Stand der Branche

Finanzsektor etabliert Cloud-Dienste – Schlüssel zu KI​​​​

Cloud-Verschluesselung

Leistungsstarke Services, große Flexibilität und Skalierbarkeit, Effizienzsteigerung durch Automatisierung: Bereits seit mehreren Jahren gibt es gute Argumente für die Cloud-Migration im Finanzsektor.

Spätestens seit dem Siegeszug generativer KI ist die Cloud als Schlüssel zur Nutzung von Large Language Models (LLMs) unverzichtbar. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Studie „Cloud-Monitor 2024: Financial Services“ von KPMG. Herausforderungen und Perspektiven für die Branche bewertet Daniel Wagenknecht, Partner bei KPMG Financial Services.

Während Cloud Computing noch vor zwei bis drei Jahren Berührungsängste aufgrund von Datenschutz, Regulatorik und Compliance hervorgerufen hat, ist es heute im Herzen der Finanzwelt angekommen: 86 Prozent der großen Finanzdienstleister (über 5.000 Mitarbeiter) nutzen mittlerweile Cloud-Dienste, 41 Prozent setzen sogar ausschließlich auf Public-Cloud-Lösungen. Im Vergleich zu 2023 (21 %) hat sich diese Zahl nahezu verdoppelt. Das liegt vor allem daran, dass die Anbieter ihre Lösungen an die strengen Sicherheitsanforderungen der Branche angepasst haben – und sich diese Lösungen im Alltagsgeschäft offenbar bewähren. Während Banken beispielsweise Echtzeit-Betrugsanalysen durchführen und personalisierte Finanzprodukte entwickeln, nutzen Versicherungen cloudbasierte Services typischerweise zur Verwaltung großer Datenmengen aus Schadensmeldungen, Risikoanalysen und Kundendaten.

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Erfolgsfaktoren der Transformation

Dennoch ist die Cloud-Transformation kein Selbstläufer: Eine optimale Cloud-Strategie sollte gut durchdacht sein, branchenspezifische Anforderungen und technologische Reifegrade berücksichtigen. Ein interdisziplinäres Team (etwa ein Cloud Centerof Excellence, CCoE) führt im Idealfall eine aktuelle Bedarfsanalyse durch, definiert die Ziele der Transformation und stellt sicher, dass die jeweilige Cloud-Strategie den Bedürfnissen des Unternehmens gerecht wird. Durch eine präzise Planung und eine gewinnbringende Cloud-Nutzung realisiert der Finanzsektor den Mehrwert durch die Cloud-Technologie: 37 Prozent der Finanzdienstleister setzen heute bereits auf eine Cloud-Only-Strategie – mehr als dreimal so viele wie noch 2023 (11 %). Damit liegt die Branche sogar deutlich über dem Gesamtdurchschnitt der Wirtschaft (23 %), was die Bedeutung cloudbasierter Infrastrukturen in der Zukunft unterstreicht.

Um in Zukunft das gesamte Potential der Technologie zu nutzen, sollten Unternehmen drei entscheidende Faktoren gewährleisten: Kostenkontrolle, (Daten-) Sicherheit und den erfolgreichen Einsatz von LLMs. 66 Prozent der Finanzdienstleister berichten von großen Kosteneinsparungen, bei genauso vielen jedoch entfällt mindestens die Hälfte der IT-Kosten auf die Cloud. Damit diese effizient bleibt, sind die Modernisierung der IT-Infrastruktur, geeignete Automatisierungstools und die Standardisierung der cloudgestützten Prozesse notwendig. Auf diese Grundbausteine sollten dann ein gut strukturierter Kostenüberwachungsprozess, die Vermeidung von Schatten-IT und Egress-Gebühren-Überwachung für Datenübertragung aufgebaut werden.

Herausforderungen der Zukunft

Größtmögliche Sicherheit bei der Anwendung von Cloud-Services versprechen die Modernisierung der Netzwerk-Sicherheitsarchitektur und die Implementierung einer Zero-Trust-Strategie. Dafür müssen Cloud-Lösungen jedoch angepasst und in die eigene IT-Infrastruktur integriert werden, wobei die zunehmend komplexe Sicherheitslandschaft eine besonders große Herausforderung ist. So ist die Anzahl der Institute mit Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Security-Anforderungen im Vergleich zu 2023 um zehn Prozent gestiegen. Zum aufgehenden Stern am Wolkenhimmel entwickeln sich derzeit sogenannte Sovereign-Clouds. Europäische Anbieter versprechen volle Kundenkontrolle über sämtliche Daten und deren Verarbeitung ausschließlich unter der Jurisdiktion des jeweiligen Herkunftslands. Immerhin 41 Prozent der Finanzdienstleister stufen bereits heute das Setup dieser Sovereign-Cloud-Anbieter als relevant für ihre Cloud-Strategie ein.Für die Nutzung hochinnovativer Zukunftstechnologien wie generative KI könnten Sovereign-Clouds somit künftig an Bedeutung gewinnen. Aufgrund des geringen Angebots und ihres unterlegenen Funktionsumfangs sind sie aber heute noch keine gleichwertige Alternative zu den marktbeherrschenden Hyperscalern.

Durch kontinuierliche Datenaktualisierung und hohe Rechenleistung in der Cloud ermöglichen LLMs schon heute eine präzise und schnelle Entscheidungsfindung sowie gesteigerte operative Effizienz. Die Finanzdienstleister beziehen diese heute vor allem über OpenAI (GPT4.x 45 %, GPT3.x 31 %) und Google (Gemini 38 %). Daneben haben sich auch deutsche Lösungen wie Aleph Alpha (28 %) in der Branche etabliert. Entscheidend bei der Auswahl sollten für Finanzdienstleister nicht nur die reine Performancestärke, sondern vor allem die Passgenauigkeit auf das entsprechende Geschäftsmodell und natürlich auch die Kosten sein.

Der Cloud-Monitor 2024 zeigt einen strategischen Kulturwandel im Cloud-Computing innerhalb der Finanzbranche, die mittlerweile im Cloud-Zeitalter angekommen ist. Während Cloud-First nach wie vor die dominierende Strategie ist, gewinnt Cloud-Only zunehmend an Bedeutung. Die größten Herausforderungen für eine nachhaltig effiziente Nutzung bestehen in der Komplexität der Sicherheitsaspekte und wirksamer Kostenkontrolle. Für Finanzdienstleister ist es essenziell, Cloud-Lösungen zu wählen, die nicht nur die gegenwärtigen Sicherheitsstandards erfüllen, sondern auch anpassungsfähig sind. Nur so können sie auch in Zukunft den immer neuen Entwicklungen etwa im Bereich KI gerecht werden.

Daniel Wagenknecht

Daniel

Wagenknecht

Partner Financial Services

KPMG

Daniel Wagenknecht verantwortet er die Sourcing & Cloud Transformationsberatung und berät Banken, Versicherungsunternehmen und Kapitalverwaltungsgesellschaften in ihrer gesamten IT Transformation. (Bildquelle: KPMG)
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