads wandern dafür in die Cloud? Und welcher Migrationspfad ist für unser Vorhaben der beste? Erst dann kann der Aufbau einer skalierbaren Anwendungs- und Datenarchitektur beginnen. Im Zuge dessen werden auch moderne Cloud-Services und Prozesse anstelle alter Anwendungen implementiert.
Bei der Cloud-Migration handelt es sich um ein komplexes Modernisierungsprojekt, das Unternehmen nicht ohne die notwendige Expertise durchführen sollten. Denn wenn sich Fehler einschleichen, ist das gesamte Projekt in Gefahr und bisherige Investitionen umsonst. Sollte es im Unternehmen selbst an Experten fehlen, lohnt es sich, mit einem spezialisierten Managed-Service-Provider zusammenzuarbeiten. Dieser führt nicht nur den anfänglichen IT-Healthcheck durch, sondern kann auch bei der maßgeschneiderten Implementierung, Bereitstellung und später sogar beim Betrieb der neuen, modernen Infrastruktur unterstützen.
Fazit
Mittlerweile ist eine moderne Hybrid- oder Multi-Cloud-Umgebung nicht mehr aus dem Tagesgeschäft von Unternehmen wegzudenken. Nicht selten denken Entscheider, dass sie dafür lediglich einige Cloud-Services hinzukaufen müssen. Allerdings ist das weder effizient noch günstig. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen vor allem mit den Kosten kämpfen, die ihr Cloud-Betrieb verursacht. Sie verschwenden mehr Geld als sie ursprünglich erhofft hatten zu sparen. Einerseits helfen FinOps und AIOps dabei, diese Ausgaben zu senken. Andererseits sollte die Cloud-Migration nicht mittels Lift-and-Shift durchgeführt werden. Unternehmen müssen bereits zu Beginn eines solchen Projektes eine Strategie entwickeln – eventuell gemeinsam mit einem Managed-Service-Provider –, um ihre Infrastruktur effektiv und kostengünstig zu modernisieren. Das freut das Geschäftskonto.