Über eine Billion US-Dollar sollen die Ausgaben für Public Clouds im Jahr 2026 erreichen, so die aktuelle Prognose des US-Analystenhauses Forrester. Das sind fast 50 Prozent mehr als die Kosten, die von Gartner für dieses Jahr errechnet wurden.
Trotz dieses dynamischen Wachstums haben die meisten Unternehmen nach wie vor keine Transparenz über die detaillierten Kosten für ihre Cloud-Ressourcen. Die Folgen sind durch viele Untersuchungen und Studien gut belegt: In der Praxis liegen die unnötigen Mehrausgaben bei bis zu einem Drittel oder gut 200 Milliarden Euro. Zum Beispiel gaben 72 Prozent der von Forrester gefragten IT-Entscheidungsträger an, dass sie ihr Cloud-Budget im letzten Geschäftsjahr überschritten haben. Übermäßige Ressourcennutzung, unvorhergesehene Kostenfaktoren und ineffektives Kostenmanagement spielen hier zusammen. Die Tatsache, dass immer mehr Teams und Funktionen in Unternehmen die Verantwortung für Cloud-Kosten haben, erschwert die Sichtbarkeit dieser Kosten im Sinne einer konsolidierten Übersicht zusätzlich.
Viele Daten, wenig Klarheit und Zuordnung
Rechnungen von Cloud-Providern wie AWS, Google Cloud Platform oder Microsoft Azure werden aufgrund ihrer Komplexität und Detaillierung oft als intransparent empfunden. Aufgelistet werden etwa die Kosten für verschiedene Instanztypen je nach Konfiguration (CPU, Speicher, etc.) und Region, die Gebühren für verschiedene Speicherdienste wie Objektspeicher (zum Beispiel S3 bei AWS), Blockspeicher und Dateispeicher, die Aufwände für Datenübertragung oder Datenbankdienste sowie weitere Service-spezifische Gebühren, zum Beispiel für die Nutzung von APIs oder zusätzliche Dienste, etwa für Machine Learning-Services etc.
Die Vielzahl der Service-Optionen und deren unterschiedliche Preisgestaltungen machen es schwierig, den genauen Ursprung der Kosten zu identifizieren. Oft werden Kosten für verschiedene Ressourcen und Dienste als Sammelrechnung zusammengefasst dargestellt, ohne dass eine detaillierte Aufschlüsselung pro Projekt oder Abteilung erfolgt, was die interne Kostenzuordnung erschwert. In diesem Fall hilft ein detailliertes Tagging von Ressourcen, die Kosten spezifischen Teams, Projekten oder Diensten zuzuordnen.
Mit FinOps die Cloud-Nutzung optimieren
Seit einiger Zeit versuchen IT-Verantwortliche, die Kostenspirale mit Financial Operations (FinOps) in den Griff zu bekommen. Die sich entwickelnde Disziplin und kulturelle Praxis des Cloud-Finanzmanagements umfasst die Implementierung von Prozessen, Tools und Richtlinien, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Cloud-Ausgaben transparent zu machen, besser zu verwalten und zu optimieren.
Dazu gehören die Nutzung von Kostenmanagement-Tools, die Themen wie Monitoring oder Software Asset Management integrieren, die Einführung klarer Kostenzuweisungen und Verantwortlichkeiten, die Automatisierung von Prozessen zur Kostenoptimierung sowie die Förderung einer Kultur der Kostenbewusstheit und Zusammenarbeit.
FinOps-Initiativen sind jedoch in der Praxis oft schwer umzusetzen, weil sie eine kulturelle und organisatorische Veränderung erfordern. Unternehmen müssen traditionelle Silos zwischen Finanz-, IT- und Geschäftsteams überwinden und ein gemeinsames Verständnis für Cloud-Kosten entwickeln. Die Integration von Finanz- und Operationsdaten beansprucht zudem Zeit und Ressourcen. Darüber hinaus kann der Mangel an Tools und Fachwissen die Implementierung erschweren. Daher entscheiden sich immer mehr Unternehmen für extern erbrachte FinOps Managed Services.
