Der Dachverband der Cloud-Infrastruktur-Anbieter in Europa CISPE hat sich mit einem dringenden Appell an die EU gewandt. Im Mittelpunkt steht die jüngste Übernahme des Virtualisierungsriesen VMware durch Broadcom und die radikalen Änderungen in der Lizenzpolitik des Unternehmens. CISPE beschreibt diese als “brutal” und fordert eine europäische Intervention.
Unhaltbare Bedingungen und Preissteigerungen
Nach dem Kauf von VMware durch Broadcom wurden entscheidende Änderungen in der Lizenzvergabe für VMware-Software bekanntgegeben, die ab dem 1. April 2024 wirksam werden. Dieser abrupte Schritt lässt viele europäische Cloud-Dienstanbieter und deren Kunden im Unklaren darüber, wie, wann oder ob sie überhaupt in der Lage sein werden, VMware-Software zu lizenzieren. Einige Anbiete geben an, dass über 75% ihrer Einnahmen von VMware-Softwarevirtualisierungstechnologien abhängen. Für sie könne es das wirtschaftliche Aus bedeuten.
Europas führende Cloud-Anbieter sagen, dass sie nur wenige Wochen Kündigungsfrist erhalten haben und Produkte ohne Ankündigung eingestellt wurden. Die restlichen Produkte wurden durch neue Vertragsbedingungen ohne technische Änderungen oder Softwareentwicklungen „auf unfaire Weise, die die Kosten für Kunden unfair erhöhen“ neu gebündelt. Broadcom verteidigt die Änderungen mit dem Ziel, Innovationen zu beschleunigen und die Bedürfnisse der Kunden effektiver zu erfüllen. Allerdings zahlen Kunden für Produkte, die sie nicht benötigen.
Laut CISPE sind die Kosten für Lizenzen in einigen Fällen um das Zwölffache gestiegen. Mehrere Mitglieder des Verbandes äußerten bereits die Befürchtung, ohne die Abkehr der neuen Unternehmenspolitik schnell in den Bankrott getrieben zu werden.
Die neuen Vertragsbedingungen und Preissteigerungen bedrohen demnach nicht nur große europäische Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, KMUs und Start-ups, sondern auch lebenswichtige Dienste wie das Gesundheitswesen.
Mehrere CISPE-Mitglieder haben erklärt, dass sie ohne die Möglichkeit, VMware-Produkte zu lizenzieren und zu verwenden, schnell in Konkurs gehen und aus dem Geschäft aussteigen würden. Einige geben an, dass über 75% ihrer Einnahmen von VMware Software-Virtualisierungstechnologien abhängen. Endkunden, die von großen Unternehmen und dem öffentlichen Sektor bis hin zu KMU und Start-ups reichen, berichten, dass sie nicht in der Lage sein werden, einige oder alle ihre Online-Dienste anbieten zu können, wenn das Lizenzproblem nicht gelöst wird. In einigen Fällen handelt es sich auch um lebenswichtige medizinische Dienste. Letztlich werden die Bürger von Cloud-Dienste vorenthalten, und die digitalen Ambitionen Europas werden schwer geschädigt werden.
CISPE
Kann der Digital Markets Act helfen?
Francisco Mingorance, Generalsekretär von CISPE, kommentierte, dass Broadcom durch die Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung von VMware im Virtualisierungssektor unfaire Lizenzbedingungen durchsetzt und damit europäische Cloud-Kunden erpresst.
CISPE fordert einen sofortigen Stopp der Vertragskündigungen und die Möglichkeit für Kunden, aus den von Broadcom aufgezwungenen Mehrjahresverträgen auszusteigen, sobald praktikable Alternativen zur Verfügung stehen.
Die CISPE schlägt des Weiteren vor, Broadcom unter die Gatekeeper-Regelungen des neuen Digital Markets Act zu fassen, da VMware im Jahr 2023 fast 45% des Virtualisierungsmarktes innehatte.
In diesen turbulenten Zeiten steht viel auf dem Spiel für Europas Cloud-Anbieter und deren Kunden. Die Forderung nach einer fairen und wettbewerbsorientierten Marktregulierung ist lauter denn je.