Vendor Lock-in, also die Abhängigkeit von einzelnen IT-Herstellern, besteht aus einer unangenehmen Situation, in der sich viele Unternehmen befinden: Sie stellen früher oder später fest, dass sie für die meisten, wenn nicht sogar für alle ihre technischen Anforderungen von einem einzigen Hersteller oder Lieferanten abhängig geworden sind.
Diese Abhängigkeit kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden: proprietäre Software, nicht-offene Standards oder andere Probleme, die einen Wechsel zu einem anderen Hersteller schwierig, kostspielig oder sogar unmöglich machen. Die feste Bindung an einen bestimmten Anbieter schränkt die Fähigkeit eines Unternehmens stark ein, auf Marktveränderungen zu reagieren, neue Technologien auszuprobieren oder zu übernehmen und mit den Lieferanten günstigere Konditionen auszuhandeln.
Stefan Käser, Solution Architect bei DoubleCloud, erklärt, wie man sich mit Open Source aus der Abhängigkeit von klassischen IT-Anbietern befreit. DoubleCloud aus Berlin ist ein junger Anbieter eines modernen Data-Stacks für End-to-End-Analytik.
Prinzipiell ist es äußerst wichtig, ein möglichst flexibles Technologiepaket zu erstellen, das dem eigenen Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschafft, indem man die neuesten Technologien aus verschiedenen Quellen verwenden, unkompliziert erweitern und dabei auch noch die Kosten senken kann.
Es wird nicht überraschen, wenn wir der Ansicht sind, dass man eine Reihe dieser Vorteile am besten aus der Open Source-Technologie bezieht. Es geht auch darum, wie man am besten die Situation vermeidet, in einen Vendor Lock-in zu geraten und die Flexibilität des eigenen, modernen Technologie-Stacks auf Dauer aufrechterhält.
Vendor Lock-in: Die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter
Wenn ein Unternehmen bei der Deckung seines gesamten Technologiebedarfs von einem einzigen Hersteller und seinen Hard- und/oder Software-Angeboten abhängig wird, schränkt es seine eigenen Möglichkeiten zur schnellen Anpassung an neue Situationen und Anforderungen ein. Diese Abhängigkeit (und man kann es nicht oft genug betonen) macht ein Unternehmen auch extrem anfällig für die Entscheidungen und selbst die Launen eines einzigen Anbieters oder Herstellers: Dies zeigt sich zum Beispiel bei plötzlich verlangten Preiserhöhungen oder der unmotivierten Einstellung von Dienstleistungen oder Produkten.
Aber nicht nur das, man verfügt dann auch über einen besonderen Ausgangspunkt mit Folgen für das gesamte System („single point of failure“), zum Beispiel wenn eine größere Störung auftritt oder wenn ein Lieferant seinen Betrieb einstellt. Man kann auch das eigene Unternehmen als Beispiel nehmen: Welche Folgen hat es, wenn eine proprietäre Software, in die man viel investiert hab, plötzlich wegfällt? Der Wechsel zu einer anderen Software, die den eigenen Anforderungen besser entsprechen wūrde, könnte schwierig oder kostspielig sein, anstatt auf einer veralteten Technologie sitzen zu bleiben, die für den Unternehmenszweck nicht mehr geeignet ist.
Leider ist das noch nicht alles: Die Bindung an einen bestimmten Anbieter kann auch zu höheren Kosten für Upgrades und Wartung führen, da proprietäre Software häufig regelmäßige Upgrades erfordert, die im allgemeinen kostenpflichtig sind.
Die Vorteile einer Open Source-Lösung
Einer der größten Vorteile von Open Source-Lösungen besteht in ihrer Kosteneffizienz. Open Source bedeutet in der Regel, dass solche Produkte kostenlos genutzt werden können und keine Lizenzgebühren anfallen. Dies führt offensichtlich zu sofortigen Einsparungen für ein Unternehmen, vor allem im Vergleich zu proprietärer Software, die teuer in der Anschaffung und bei der Wartung sein kann. Der größte Vorteil besteht jedoch in der Tatsache, dass Open Source-Lösungen auf offenen Standards beruhen, was bedeutet, dass man sie selbst anpassen oder weiterentwickeln kann oder dass man sich in der Open Source-Community nach passenden Ergänzungen umsehen kann.
