Frédéric Desbiens, Program Manager IoT & Edge Computing bei der Eclipse Foundation ordnet aktuelle Entwicklungen ein und prognostiziert gute Aussichten für Open-Source im Bereich Iot und Edge Computing.
1. Rust wird auf kleine (constrained) Devices – und sogar in der Cloud – wachsen
C ist immer noch die Nummer eins der Programmiersprachen für kleine (constrained) Devices, C++ rangiert unter den Top 5. Dafür gibt es viele Gründe: C ist schnell, betriebssystemübergreifend und bildet die Basis für ein ganzes Ökosystem aus Tools, Frameworks und Bibliotheken. Aber es gibt auch Schattenseiten wie z.B. Pufferüberlauf. Hier hat sich Rust mit seiner fehlerfreien Speicherverwaltung und kostengünstigen High-Level-Abstraktionen in den letzten Jahren zu einer echten Alternative entwickelt und ist auf dem besten Weg, als C-Ersatz für die Linux-Kernel-Entwicklung akzeptiert zu werden.
In der Eclipse-Community wird Rust von Eclipse zenoh bereits ausgiebig genutzt. Auch RedHat hat im Rahmen des Drogue-IoT-Projekts ebenfalls einen Stack sowohl für kleine (constrained) Devices als auch für die Cloud entwickelt. Diese beiden Projekte werden sich dieses Jahr weiterentwickeln, gemeinsam mit weiteren Rust-basierten Projekten in unserem Ökosystem.
2. Open-Source-Hardware wächst weiter
Noch besser als Open-Source-Software ist Open-Source-Software, die auf Open-Source-Hardware läuft. RISC-V hat in den letzten Jahren einen erheblichen Aufschwung erlebt. So gaben acht Prozent der Teilnehmer der Eclipse IoT & Edge Developer Umfrage aus dem Jahr 2021 an, dass sie ISA-basierte Prozessoren verwenden. Außerdem gaben sechs Prozent an, Chips einzusetzen, die auf den von der OpenHW Group entwickelten Open-Source-CORE-V-Designs basieren.
Es ist davon auszugehen, dass diese Zahlen dieses Jahr weiter steigen werden. IoT-Entwickler benötigen stabile, validierte Plattformen, mit denen sie verlässlich arbeiten können. Genau das liefert CORE-V, kombiniert mit einer Flexibilität, die die meisten proprietären Designs einfach nicht bieten können.
3. Die Entwicklung geht Richtung Software-defined Everything
In seiner Rede zum 10-jährigen Bestehen der Eclipse IoT Working Group geht Mike Milinkovich, Executive Director der Eclipse Foundation, davon aus, dass der Begriff “IoT” für Entwickler irgendwann keine Rolle mehr spielen wird. Wenn ein Großteil der Geräte sowieso miteinander verbunden sein wird, macht es keinen Sinn mehr, vom “Internet der Dinge” zu sprechen.
Auf Basis dieser Aussage kann man den alternativen Begriff „Software-defined Everything“ vorschlagen. In der Vergangenheit wurden die Funktionen der meisten Geräte bei der Produktion festgelegt. In Zukunft werden die meisten Geräte über Internetanschlüsse und Rechenleistung verfügen. Mit anderen Worten: Ihre Software wird ihre Eigenschaften hauptsächlich bestimmen.
4. 5G wird Realität
Die Telekommunikationsanbieter sind schon seit einiger Zeit mit dem Aufbau der 5G-Infrastruktur beschäftigt. Die meisten High-End-Smartphones unterstützen 5G, obwohl sie nicht alle verfügbaren Frequenzbereiche nutzen können. Und dass 5G ernst zu nehmen ist, wird spätestens dann klar, wenn Amazon anbietet, private 5G-Netzwerke in Fabriken und Firmengeländen zu bauen.
5. 2022 ist das Jahr des Sparkplug
Alle am Eclipse Sparkplug Specification Project Beteiligten haben 2021 intensiv daran gearbeitet, die Sparkplug-Spezifikation weiterzuentwickeln. Dieses Jahr wird die erste Version im Rahmen des Eclipse Foundation Specification Process veröffentlicht und das Sparkplug-Kompatibilitätsprogramm als solide Grundlage für das Wachstum der Arbeitsgruppe und der Technologie starten. Obwohl MQTT in Entwicklerumfragen schon seit einiger Zeit als das führende IoT-spezifische Protokoll gilt, ist die mangelnde Interoperabilität im MQTT-Ökosystem immer noch ein Anliegen. Sparkplug ändert dies und wird deshalb im Jahr 2022 ein erhebliches Wachstum verzeichnen.