Die Welt steht für Entwickler:innen nie still. Ständig neue Technologien, Sprachen, Frameworks. Dazu kommt nun noch ChatGPT, Copilot X und andere KIs, die teilweise Programmierarbeit übernehmen können. Das führt dazu, dass nicht mehr nur Hard Skills, wie Kenntnisse von verschiedenen Sprachen gefordert sind, sondern auch andere Fähigkeiten. Gute “People Skills” werden immer wichtiger für Entwickler:innen.
“Hard Skills kann man lernen, seine Persönlichkeit hingegen nur schwer ändern”, sagt Dustin Müller, Director People & Culture bei Turbine Kreuzberg. “Wir schauen bei unserem Bewerbungsprozess viel mehr auf die Person – wie sie ist, welche Werte sie vertritt – anstatt nur die Hard Skills abzuhaken.”
Doch welche Fähigkeiten zeichnen heutzutage eine:n gute:n Entwickler:innen aus?
Ein großes Thema, das immer wieder genannt wird, ist Kommunikation.
“Wenn es Probleme bei Software-Projekten gibt, liegt das meiner Erfahrung nach zu 99% an der Kommunikation”, sagt Bernd Alter, Co-CTO von Turbine Kreuzberg. “Etwas wurde falsch, unvollständig oder gar nicht kommuniziert, jemand hat Annahmen getroffen, aber nicht verifiziert, man hat aneinander vorbeigeredet. Solche Sachen kommen immer wieder vor.”
Der Trend in der Entwicklung geht weg vom alleinigen Coden, hin zum Ensemble-Programming. Das heißt, zwei oder gar mehrere Softwareentwickler arbeiten gemeinsam an einer Aufgabe/Funktionalität. Hier ist es zwingend nötig, in den Dialog mit anderen Entwickler:innen zu treten und sich ausdrücken zu können: Was man vorhat, wie man es machen möchte, etc. Und dabei in einer Art und Weise zu kommunizieren, dass es der Pairing-Partner versteht.
“Es ist ja nicht nur Kommunikation im Allgemeinen, sondern auch spezifisch im Bereich Coding”, sagt Sergio Godinho, Team Architect bei Turbine Kreuzberg. “Ein:e Entwickler:in muss kommunizieren können, was sie gerade programmieren möchte, und so dass jemand Anderes es auch versteht.”
Darüber hinaus werden Coding-Projekte immer komplexer. Mehr digitale Geschäftsprozesse bedeuten größere und komplexere IT-Landschaften in Unternehmen. Neue Tools und Arbeitsweise ermöglichen abteilungsübergreifende Projekte. Kommunikation spielt daher nicht nur in immer größeren Teams an Developern eine Rolle, Entwickler:innen müssen entsprechend auch mit vielen unterschiedlichen Leuten und Positionen sprechen können, beispielsweise mit Product Ownern, DevOps oder Kund:innen. Entwickler:innen mit guten Kommunikationsfähigkeiten sind hier im Vorteil.
Teamplayer sind gesucht
Ein weiterer Faktor, der durch zunehmend gemeinsames Programmieren ebenfalls hinzukommt, ist Teamfähigkeit. Da mehr im Team gearbeitet wird, müssen Entwickler:innen auch besser im Team arbeiten können. Die oben angesprochene Kommunikation ist dabei ein wichtiger Punkt, aber auch andere People Skills, wie Empathie oder die Akzeptanz anderer Meinungen, sind nicht zu unterschätzende Eigenschaften. Ein zu starker Fokus auf die eigene Karriereleiter kann einen zudem im Team ins Abseits befördern.
“Wir schauen sehr darauf, dass die Entwickler:innen, die bei uns anfangen, auch echte Teamplayer sind”, sagt Dustin Müller, Director People & Culture bei Turbine Kreuzberg. “Das heißt, zeigen sie Empathie, was erzählen sie von sich selbst, können sie auch ihre eigene Perspektive hinterfragen? Teamplayer sind gefragt, nicht Leute, die für ihre Karriere auf bestimmte Jobtitel scharf sind.”