Typische Kostentreiber identifizieren
Ein zielführender Lösungsansatz von FinOps ist es, die häufigsten Kostentreiber zu identifizieren und zu verstehen, welche Kosten vermieden werden könnten und wie sie sich negativ auf das Budget auswirken. Wichtige Kostentreiber sind:
➤ Überprovisionierung oder „schlafende“ Instanzen: Unternehmen neigen dazu, mehr Ressourcen zu erwerben als nötig. Ohne transparente Übersicht können ungenutzte Ressourcen kontinuierlich Kosten verursachen.
➤ Unvorhergesehene oder versteckte Kosten: Unerwartete Kosten, besonders durch Datenübertragung, können die erwarteten Cloud-Rechnungen erheblich übersteigen.
➤ Nicht ausgelastete Server: Überwachung der Datennutzung und Serverauslastung ist wichtig, um ungenutzte Ressourcen zu identifizieren und entsprechend anzupassen oder zu veräußern.
➤Regionale Kostenunterschiede: Die Preise für Cloud-Services variieren je nach Region. Durch Auswahl der richtigen Region können signifikante Einsparungen erzielt werden.
➤Auswahl von Instanztypen: Die richtige Auswahl von Instanztypen ist wichtig, da leistungsfähigere Instanzen höhere Kosten verursachen. Reservierte Instanzen sollten sorgfältig geprüft und mit On-Demand-Optionen verglichen werden.
➤Compliance und Sicherheit: Einhaltung von Compliance-Anforderungen und Sicherheitsmaßnahmen können zusätzliche Kosten verursachen, die überwacht und verwaltet werden müssen.
Um Cloud-Ausgaben nachhaltig zu reduzieren, ist es unerlässlich, diese Aspekte zu verstehen und effektive Strategien zur Kostenkontrolle zu implementieren. Laut einem Report des US-Datenanalyse-Unternehmens Anodot machen Daten- und Speicheroptimierungen etwa 80 Prozent der Einsparungen aus.
Konkrete Mehrwerte durch Cloud
Das Erkennen von Nutzungsmustern und die Eliminierung ungenutzter Instanzen sind entscheidende Bestandteile eines Cloud Cost Managements. Unterstützt wird dieser Prozess durch Monitoring- und Alarmierungssysteme, die fortlaufend die Kapazitätsparameter der Cloud-Services überwachen. Diese Systeme melden automatisch, wenn Cloud-Systeme „betriebsbereit, aber ungenutzt“ sind und schlagen Maßnahmen wie die Nutzung, den Wechsel zu kleineren Systemen oder das Beenden des Cloud-Services vor. Integrierte Eskalationsmechanismen gewährleisten, dass Kostenstellenverantwortliche informiert werden oder Systeme automatisch heruntergefahren werden. Zudem überwachen diese Systeme in Echtzeit die Einhaltung der SLAs für Cloud-Komponenten.
Eine effektive Methode ist auch die Identifizierung und Deaktivierung ungenutzter Konten durch Software Asset Management-Tools, was bei großen Unternehmen jährliche Einsparungen von bis zu 30 Prozent ermöglichen kann, zum Beispiel durch das Abschalten von MS 365-Abonnements. Die Anpassung der Abonnements entsprechend der tatsächlichen Nutzung ist ebenfalls kostensparend, da viele Nutzer teure Abonnements haben, jedoch nur Grundfunktionen benötigen, die durch günstigere Abonnements abgedeckt werden können.
Ein weiterer Ansatz für Kosteneinsparungen ist die Nutzung von „Bring Your Own License“ (BYOL)-Rechten. Unternehmen, die ihre vorhandenen Oracle-On-Premises-Lizenzen in die Cloud übertragen, können ebenfalls über 30 Prozent ihrer jährlichen Lizenzkosten für SQL-Datenbanken sparen.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie durch integrierte FinOps-Maßnahmen für Cloud Cost Management erhebliche Kosteneinsparungen realisiert werden können.