Auch das Drucken wandert unaufhörlich in die Cloud. Konzipiert anfangs nur für den Einzelarbeitsplatz, hat Google Cloud Print hier in den vergangenen Jahren eine eindrucksvolle Karriere hingelegt. Fast jeder Druckerhersteller hat die Schnittstelle implementiert und zahllose Unternehmen nutzen inzwischen cloudbasiertes Drucken via Google, weil es einfach sowie unabhängig von Endgerät und Ort ist.
Wenn damit nun Ende 2020 Schluss ist – Google stellt den Dienst zum 31. Dezember nach zehnjähriger Betaphase ein – startet Microsoft mit seiner neuen Cloud-Printing-Lösung „Universal Print“ fast zeitgleich durch. Ist Universal Print aber wirklich eine Alternative zu Google Cloud Print?
Dabei handelt es sich um einen Azure Service, der es Windows-10-Rechnern erlaubt, über einen Druckdienst in der Cloud an Drucker, die diesen Dienst installiert haben, Druckaufträge zu versenden. Universal Print ersetzt Druckserver im Unternehmen und arbeitet mit einem universalen XPS-Druckertreiber auf den Rechnern; die lokale Treiberinstallation auf den einzelnen Geräten entfällt also. Die bisherige Cloud-Printing-Lösung von Microsoft, Hybrid Cloud Print, war noch mit komplizierten Konfigurationen von On-Premises- und Cloud-Komponenten verbunden. Universal Print hingegen verlagert das Drucken ins Netz – eine deutliche Vereinfachung.
Drucken nur für Microsoft-Kunden
Darin, dass Microsoft pünktlich zum Ende von Google Cloud Print nun seine neue Cloud Printing Lösung als Nachfolger präsentiert, sehen viele ein abgestimmtes Spiel. Doch viel mehr, als dass beide Lösungen sich mit Drucken in der Cloud beschäftigen, haben sie nicht gemeinsam. So dürfte sich die Microsoft-Lösung nur in einigen Fällen als probater Ersatz erweisen, in den meisten jedoch nicht. Das geht schon mit den Kosten los: War die Google-Lösung grundsätzlich frei nutzbar, adressiert Universal Print nur zahlende Microsoft-Kunden. Sollen über die Administratoren hinaus weitere User zum Drucken berechtigt werden, müssen diese in Azure Active Directory explizit hinzugefügt werden. Das Berechtigungsmanagement ist daher obligatorisch.
Das Produkt ist erkennbar auf die eigene Umgebung zugeschnitten. Es unterstützt nur Windows- 10-Geräte ab Version 1903 – keine mobilen Clients mit Android und Chrome – und beinhaltet eine API nur für Drucker und Druckmanagementhersteller, nicht für Softwareanwendungen. Einfache Registrierung per Mail und verwendbar für jedes Internet-verbundene Gerät – von dieser Offenheit bei Google Cloud Print wird man sich mit Microsoft Universal Print verabschieden müssen.
Es wird also ein wenig komplizierter. Wer künftig eine cloudbasierte Drucklösung als Ersatz für Google Cloud Print sucht, die auf die eigenen Unternehmensanforderungen zugeschnitten ist, sollte sich am Wegesrand umsehen. Zum einen haben die jeweiligen Druckerhersteller inzwischen selbst Cloud-Printing-Lösungen eingeführt, die sich freilich auf eigene Produkte beschränken. HP Reprint und PrinterOn (inzwischen auch unter dem Dach von HP) wären hier zu nennen.
Vielversprechende Drittprodukte
Daneben gibt es eine Reihe interessanter Drittprodukte, bei denen sich ein prüfender Blick lohnen könnte, z.B. ezeep. Das Produkt ist vor einiger Zeit unter dem Dach des Drucklösungsexperten ThinPrint gelandet. Dieser hat daraufhin gemeinsam mit Microsoft eine für Windows Virtual Desktop (WVD) optimierte Version des Cloud-Printing-Services auf Basis von Azure entwickelt, die sich mittlerweile als die Drucklösung für WVD etabliert hat. Unternehmen, die mit den Remote Desktop Services von Microsoft Cloud Printing betreiben, müssen entweder einen lokalen Printserver via VPN anbinden oder eben den Service eines Drittanbieters wie ezeep von ThinPrint nutzen.
ezeep wird als voll funktionsfähige Google-Cloud-Print-Alternative vermarktet. Es beinhaltet u.a. eine Kostenkontrolle, die man bei der Google-Lösung so nicht findet. Der User erhält hier eine Information darüber, wo unnötig hohe Kosten verursacht werden – beispielsweise durch unter- oder überlastete Geräte – und kann die Leistung für jeden Drucker in der Folge optimieren. Drucken kann mit ezeep als Dienstleistung angeboten werden, gegen Gebühr also, während der Dienst aus der Ferne verwaltet wird. Über eine auf bestehenden AD-Rechten basierende automatische Druckerzuordnung lässt sich mit ezeep kontrollieren, wer Zugriff auf welche Geräte hat, und auch die Drucker selbst lassen sich mit der Lösung einschränken bzw. kontrollieren: Teure Exemplare mit kostenintensiver Wartung (bis hin zu spezifischen Funktionen wie Duplex) werden dann auf die Teams beschränkt, die sie wirklich benötigen.
Was die Funktionsbreite angeht, ist die Lösung ihren Konkurrenzprodukten offensichtlich ein Stück voraus. Einige sind zwar ebenso cloudbasiert wie ezeep, werden aber vor allem eingesetzt, um lokale Drucker den Endgeräten zuzuweisen. Bei anderen wie Papercut wurde kritisiert, dass zur Ausführung der Software ein dedizierter Server verwendet wird, sich die User für jeden einzelnen Druckvorgang autorisieren müssen, spezielle Hard- und Software für Kopierer benötigt wird und auch nicht alle Modelle unterstützt werden.
Fazit
Es wird spannend, auf welche Lösungen Unternehmen setzen werden, die bisher Google Cloud Print nutzten. Eines ist sicher: Langsam wird es Zeit, sich nach einer geeigneten Alternative umzuschauen, die alle Bedürfnisse erfüllt. Dass ezeep hier weit vorn mitspielen wird, davon kann ausgegangen werden.