Über Jahrzehnte haben sich klassische Banken den Ruf erarbeitet, eher träge und nicht besonders kundenfreundlich zu sein. Doch seit Fintechs und die Betreiber großer Internetplattformen die alteingesessenen Geldhäuser vor sich hertreiben, streben diese mit Nachdruck nach Veränderungen.
Sie wollen neue Produkte und Services zügig zur Marktreife bringen, gesetzliche und regulatorische Vorgaben schneller umsetzen und kurzfristig auf sich verändernde Kundenanforderungen reagieren.
Leider ist das nicht ganz einfach, weil dafür meist technologische Lösungen erforderlich sind, die internen IT- und Entwicklungsabteilungen aber nur über begrenzte Ressourcen verfügen. All die fachlichen, rechtlichen und technischen Anforderungen, die von allen Seiten an sie herangetragen werden, können sie unmöglich umsetzen. Priorität haben in der Regel große Transformationsprojekte, die langfristige, strategische Ziele erfüllen. Kleinere Tools und Anpassungen, die Kunden oder Mitarbeitern das Leben erleichtern, fallen häufig unter den Tisch oder landen in riesigen, kaum abzuarbeitenden IT-Backlogs.
Was also tun, um agiler zu werden, ohne noch mehr individuelle Datenverarbeitung (IDV) mit Excel, Notes und manuellen Arbeitsschritten aufzubauen? Schließlich verlangen sowohl der Compliance-Standard BCBS 239 als auch die BaFin-Anweisungen BAIT und MaRisk (BA) nach mehr Automatisierung und unveränderbaren Abläufen.
Einen Ausweg bieten Citizen-Developer-Projekte auf Basis moderner Low-Code-Plattformen. Diese binden Spezialisten aus den Fachabteilungen – die Citizen Developer – eng in die Entwicklungsprozesse ein und gestatten ihnen, Business-Apps weitgehend selbstständig aus fertigen Software-Bausteinen zusammenzubauen und komfortabel anzupassen. Dank visueller Modellierungstools sind dafür keine Programmierkenntnisse notwendig. Das entbindet IT- und Entwicklungsabteilungen zwar nicht völlig von den Entwicklungsaufgaben, aber sie können sich auf die Bereitstellung der Komponenten, Integrationen und IT-Governance konzentrieren. Dadurch bleibt ihnen mehr Zeit für die klassische Software-Entwicklung und die großen Transformationsprojekte.
Die vorgefertigten Bausteine lassen sich wiederverwenden, sodass die Citizen Developer ein breites Spektrum an Apps und Tools erstellen können. Besonders gute Plattformen verknüpfen die Low-Code-Fähigkeiten mit einem Case Management, das im Hintergrund intelligent die Prozesse steuert – etwa alle benötigten Daten zusammenstellt, Handlungsempfehlungen gibt, die nächsten Bearbeitungsschritte einleitet und Daten nach der Bearbeitung wieder in die Ursprungssysteme zurückspielt.
Durch die vorgefertigten Bausteine sind die neuen Apps und Tools sehr einheitlich, von hoher Qualität und stark standardisiert, entsprechen also internen Richtlinien und lassen sich leicht pflegen. Viele Tests und Prüfungen – etwa auf Sicherheit, Performance und Stabilität – nehmen gute Low-Code-Plattformen automatisch vor. Zudem bieten sie detaillierte Audit-Trails: Sie dokumentieren genau, wer Änderungen an den Anwendungen und Regelwerken vornimmt, und auch die Apps und Tools lassen sich so gestalten, dass sie mitprotokollieren, wer beispielsweise Freigaben erteilt oder Daten geändert hat. Um die Vorgaben von BCBS 239, BAIT und MaRisk (BA) zu erfüllen, ist so etwas natürlich perfekt.
Allerdings hält der Markt viele Low-Code-Plattformen bereit, die sich teilweise nur für sehr spezielle Anwendungsfälle eignen oder nur das Zusammenklicken neuer Frontends bieten. Um keinen großen Zoo aus verschiedenen Plattformen aufzubauen, die nicht richtig zueinander passen und einen großen Verwaltungsaufwand verursachen, sollten Banken darauf achten, zu mächtigen Lösungen zu greifen, die unter anderem dank Case Management mit KI und Rules Engine eine breite Palette von Anwendungsfällen unterstützen. Mit einer solchen Plattform bauen Citizen Developer geschwind kleine Helfer für den Geschäftsalltag, die etwa Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführen und aufbereiten oder einen Freigabeprozess automatisieren. Sie können aber auch komfortabel neue Tools und Services für Kunden bereitstellen, beispielsweise einen Chatbot für die Website oder ein neues Frontend für den Daten-Upload nebst automatisiertem Prüfprozess im Hintergrund.
Sind Anpassungen an Oberflächen oder Abläufen notwendig, um die Kundenerfahrung zu verbessern, lassen sich diese anders als früher ohne Unterstützung aus IT- und Entwicklungsabteilungen umsetzen. Auch Änderungen an den Regelwerken, wenn sich zum Beispiel die Konditionen eines Förderprogramms verändern, können Citizen Developer umgehend selbst vornehmen. Letztlich ermöglicht ihnen die richtige Low-Code-Plattform eine Software-Entwicklung im Self-Service, sodass Fachabteilungen deutlich schneller und flexibler auf neue Anforderungen und Krisensituationen reagieren können – die Bank als Ganzes wird agiler und vermag ihre wertvollen IT- und Entwicklungsressourcen viel zielgerichteter einzusetzen.
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