Mit agilen Arbeitsweisen wie Scrum oder Ähnlichem erhalten Entwickler:innen zudem häufig und viel Feedback. Damit umzugehen, es anzunehmen, eine gewisse Kritikfähigkeit aufzubauen, ist daher für Developer, die vorankommen wollen, sehr wichtig.
Komplexität herunterbrechen
Die zunehmende Komplexität fordert von Entwickler:innen noch weitere Aspekte. Die Fähigkeit, sich in komplexe Felder einzuarbeiten, und diese dann in kleinere Teilaspekte herunterbrechen zu können, ist ebenfalls ein wichtiger Skill geworden, gerade in Bezug auf kurze Entwicklungszyklen oder Trunk-based Development. Dazu gehört auch ein gewisser Blick fürs Detail. Sich penibel in die einzelnen Aspekte einzuarbeiten und kreativ Lösungen für Probleme zu finden, zeichnet eine:n gute:n Entwickler:in aus.
“Hier trennt sich wirklich die Spreu vom Weizen”, meint Moritz Deissner, Technical Director bei Turbine Kreuzberg. “Es hat sich gezeigt, dass Entwickler:innen, die komplexe Themen in kleinere, lösbare Inkremente aufteilen und kollaborativ im Team lösen können, viel performanter arbeiten. Gute Entwickler:innen ermitteln Technologie-agnostisch aus den gegebenen Funktionsanforderungen des Projektes heraus die passende Software-Architektur.”
Ein Eifer nach Neuem, nach Lernen zeichnet eine:n gute:n Entwickler:in aus. Sie geben sich nie zufrieden mit dem Wissen, das sie momentan haben. Stattdessen tragen sie eine Lust in sich, stets etwas Neues anzufangen, etwas Neues auszuprobieren. Dies hilft auch im sich rasant ändernden Arbeitsalltag eines Developers, da er dadurch flexibler auf Änderungen im sich wandelnden Markt reagieren kann.
Remote Working
Immer mehr Jobs für Entwickler:innen werden auch als Remote-Option angeboten. Hier müssen Developer eine gute Selbstorganisation vorweisen. Beim Arbeiten von zu Hause aus kann es schwierig sein, konzentriert und produktiv zu bleiben. Daher ist Selbstorganisation wichtig, um sicherzustellen, dass die Arbeit effizient und effektiv erledigt wird. Aber auch im Joballtag allgemein hilft eine hohe Organisationsfähigkeit.
“Home-Office verlangt einfach von den Entwickler:innen ein gewisses Maß an Selbstorganisation”, sagt Sergio Godinho, Team Architect bei Turbine Kreuzberg. “Es ist aber auch eine Gelegenheit für persönliches und berufliches Wachstum. Tricks, wie der Aufbau von Routinen, das Setzen eigener, klarer Ziele, das Einlegen von Pausen oder der Einsatz von Hilfsmitteln zur Vernetzung können dabei helfen, auch im Home-Office effizient zu arbeiten.”
Zudem ist auch im Home-Office Teamfähigkeit gefragt. Gerade für Online-Meetings müssen Entwicklungsteams einen Konsens finden. Bleibt die Kamera immer an? Nutzt man die Hand-heben-Funktion, um Andere ausreden zu lassen? Werden Themen eher persönlich im Gespräch oder schriftlich geklärt? Nur wenn Entwickler:innen als Team zusammenfinden, können sie auch effektiv arbeiten.
Hard Skills, wie Projekterfahrung oder das Wissen um verschiedene Programmiersprachen und Frameworks, werden auch weiterhin mitentscheidend sein, bei der Frage, welcher Developer den Job bekommt. Die Arbeitswelt verändert sich jedoch. People Skills, wie Kommunikationsfähigkeit, Teamwork, Logik- und Abstraktionsfähigkeiten, sowie Flexibilität und Wissbegierde, sind Fähigkeiten, die immer entscheidender im Einstellungsprozess werden. Denn sie sind das, was eine:n gute:n Entwickler:in heutzutage von der Masse abheben lässt.