All dies macht es für Unternehmen leichter und komfortabler, die Lösungen auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen zuzuschneiden. Darüber hinaus verbessert und erneuert die Open Source-Community, die sich aus Entwicklern und Anwendern aus der ganzen Welt zusammensetzt, die Lösungen kontinuierlich und bietet Unternehmen Zugang zu den neuesten Funktionen und Möglichkeiten sowie zu Dokumentationen, Diskussionsgruppen und Anleitungen. Das macht es für Unternehmen, die mit einer bestimmten Technologie noch nicht vertraut sind, natürlich sehr hilfreich und nützlich.
Diese Entwicklung kann besonders für Unternehmen von Vorteil sein, die eine neue Funktion zu ihrem Technologiefundus hinzufügen möchten, ohne sie von Grund auf neu entwickeln zu müssen.
Mit Open Source den Vendor Lock-in an einen bestimmten Hersteller vermeiden
Wenn es darum geht, die Bindung an einen bestimmten IT-Hersteller zu vermeiden, muss man zunächst alle verfügbaren Open Source-Optionen prüfen.
Zu dieser Aufgabe gehört es, dass man zunächst verschiedene Lösungen untersuchen und vergleichen muss, um herauszufinden, welche die beste Lösung für die Anforderungen des eigenen Unternehmens zur Verfügung stellt. Dabei wird man wahrscheinlich Faktoren wie die Funktionen der Lösung, ihre Skalierbarkeit, Sicherheit sowie die Größe und den Handlungsspielraum der Community um die Lösung herum untersuchen müssen.
Danach muss man entscheiden, ob man über die Ressourcen verfügt, um interne Kapazitäten im Unternehmen aufzubauen, da dieser Prozess einige Investitionen in Ressourcen wie Personal und Schulungen erfordert. Man kann auch eine Strategie für den Aufbau eigener Open Source-Lösungen im Unternehmen in Erwägung ziehen, die mehr Kontrolle über den eigenen Technologierahmen verspricht und die Abhängigkeit von externen Produzenten verringert.
Open-Source-Alternativen bevorzugen
Wenn man mit dem Vendor Lock-in zu kämpfen hat, besteht eine häufig angewandte Strategie darin, Open Source-Alternativen gegenüber proprietären Lösungen zu bevorzugen, wenn diese das Ende ihrer Vertragslaufzeit oder ihres Lebenszyklus erreichen. Dazu kann es gehören, dass man den aktuellen Technologieumfang überprüft und Bereiche identifiziert, in denen Open Source-Alternativen verwendet werden können, um proprietäre Lösungen zu ersetzen. Es sollte aber auch ein Verfahren zur Bewertung von Open Source-Alternativen eingeführt werden, wenn neue Technologien in Betracht gezogen werden.
Durch die Festlegung von Prioritäten kann man die Abhängigkeit von Herstellern in Zukunft massiv reduzieren und sicherstellen, dass man über die Flexibilität verfügt, auf mehr versprechende Technologien umzusteigen, sobald diese verfügbar sind.
Bestehende Abhängigkeiten von Herstellern bewerten
Der beste Weg, um mit Open Source-Technologien die größtmögliche Flexibilität im eigenen Technologie-Stack zu erreichen, besteht darin, sich über alle bestehenden Abhängigkeiten von Herstellern im Klaren zu sein. Dazu erstellt man am besten ein Inventar aller Lieferanten, von denen das eigene Unternehmen derzeit abhängig ist, zusammen mit den von ihnen bereitgestellten Technologien und Dienstleistungen. So erhält man einen klaren Überblick darüber, wo das eigene Unternehmen am stärksten von der Abhängigkeit von Herstellern betroffen ist und wo Open Source-Alternativen am besten (und am schnellsten) implementiert werden können.
Anschließend kann man Bereiche identifizieren, in denen ein Vendor Lock-in besteht wie zum Beispiel dort, wo derzeit proprietäre Lösungen verwendet werden oder in denen das eigene Unternehmen in hohem Maße von einem einzigen Hersteller abhängig ist. Nachdem man so viele potenzielle Bereiche wie möglich festgelegt hat, in denen man von nur einem Hersteller abhängig ist, kann man damit beginnen, einen Plan für die Einführung von Open Source-Alternativen und den Ausbau eigener interner Kapazitäten zu entwickeln.
Dazu gehört wahrscheinlich auch die Festlegung realistischer Ziele und Schritte für die Einführung von Open Source-Lösungen, die Beschreibung der erforderlichen Schritte und die Ermittlung der benötigten Ressourcen.
Der Plan muss auch einen Zeitplan dafür enthalten, wann alles implementiert sein soll und wann interne Fähigkeiten aufgebaut werden müssen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass man auf dem richtigen Weg bleibt, um das Ziel einer neuen, überlegenen Open Source-Organisation ohne feste Lizenzgebühren zu erreichen.