Die Umstrukturierungen, die Broadcom bei VMware vorgenommen hat, lassen viele Unternehmen über Alternativen nachdenken. Doch wer eine Migration in Betracht zieht, sollte sich laut Gartner auf ein kostspieliges, zeitaufwendiges und risikobehaftetes Projekt einstellen.
Das ist die zentrale Botschaft der neuen Analyse “Estimating a Large-Scale VMware Migration” des Marktforschungsunternehmens Gartner. Einer der Autoren, VP-Analyst Michael Warrilow, gibt zu bedenken, dass eine Migration für Organisationen mit mindestens 2.000 virtuellen Maschinen und 100 Hosts zwischen 18 und 48 Monaten dauern kann. Die Kosten pro virtueller Maschine belaufen sich auf 300 bis 3.000 US-Dollar, wenn externe Dienstleister hinzugezogen werden.
Hoher personeller Aufwand für die Planung
Bereits die erste Bestandsaufnahme benötigt laut der Analyse sieben bis zehn Vollzeitmitarbeiter über einen Zeitraum von einem Monat. Die technische Evaluierung möglicher Alternativen erfordert weitere sechs Experten, die bis zu neun Monate mit der Analyse verbringen. Die anschließende Planung und Testphase hängt stark von der Komplexität der vorhandenen Infrastruktur und Anwendungen ab.
Warrilow betont, dass viele Unternehmen VMware primär als Virtualisierungsanbieter betrachten und dabei übersehen, dass es sich bei der Broadcom-Sparte um weit mehr handelt. „Die Migration von VMwares Server-Virtualisierungsplattform würde bedeuten, viele Aspekte dieser Investitionen zu entwirren“, heißt es in der Gartner-Analyse. Unternehmen, die mehrere VMware-Komponenten nutzen, sollten VMware daher zuerst als Netzwerk-Anbieter, dann als Speicher-Lieferanten, drittens als Management-Tools-Provider und erst danach als Virtualisierungsanbieter sehen. Die Migration von Netzwerken, Speichern und Management-Werkzeugen sei oft weitaus komplizierter als der Wechsel des Hypervisors selbst, sagte er gegenüber The Register.
Untätigkeit könnte teuer werden
Viele VMware-Kunden haben laut Warrilow noch nicht mit der Migration begonnen. „Jeder fragt, was die anderen tun, und die anderen fragen, was die anderen tun, sodass letztendlich niemand wirklich etwas unternimmt“, beschreibt er die derzeitige Situation. Diese Abwartehaltung könnte jedoch dazu führen, dass Unternehmen wertvolle Zeit verlieren. Er warnt davor, das Jahr 2025 ungenutzt verstreichen zu lassen, denn Broadcom vergibt primär zwei- bis dreijährige Lizenzen. Wer zu lange zögert, müsste seine VMware-Lizenz möglicherweise erneut verlängern – womöglich zu noch höheren Preisen.
VMware: Das neue Mainframe?
Warrilow zieht einen interessanten Vergleich: Er bezeichnet VMware als „das neue Mainframe“ – also als eine Technologie, die trotz neuer Alternativen in vielen Unternehmen bestehen bleibt, weil eine Umstellung schlicht zu aufwendig oder riskant wäre. Broadcom hingegen argumentiert, dass seine VMware Cloud Foundation weit mehr sei als nur eine klassische Virtualisierungsplattform. Vielmehr biete sie eine effiziente und kostengünstige Lösung für private Cloud-Infrastrukturen.